Blick
Blick: der böse Blick
Umschreibung der Bedeutung: jemanden durch böses Anschauen schaden [ROE: Blick]; durch bloßes Anblicken anderen Unheil zu bringen [DUW: Blick]; missbilligender, verachtender Blick [RR]
Analyse der Bedeutung: Schon im Altertum beflügelte das Augenleuchten der Tiere und Menschen, insbesondere das rötlich leuchtende Auge aufgrund eines Schlags oder Drucks, die Vorstellung, dass ein im Augeninneren glimmendes Feuer den Sinn des Sehens bewirke. Sehen wurde schon bei den griechischen Naturforschern als Prozess, der aktiv die Umwelt durch Blicke affiziere, verstanden. Diese Auffassung führte schließlich auch zum Glauben, dass es Menschen gebe, deren Augen im Dunklen leuchten. Und schließlich wurde dieses mysteriöse Leuchten zauberhaften Wesen zugeschrieben. Die gesteigerte, übernatürliche Sehfähigkeit galt zunächst als Gabe, später als Indiz zauberischer böser Mächte, die mittels böser Blicke sogar auf Lebloses schädigend einwirken. Abgesehen vom gefährlichen Augenleuchten sollen vor allem menstruierende Frauen den bösen Blick gehabt haben. Die Menstruation galt als depravierter, die Säfte des Körpers vergiftender Dunst, der ob seiner Leichtigkeit über die Augen entweiche. Dieser Blutdunst könne Spiegel zerstören, sich über die Augen anderer Zutritt zu deren Körper verschaffen und diese verderben. Eine gewichte Rolle spiele der böse Blick im „Hexenhammer" der Inquisitoren Sprenger und Institoris, denn Hexen verstünden es, mit bösem Blick zu töten. [Vgl. HdA: Auge; vgl. ROE: Blick] Die negative, übertragene Konnotation des bösen Blicks reflektiere die Angst der Gesellschaft vor dem dunklen, schadhaften Unergründlichen [vgl. ROE: Blick]. Die übertragene Bedeutung der Wendung referiert also auf die schädigende und negative Natur des bösen Blicks. [RR] - Entstehungszeit: 13. Jh. [ROE: Blick] - Realienkundliches: Zwei Ursachen habe der böse Blick: Hauschild führt den bösen Blick einerseits auf einen genetischen angeborenen Defekt „als Verkörperung des Unglücks schlechthin" [ROE: Blick] zurück. Andererseits gebe es einen situationsbedingten durch Neid und Gier ausgelösten bösen Blick. [Vgl. ROE: Blick] Durch zwei vil kleiniu vensterlîn [...] / Zwei sô smaliu spiegellîn / Begrîfent und ir froelich schîn / Den slangen toetet, wolfe schrecket, / Strûzeier brüetet, ûzsaz erwecket / Und ander krefte hât gar vil, / Der ich nicht mere hie scriben wil. [Hugo von Trimberg, Der Renner, V. 1815762, 1313] Doch für Omari Brüderle, die ihren bisherigen Beruf aufgab und heute in einem Dorf in der Nähe der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu lebt, taten sich schnell weitere Abgründe auf, vor denen sie die Augen nicht verschließen konnte. "Es ist in Nepal so, dass Witwen verstoßen werden, weil sie angeblich den bösen Blick haben", erzählt Heidi Moser, die selbst schon fünfmal den elfstündigen Flug nach Nepal auf sich nahm. [Wenn es statt der Schultüte einen Palmblattteller gibt, Badische Zeitung, 24.01.2013] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl. to have the evil eye [LA] - Querverweis: böses Auge
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