Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Inhalt:

Engel

Engel: (mein) Engel

 

Umschreibung: 1. Benennung geliebter Personen beyderley Geschlechtes [Adel, S. 1811] 2. Kosename für eine geliebte (weibliche) Person [Sch]

Historische Analyse: 1. unschuldige kinder heiszen vorzugsweise engel [Gr, Bd. 3 Sp. 472] 2. schöne und geliebte frauen [Gr, Bd. 3 Sp. 472] 3. Manchmal werden besonders gute Eigenschaften der Menschen mit denen der Engel verglichen. [Rö]

 

* * * 

 

Engel: das/etwas hat jemandem ein/sein guter Engel eingegeben

Umschreibung: 1. im Begriff gewesen sein, eine Torheit zu begehen, sich aber noch im letzten Augenblick besinnt haben [Rö] 2. vor einer Dummheit bewahrt worden sein [Sch]

Historische Analyse: 1. wird gesagt, wenn der Betreffende durch seine - mehr intuitive - Entscheidung vor einer Torheit o. Ä. bewahrt worden ist [PCUn] 2. Diese Redensart geht auf die alte christliche Vorstellung von der Aufgabe der Engel zurück, die Menschenkinder zu behüten. So sagt Tobit von seinem Sohne: 'Ich glaube, dass ein guter Engel Gottes ihn geleitet.' (Tob 5,22) [Rö] 3. nach einer tief greifenden vorstellung des alterthums ist jedem menschen ein engel beigegeben, der über ihn wacht und ihn geleitet [Gr, Bd. 3 Sp. 472] - Fremdsprachen: dän.: Han har havt en god engel som har bevaret ham i den nød. (Prov. dan., 144.) [Wa, S. 821]

 

* * * 


Engel: die Engel (im Himmel) singen/(pfeifen) hören

 

Umschreibung: 1. seine Schmerzen fast nicht ertragen können [PCRe] 2. heftigen Schmerz verspüren [Rö] [Kü, S. 208] 3. todkrank sein [Rö] 4. sterben [Rö] 5. (vor Freude, Schmerz) außer sich, benommen sein [Fri, S. 344] 6. verzückt, begeistert, hingerissen sein [Kü, S. 208]

Historische Analyse: 1. Die Wendung meint, dass jemand vor Schmerz so außer sich ist, dass er bereits die Chöre der Engel im Himmel zu hören vermeint. [PCRe] 2. nach der Vorstellung von einem Orchester der Engel, das man musizieren hört, wenn sich einem Verstorbenen der Himmel auftut [PCUn] 3. Die alte Vorstellung von der Harmonie der Sphären drückt sich im volkstümlich-christlichen Glauben aus in der Meinung, die Engel musizierten im Himmel. [Kü, S. 208] - Entstehungszeit: 1. seit dem späten 17. Jahrhundert [Kü, S. 208] 2. 1700 ff. [Kü, S. 208] - Gebräuchlichkeit: 1. ugs. [PCRe] 2. ironisch [Kü, S. 208] 3. scherzhaft [Rö] - Fremdsprachen: vgl. engl.: it hurt like hell (coll.) [PCOx D-E]

 

* * * 

 

Engel: die gelben Engel

 

Umschreibung: 1. Mitarbeiter des Pannenhilfsdienstes eines österreichischen Automobilklubs (ÖAMTC) [Sch] 2. die Mitarbeiter der Straßenwacht des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs [PCUn]

Historische Analyse: 1. Die Autos des Automobilklubs sind gelb lackiert. 'Engel' bezieht sich vermutlich darauf, dass die Helfer den Menschen in ihrer Notlage beistehen und sie vor allfälligen weiteren Gefahren schützen. [Sch] 2. vgl. 'ein rettender/der rettende Engel sein; ein (guter/wahrer) Engel sein' bzw. 'einen Schutzengel (gehabt) haben' [Sch] - Entstehungszeit: 1960 ff. [Kü, S. 208]

 

* * * 

 

Engel: ein ahnungsloser Engel sein; Du ahnungsloser Engel!

 

Umschreibung: 1. Ausruf der Überraschung [PCRe] 2. leicht mitleidiger oder spöttischer Tadel für eine naive Person [Sch] 3. Person, die als einzige nicht merkt, was die anderen längst wissen [Kü, S. 207] 4. treuherziger, gutgläubiger Mensch [ReIn]

