Geisterstunde
Geisterstunde: Geisterstunde
Umschreibung: mitternächtliche Stunde [DUO: Geisterstunde]; Mitternacht [RR]
Analyse der Bedeutung: Der nächtliche Höhepunkt, die Stunde vor oder nach 12 Uhr nachts, wird gemeinhin als Geisterstunde oder auch „schwarze Stunde" [HdA: Mitternacht] bezeichnet. Den Namen verdankt der Wendepunkt der Nacht dem anscheinenden Ringen zweier Tage. Dieser nächtliche Zeitpunkt, der von tiefster Dunkelheit geprägt ist, so die abergläubische Vorstellung, begünstige jegliche Art von Zauberei. Das gelte auch für das Erscheinen von Geistern. Sie und andere magische Wesen seien zur sogenannten Geisterstunde aktiv und beherrschen diesen Zeitraum des Tages. Der Volksglaube weiß zu überliefern, dass zur Geisterstunde sonderbare, zauberische Wesen gesichtet werden. Vor allem solle man sich zur Mitternacht vor Irrlichtern, Wasserjungfern, Hausgeistern und dem Teufel, der als der „Herr der Nacht" [HdA: Mitternacht] mit anderen magischen Wesen Unheil treibt, in Acht nehmen. Die mit dem Teufel paktierenden Hexen zeigen zur Geisterstunde ihre wahre Gestalt und laufen zur Hochform auf. Nicht zuletzt sollen dem Volksglauben nach ruhelose Tote zur besagten Zeit, vor und nach 12 Uhr nachts, umherziehen. Diese nächtlichen Stunden sind ob der Gestalten, die sich umhertreiben, sehr gefährlich für Menschen, nicht aber dann, wenn es um spezielle zauberhafte Heilungen geht. Hier eigne sich die dunkle Stunde besonders gut, um Krankheiten zu besprechen. Sämtliche Zauberhandlungen stehen, so der Volksglaube, zur Mitternacht unter einem günstigen Stern und seien maßgeblich für das Gelingen dieser Zauberei. [Vgl. HdA: Mitternacht] Der Begriff Geisterstunde wird im gegenwartssprachlichen übertragenen Kontext mit den mitternächtlichen Stunden gleichgesetzt, mit oder ohne Spukgestalten. [RR] - Entstehungszeit: 18 Jh. [PA: Geisterstunde] - Semantische Prozesse: ironisierend [DUW: Geisterstunde] - Interlingual Kompatibles: engl. witching hour [LA]; frz. heure des revenants [LA]
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