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Schatten

Schatten: sich vor seinem/dem (eigenen) Schatten fürchten

Umschreibung: überängstlich sein [DUW: Schatten]; gesteigerte Angst empfinden, ganz natürliche Erscheinungen in einer Gespensterfurcht verkennen, sich ohne Ursache fürchten [ROE: Schatten]

Analyse der Bedeutung: Der Schatten ist ob seiner Spezifika fest im magischen Aberglauben etabliert (zur Etymologie und Wortgeschichte siehe den Beleg über seinen (eigenen) Schatten springen↗). Die Wendung sich vor seinem eigenen Schatten fürchten rekurriert auf die durch den Schatten beschriebenen Folgegeister. Diese Geister resp. beseelten Schatten lösen sich als „zweites Ich" von der schattenwerfenden Person; zum einen als gute, zum anderen als böse Geister, die einen das Fürchten lehren können. [Vgl. HdA: Analogiezauber, Animismus; vgl. ROE: Schatten] Daraus ergibt sich die übertragene Bedeutung ‚hypochondrisch ängstlich sein', wenn der eigenen Schatten gefürchtet wird. [RR] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl. to be scared of one's own shadow [dict.cc] - Querverweis: über seinen/den (eigenen) Schatten springen - Figuriertheit: Komik

 

 

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Schatten: über seinen/den (eigenen) Schatten springen

Umschreibung: über sich selbst hinauswachsen, etw. tun, was große Überwindung verlangt [DUW: Schatten]; etwas Unmögliches vorhaben, sich grundlegend durch eine große Willensanstrengung ändern wollen, was für längere Zeit nicht durchführbar ist [ROE: Schatten]; sich über eigene Bedenken hinwegsetzen; seine Wesensart zu ändern suchen (ohne es zu können) [KUE: Schatten]

Analyse der Bedeutung: Der Schatten, ahd. scato bzw. mhd. schate, kann möglicherweise mit außergermanisch, griechisch skótos in der Bedeutung ‚Finsternis, Dunkel’ [PF: Schatten] in Verbindung gebracht werden; weitere Angaben zur Herkunft sind unsicher. [Vgl. PF: Schatten] In der magisch-abergläubischen Tradition wird der Schatten als „Personifizierung" der menschlichen Seele interpretiert, was auf den Sympathieglauben zurückzuführen ist. Analogiehandlungszauber funktionierten mit Schatten, ähnlich den Namen (siehe den Beleg das Kind beim Namen nennen↗), die als Nachahmungsmedium zum Zweck der magischen Handlung dienen. Die als Schatten figurierte menschliche Seele gehe dem Menschen voraus und folge ihm, ferner lieferte diese abergläubische Überzeugung das Fundament für den Glauben an Folge- und Schutzgeister und andere übernatürliche Wesen. Der Schatten werde demnach als zweites Ich verstanden, durchaus befähigt, selbstständig zu agieren. [Vgl. HdA: Analogiezauber, Animismus; vgl. ROE: Schatten; vgl. KLU: Schatten; vgl. PF: Schatten] In der Wendung über seinen Schatten springen wird neben der in diesem Fall nur bedingt bedeutsamen physikalischen Ursache auch ebendiese unsichtbare Verbindung zwischen dem Schatten und der schattenwerfenden Person nachgezeichnet. Springt jemand im übertragenen Sinn über seinen Schatten, handelt die Person entgegen den üblichen Gepflogenheiten und Routinen. [RR] - Entstehungszeit: 1920 ff. [KUE: Schatten]; 18. Jh. [vgl. DWG: Schatten] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl. a leopard cannot change its spots [LA]; frz. se faire violence [pons.de] - Querverweis: etwas/das Kind beim Namen nennen; zweites Gesicht; sich vor seinem/dem (eigenen) Schatten fürchten

 

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Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



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