Historische Analyse: 1. Nachgeahmt den Worten 'du ahnungsvoller Engel' in Goethes 'Faust I.' [Kü, S. 207] 2. Der Ausruf 'Du ahnungsvoller Engel' stammt aus dem ersten Teil von Goethes Faust (1806). Faust reagiert mit diesen Worten auf Gretchens Ablehnung Mephistos, der ihr gefühlsmäßig zuwider ist (Der Mensch, den du da bei dir hast,/Ist mir in tiefer innrer Seele verhasst). Das Zitat wird meist in einer Situation gebraucht, in der jemand instinktiv etwas Ungutes oder Negatives richtig erkennt oder einschätzt. Häufig wird allerdings auch falsch zitiert: Du ahnungsloser Engel du!, womit man den Sinn des Goetheschen Zitats in sein Gegenteil verkehrt. [PCZit] - Entstehungszeit: seit dem späten 19. Jahrhundert [Kü, S. 207] - Gebräuchlichkeit: ugs., oft ironisch [PCUn]

 

* * * 

 

Engel: ein blonder Engel sein

 

Umschreibung: 1. jüngere (sanft wirkende) Person mit längerem blondem Haar [PCUn]

Historische Analyse: Dass Engel blondes Haar haben, wird in der Bibel nirgends erwähnt; vermutlich wurzelt der Volksglaube dennoch im äußeren Erscheinungsbild. [Sch] -> Im Evangelium des Matthäus lesen wir in 28,2f. über die Begebenheiten zu Ostern: 'Ein Engel Gottes kam vom Himmel herab, wälzte den Stein, der das Grab verschloss, beiseite und setzte sich darauf. Er leuchtete hell wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee.' In der Parallelstelle bei Lukas 24,4 lesen wir: 'Da traten zwei Männer in glänzend weißen Kleidern zu ihnen.' [engel]

 

* * * 

 

Engel: ein Engel mit einem B davor sein

 

Umschreibung: 1. ein ungezogenes, freches Kind [PCRe] 2. Kind, das sich frech, rüpelhaft, gar nicht so benimmt, wie man es von ihm erwartet [PCUn] 3. frecher Junge [Kü, S. 208] 4. liebenswert gemeinter leichter Tadel für ein ungezogenes Kind [Sch]

Historische Analyse: scherzhafte Bildung aus dem Buchstaben B und Engel = Bengel [PCUn] - Entstehungszeit: seit dem späten 19. Jahrhundert [Kü, S. 208] - Gebräuchlichkeit: 1. ugs. [PCUn] 2. scherzhaft [PCRe]

 

* * * 

 

Engel: ein gefallener Engel sein

 

Umschreibung: 1. sich schuldig gemacht haben [ReIn] 2. gesellschaftlichen Normen nicht entsprechen [Sch]

Historische Analyse: Der Sturz der Engel, die sich gegen Gott Jahwe erhoben hatten, aus dem Himmel in die Hölle wird in der Offenbarung des Johannes geschildert (12,7-9). Auf diese Bibelstelle und besonders auf Lukas 10,18 (Ich sah wohl den Satanas vom Himmel fallen) geht die Vorstellung vom Teufel als gefallenem Engel zurück. [PCZit] - Entstehungszeit: seit dem 19. Jahrhundert [Rö] - Fremdsprachen: engl.: a fallen angel [PCOx D-E]

 

* * * 

 

Engel: ein rettender/der rettende Engel sein; ein (guter/wahrer) Engel sein

 

Umschreibung: 1. jemand, der in einer unangenehmen Situation unerwartet Hilfe bringt [PCRe] 2. hilfsbereit sein, sich für andere aufopfern [Rö] 3. eine unerwartete Hilfe sein [Fri, S.344] 4. ein guter, hilfsbereiter Mensch sein [Fri, S.344]

Historische Analyse: Im alttestamentlichen apokryphen Buch des Tobit (5,21) tröstet dieser seine Frau, als beider Sohn, der junge Tobias, zu einer Reise aufbricht, mit den Worten: 'Weine nicht; unser Sohn wird frisch und gesund hin- und wieder herziehen und deine Augen werden ihn sehen. Denn ich glaube, dass ein guter Engel Gottes ihn geleitet und alles wohl schicken wird, was er vorhat.' Danach bezeichnen wir heute einen als Helfer und Retter wirkenden Menschen als guten Engel. [PCZit] - Gebräuchlichkeit: ugs. [PCRe]

 

* * * 

 

Engel: kein Engel sein; (auch) nicht gerade ein Engel sein

 

Umschreibung: 1. sich nicht immer mustergültig verhalten, benehmen [PCUn] 2. nicht schuldlos, sittlich nicht einwandfrei sein [Kü, S. 208] 3. ein ganz normaler Mensch sein [Kü, S. 208]

Historische Analyse: Nach biblischer Darstellung sind Engel himmlische, mit Verstand sowie Willen begabte Geistwesen und - obwohl sie bisweilen in menschlicher Gestalt erscheinen - den Menschen weit überlegen und nicht an die Schranken und Bedingungen der menschlichen Sinnenwelt gebunden.

 

***

Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Zusatzinformationen:

Ende dieses Seitenbereichs.