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Kapitel

Kapitel: ein Kapitel abschließen

 

Umschreibung: ein Thema, eine Sache oder Angelegenheit beenden; einen Lebensabschnitt beenden [WH]

Analyse der Bedeutung: Kapitel bezeichnete im Althochdeutschen eine 'Inschrift' oder 'Überschrift' [Kl: Kapitel], heute verstehen wir unter einem Kapitel ein 'Textgliederungsmittel auf der makrostrukturellen Ebene, das ursprünglich in der Bibel angewandt wurde, später jedoch im Allgemeinen abgeschlossene Teile eines Werkes bezeichnete' [SLB: Kapitel]. Der Bedeutungsübergang von 'Kopf' (lat. caput) zu 'Abschnitt' ist auf den Neu-Anfang eines Textteils zurückzuführen [vgl. Kl: Kapitel]. Seit dem 19. Jh. wird eine Sache oder Angelegenheit als Kapitel bezeichnet [vgl. Kü: Kapitel] bzw. meint Kapitel einen in sich abgeschlossenen Teil eines Ganzen, auch unabhängig vom Buchwesen [WDG: Kapitel]. So wird beispielsweise das Leben metaphorisch als Buch aufgefasst, welches in Kapitel (= Lebensabschnitte) gegliedert wird. Wenn man dann ein Kapitel abschließt, so beendet man einen Lebensabschnitt oder allgemeiner eine bestimmte, in sich geschlossene Sache. [WH] - Entstehungszeit: 19. Jh. [Kü: Kapitel] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: fr. tourner la page [leo.org]; spa. pasar página [leo.org] - Querverweise: ein neues Kapitel (beginnen/eröffnen); ein Kapitel für sich sein

 

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Kapitel: ein anderes Kapitel

 

Umschreibung: etwas hat mit einer Sache nichts zu tun, gehört nicht in diesen Zusammenhang [DUW: Kapitel]; etwas steht auf einem anderen Blatt [Rö: Kapitel; Fr: Kapitel]

Analyse der Bedeutung: Ein Kapitel bezeichnet gegenwärtig ein Textgliederungsmittel auf der makrostrukturellen Ebene, das ursprünglich in der Bibel angewandt wurde, später jedoch im Allgemeinen abgeschlossene Teile eines Werkes bezeichnete [SLB: Kapitel]. (Zur Etymologie siehe den Beleg ein Kapitel abschließen). Wenn etwas ein anderes Kapitel ist, so meint man damit eine ganz andere Angelegenheit, die nicht im Rahmen des aktuell behandelten Themas erörtert werden soll. [WH] - Entstehungszeit: 19. Jh. [Kü: Kapitel] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Querverweise: etwas steht auf einem anderen Blatt

 

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Kapitel: ein neues Kapitel (aufschlagen/beginnen/...)

 

Umschreibung: ein neues Thema beginnen; einen neuen Lebensabschnitt beginnen [WH]

Analyse der Bedeutung: Ein Kapitel bezeichnet gegenwärtig ein Textgliederungsmittel auf der makrostrukturellen Ebene, das ursprünglich in der Bibel angewandt wurde, später jedoch im Allgemeinen abgeschlossene Teile eines Werkes bezeichnete [SLB: Kapitel]. (Zur Etymologie siehe den Beleg ein Kapitel abschließen). Wenn man ein neues Kapitel beginnt, fängt man im übertragenen Sinn entweder mit einem neuen Thema an, oder - wenn man das Buch als Metapher für das Leben wahrnimmt - beginnt einen neuen Lebensabschnitt, der deutlich vom vorhergehenden abgegrenzt werden soll. [WH] - Entstehungszeit: 19. Jh. [Kü: Kapitel] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl. to turn over a new leaf [dict.cc]; nor. å begynne et nytt kapittel [WH] - Querverweise: ein Kapitel abschließen; ein Kapitel für sich sein; ein Buch aufschlagen

 

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Kapitel: ein dunkles Kapitel

 

Umschreibung: eine ungeklärte oder ehrenrüchige Sache sein [Fr: Kapitel]

Analyse der Bedeutung: Ein Kapitel bezeichnet gegenwärtig ein Textgliederungsmittel auf der makrostrukturellen Ebene, das ursprünglich in der Bibel angewandt wurde, später jedoch im Allgemeinen abgeschlossene Teile eines Werkes bezeichnete [SLB: Kapitel]. (Zur Etymologie siehe den Beleg ein Kapitel abschließen). Bei dieser Redewendung wird das Leben als Buch imaginiert, wobei ein Kapitel dieses Buches dunkel ist. Das Dunkle ist in der menschlichen Wahrnehmung vorwiegend negativ konnotiert, sodass damit ein nicht sichtbarer (ungeklärter) oder als negativ zu interpretierender (ehrenrüchiger) Abschnitt eines Menschenlebens, historischen Ereignisses o.Ä. bezeichnet wird. [WH] - Entstehungszeit: 19. Jh. [Kü: Kapitel] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl. dark chapter [dict.cc]; nor. et mørkt kapittel [WH] - Querverweise: ein dunkler Punkt

 

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Kapitel: ein Kapitel für sich sein

 

Umschreibung: über etwas lässt sich viel (Merkwürdiges, Unerfreuliches, Ungünstiges) sagen [Rö: Kapitel]; eine unerfreuliche, durch mancherlei Schwierigkeiten gekennzeichnete Angelegenheit sein [DUW: Kapitel]

Analyse der Bedeutung: Ein Kapitel ist ein Textgliederungsmittel auf der makrostrukturellen Ebene, das ursprünglich in der Bibel angewandt wurde, später jedoch im Allgemeinen abgeschlossene Teile eines Werkes bezeichnete [SLB: Kapitel]. (Zur Etymologie siehe den Beleg ein Kapitel abschließen). Wenn etwas ein Kapitel für sich ist, gibt es über eine bestimmte Sache genug zu sagen, ohne andere Problemaspekte o.Ä. miteinbeziehen zu müssen. Es ist folglich bereits schwierig genug, diesen einen Abschnitt des Problems o.Ä. zu lösen, erst später könne man auch auf andere Problemaspekte (metaphorisch: andere Kapitel) eingehen. [WH] - Entstehungszeit: 1900ff. [Kü: Kapitel] - Diastratik: ugs. [WDG: Kapitel] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl. that's another story [dict.cc]; nor. det er et kapittel for seg selv [WH] - Querverweise: ein Kapitel abschließen; ein neues Kapitel (beginnen/eröffnen); etwas steht auf einem anderen Blatt

 

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Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



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