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flöten

flöten: flöten gehen

 

Umschreibung: 1.) verloren gehen, abhanden kommen [DUW], verschwinden, zugrunde gehen [Rö]; vertan werden. [Kü, S. 8902]; schwinden [Gr] 2.) entzweigehen [DUW]

Historische Analyse: 1.) zu gaunersprachlich 'Flöte', verhüllend für 'Gefängnis' [DUW] 2.) vieldiskutierte Redensart, deren Herkunft noch nicht mit Sicherheit geklärt ist. Im Grimmschen Wörterbuch (III, 1824) wird sie aus dem Deutschen abgeleitet als 'schwinden, dahin tönen in die Luft, wie der verhallende Laut einer Flöte'; in älteren Auflagen des Borchardt-Wustmann wird die Redensart gedeutet als: 'mit einer Flöte davongehen, um sich als Musikant durch die Welt zu schlagen' (5. Auflage 1895), oder als 'pissen gehen' (6. Auflage 1925). Für diese letzte Deutung spricht auch die niederländische Wendung des 17. Jahrhunderts 'weggaan om te fluiten', wo 'fluiten' soviel wie 'urinieren' heißt; auch in anderen Sprachen hat sich dieser Ausdruck ausgeweitet zu der Bedeutung 'sich wegschleichen', zum Beispiel niederdeutsch 'ga wat pissen', pack dich weg, französisch 'envoyer pisser (chier) quelqu'un' (äußerst derb), jemanden wegjagen, »pisser à l'anglaise« (heute ungebräuchlich), heimlich weggehen, deutsch 'sich wegpissen', 'sich verpissen', davonschleichen. In Trübners 'Deutschem Wörterbuch' (II,396) wird die Wendung erklärt aus dem hebräischen peleta = 'Entrinnen, Rettung', das über ostjüdisch plete auch unser Pleite ergab; 'peleta' lautete in portugiesisch-hebräischer Aussprache feleta, gelangte in die Niederlande, schlug im 17. Jahrhundert in der Amsterdamer Geschäftssprache Wurzel und drang von da aus weiter nach Osten. Dieser Deutung ist neuerdings oft widersprochen worden, indem man auf die ursprüngliche Ableitung von 'flöten' zurückkam. Niederdeutsch 'fluiten gan' = verschwinden, durchbrennen, ist bereits 1578 und 1650 nachweisbar, 1755 in Richeys 'Hamburgischen Idiotikon' (63): 'Dat Geld is fleuten gahn', was nicht für die Ableitung aus dem Hebräischen spricht, sondern einen niederdeutschen oder niederländischen Ursprung der Redensart wahrscheinlich macht; im Niederländischen ist die Wendung heute ebenfalls noch verbreitet, meist in der Form 'fluiten gaan'; in Limburg 'Hä is fleute pipe', er ist weg. So ist auch der Ausdruck 'Flötepiepen' allgemein verbreitet, um die Ablehnung eines Gedankens auszudrücken, ähnlich wie 'Denkste' oder 'Pustekuchen'. In Norddeutschland ist das Wort 'Fläutjepiepen' oft verbunden mit der Geste des unter der Nase vorbeistreichenden Zeigefingers, in der Bedeutung: danebengegangen, mißglückt [Rö]. 3.) Man hört aber auch: Es geht fleethen. Von Fleeth, Fleûth = Bach. Also im Bach verloren gehen. (Preussische Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten. Gesammelt von (Lehrer) H. Frischbier. Königsberg 1864, Nummer 188.) [Wa, S. 11425] - Entstehungszeit: bereits 1578 im Niederdeutschen nachweisbar [Rö] - Gebräuchlichkeit: umgangssprachlich [DUW]

 

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flöten: jemandem ins Ohr flöten

 

Umschreibung: jemandem mit einschmeichelnder, hoher Stimme ins Ohr sprechen [DUW]; schmeichlerisch, affektiert, unnatürlich sprechen. [Kü, S. 8900]

Historische Analyse: Man formt den Mund so, als wolle man flöten [Kü, S. 8900]. Weil der hohe Ton von Flöten meist als angenehm empfunden wird, wurde diese Eigenschaft auch auf die menschliche Stimme übertragen: mit hoher, schmeichlerischer Stimme sprechen. Da die 'flötende' Stimme nicht der normalen Stimmlage entspricht, wird sie als affektiert und unnatürlich empfunden [HS]. - Entstehungszeit: 19. Jahrhundert [Kü, S. 8900]

 

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Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



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