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Stich

Stich: ausstechen

 

Umschreibung: 1. ihn übertreffen, verdrängen [R];

Historische Analyse: 1. Die Redensart stammt aus dem Turnierwesen und ist aus der älteren Vollform 'Aus dem Sattel stechen' verkürzt und dann auch auf andere Bereiche übertragen worden. Einen bei jemandem ausstechen: die Gunst eines anderen so stark gewinnen, daß sie der Vorgänger oder Konkurrent verliert. Ursprünglich auf den Zweikampf der Ritter zu Ehren einer Dame bezogen, wo der Unterlegene vom Sieger 'ausgestochen' wurde und als Nebenbuhler nicht mehr in Betracht kam. [R]; 2. Figürlich. (a) Austrinken, ausleeren, im Scherze. Ein Glas ausstechen, Opitz. Ich habe manche Flasche Wein mit ihm ausgestochen, Less. (b) Jemanden ausstechen, im gemeinen Leben, ihn mit List aus einem Vortheile treiben, gleichsam ihn aus dem Sattel stechen, mit Anspielung auf die alten Thurniere. Er hat mich bey ihm ausgestochen, mich aus seiner Gunst gesetzet. [Adel]; - Fremdsprachen: 1. engl.: outshine sb. or put sb. in the shade in sth. [PCOx]; 2. frz. Couper à quelqu'un l'herbe sous le pied. - Damer le pion à quelqu'un. [W];

 

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Stich: einen Stich haben

 

Umschreibung: 1. nicht normal im Kopf sein [L S. 209]; 2. verrückt sein [R S. 1552]; 3. ein wenig sauer geworden sein (Milch) [PCRe];

Historische Analyse: 1. hier wurde ursprünglich wohl an den Sonnenstich gedacht, der zu Fieber und Ohnmacht führt - auch die Milch hat einen Stich - Faux Amis: Kontext: Sonnenstich

 

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Stich: im Stich bleiben

 

Umschreibung: 1. verloren gehen [R S. 1551]; Faux Amis: Kartenspiel ...

 

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Stich: jem. bestechen

 

Umschreibung: 1. jem. durch Gold korrumpieren [R S. 1551];

Historische Analyse: 1. frühere Form: 'jem. zu stechen suchen' - nämlich mit dem 'goldenen Spieß'kein Eintrag - Faux Amis: martialischer Bezug?

 

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Stich: jemandem einen Stich versetzen/geben

 

Umschreibung: 1. jemandem etwas Unangenehmes, Kränkendes sagen [L S.209]; 2. ihn verletzen, kränken; eine dem Gesprächspartner unangenehme Angelegenheit durch eine Bemerkung andeuten [R S.1552];

Historische Analyse: 1. vgl. 'jem. eine Spitze, einen Seitenhieb geben' [R];

 

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Stich: jemanden im Stich lassen

 

Umschreibung: 1. jemanden verlassen, sein Versprechen nicht halten, jemandem nicht helfen [L S.209]; 2. jemandem im Notfall die Unterstützung versagen, jemanden in einer schwierigen Situation verlassen [GÖ S.177]; 3. im entscheidenden Moment nicht funktionieren [GÖ S.177]; 4. etw. preisgeben, jem. in einem kritischen Augenblick nicht unterstützen, ihm nicht helfen, ihn Gefahr verlassen; versagen, nicht funktionieren [R S.1551];

Historische Analyse: 1. am wahrscheinlichsten erscheint die Herleitung aus dem Turnierwesen, wobei, etwa im Massenturnier, ein Kämpfer die Gefährten verlässt, die nun 'im Stich' des Feindes bleiben. Die Rda. ist allerdings wohl nicht unmittelbar aus dem ritterlichen Turnierwesen des MA in die Umgangssprache übergegangen, sondern wahrscheinlich aus dem bürgerlichen 'Stechen', Kampfspielen, die in Nachahmung der ritterlichen Turniere im ausgehenden MA. den den Städten abgehalten wurden. Es gab Gesellenstechen, Fischerstechen usw., bei denen es um einen Preis ging, so dass stechen die Bedeutung bekam: um einen Preis ringen, streiten [R]; 2. Die Herkunft dieser Wendung ist unklar. Möglicherweise bezog sie sich ursprünglich auf das ritterliche Turnierwesen und meinte, daß ein von den Kampfgefährten verlassener Ritter (bei Gruppenturnieren) den 'Stichen' der Gegner ausgeliefert war. [PCRe]; 3. 'Person oder Sache im Stich lassen' - sie verlassen sich nicht um sie kümmern [H4 S.218]; 4. eine Person oder Sache im Stiche lassen, sie verlassen, vermuthlich eigentlich, sie im Laufe, in der Bewegung, auf dem Wege zurücklassen. Der Hirte ließ die Herd im Stich, Lichtw. Der Dieb entfloh, und ließ einen Theil der Beute im Stiche. [Adel]; 5. gefallene Ritter dem Todesstich durch den Feind unter die schutzlose Achselhöhle ins Herz ausliefern? - Entstehungszeit: 1. seit dem Ende des 15. Jahrhunderts vereinzelt, vom 17. Jahrhundert an sehr reich bezeugte Redensart [R]; - Fremdsprachen: 1. engl.: leave sb. in the lurch; / abandon sth. [PCOx];

 

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Stich: sich in den Stich geben

 

Umschreibung: 1. s. dem Tod oder einer Todesgefahr aussetzen [R S. 1551]; Faux Amis: Kartenspiel ...

 

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Stich: Stich halten

 

Umschreibung: 1. sich als zuverlässig (richtig, wahr) erweisen, die Probe bestehen [R S. 1552];

Historische Analyse: 1. urspr. vom Stich beim Nähen abgeleitet, dann vom Stich beim Kartenspiel, am wahrscheinlichsten ist jedoch wiederum die Herkunft vom Kampf mit der Waffe ('den Stich des Gegners aushalten'); - Gebräuchlichkeit: veraltet

 

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Stich: stichhaltig

 

Umschreibung: 1. einleuchtend u. so gut begründet, dass es allen Gegenargumenten standhält; zwingend, unwiderlegbar [PCUn];

Historische Analyse: 1. es wil keinen Stich halten [Sch S.1112]; 2. es will den Stich nicht halten [Sch S.1118]; 3. urspr. = einem Stich mit der Waffe standhaltend [PCUn] - Fremdsprachen: 1. engl.: it will hold water [R];

 

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Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



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