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Schwanengesang

Schwanengesang: der Schwanengesang (eines Künstlers) sein

 

Umschreibung: 1.) letztes Werk (besonders eines Komponisten oder Dichters) [DUW]; letzter Auftritt als Schauspieler oder Sänger, letzte Rede kurz dem Tod eines Künstlers, das letzte Werk eines Schriftstellers oder Gelehrten [Rö] 2.) letztes Aufleben einer zu Ende gehenden Epoche oder Ähnlichem [DURE]

Historische Analyse: Die Redensart läßt sich bis ins klassische Altertum zurückverfolgen. Die Griechen hielten den Schwan für ein prophetisches Tier, dem Apollon die Gabe der Weissagung geschenkt habe. Sie glaubten, daß die Schwäne deshalb auch ihren eigenen Tod ahnten und kurz vorher bewunderungswürdige Klagelaute hören ließen. Schon Aischylos verglich die letzten bedeutungsvollen Worte eines Menschen mit dem Todeslied des Singschwans (Cycnus musicus), indem er im 'Agamemnon' (V. 1445) Klytämnestra von der Seherin Kassandra sagen ließ: 'Daß sie nach Art des Schwanes letzte Todesklage zu singen anhob'. Cicero wendete denselben Vergleich in 'De oratore' (III, 2, 6) auf den Redner L. Crassus an, der kurz danach starb, als er eine Rede gehalten hatte: 'Illa tanquam cycnea fuit divini hominis vox et Oratio' (= Das war gleichsam die Schwanenrede des außerordentlichen Mannes). Vergleiche Plato, Phaedon, Cap. 35; Cicero, Tusc. I, 30, 73. Der singende Schwan war auch bei den Germanen bekannt, doch hielt man dies bis zur Mitte des vorigen Jahrhundert für eine Sage, weil keine singenden Schwäne beobachtet werden konnten. Dies erklärt sich daraus, daß es in Europa zwei Arten von Schwänen gibt, wovon nur die stumme Art des Höckerschwans auf Deutschlands Seen und Teichen zu finden ist. [...] Sehr auffällig ist jedoch, daß das Substantiv Schwanengesang in übertragener Bedeutung sich erst aus der Mitte des 16. Jahrhunderts belegen läßt, was wahrscheinlich auf den Einfluß von Ciceros 'De oratore' beruht, da das Werk in dieser Zeit viel gelesen wurde [Rö]. Später wurde der Begriff dann weiter gefaßt. So wurden die letzten dreizehn hinterlassenen Lieder von Franz Schubert (1797-1828) mit Texten von Ludwig Rellstab, Heinrich Heine und Gabriel Seidl beispielsweise von dem Musikverleger Tobias Haslinger zu einem Zyklus zusammengefaßt und unter dem Titel 'Schwanengesang' herausgebracht. Der Schriftsteller Klaus Mann (1906-1949) bezeichnet in seinem Lebensbericht 'Der Wendepunkt' den berühmten Roman seines Vaters Thomas Mann 'Buddenbrooks' (1901) als den 'epischen Schwanengesang des deutschen Bürgertums' [DURW]. - Entstehungszeit: seit der Mitte des 16. Jahrhunderts [Rö] - Gebräuchlichkeit: gehoben [DUW] - Fremdsprachen: niederländisch 'Hij zingt zijn zwanenzang'; englisch 'It is the swan Song'; französisch 'C'est le chant du cygne'; schwedisch 'Han haar gjört sin sidsta swanesang' [Rö]

 

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Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



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