Jehen (Ver-/Gicht)
Jehen (Ver-/Gicht): Gicht
Umschreibung: durch eine Störung des Stoffwechsels verursachte Krankheit, die sich besonders in schmerzhaften Entzündungen von Gelenken äußert [DUO: Gicht]
Analyse der Bedeutung: Die Bezeichnung 'Gicht' bzw. 'Vergicht' [HdA: Gicht] leitet sich vom Verb jehen ab. Unter jehen bzw. verjehen wurde das Angesprochene, insbesondere das Sprechen von apotropäischen Zaubern verstanden. Krankheiten werden durch das 'Jehen' hervorgerufen, eine magische Handlung die sämtliche körperliche Leiden evoziert. Ferner stelle die Gicht ein personifiziertes dämonisches Wesen dar, welches völlig unvermittelt Menschen heimsucht und mit plötzlichen Schmerzen quält. Unerklärlicher plötzlich eintretender Schmerz, Krämpfe, Lähmungen und Schwellungen motivieren die Auffassung, die Erkrankungsursache liege zum einen in einer Bezauberung durch 'Jehen' und zum anderen in der zweifelhaften Annahme, ein Krankheitsdämon habe den Körper befallen. [Vgl. HdA: Gicht; vgl. DWG: Gicht] - Entstehungszeit: 13. Jh. [KLU: Gicht] - Realienkundliches: Die Auffassung von Gicht als Bezauberung mit der Intention des Schadens gilt als gesichert und ist nach Grimm mit der „anwendung des wortes vereinbar" [HdA: Gicht]. Humoralpathologisch verursachen Feuchtigkeit und Kälte die Erkrankung Gicht, die in ihrer Symptomatik ein breites Spektrum an Krankheiten beschreibt. Unsauberes Blut sei die Krankheitsursache, weshalb zur Heilung blutreinigende Praktiken forciert wurden. Die Variationsbreite beliebter „Gichtmittel" reicht vom Gichtsegen, Gichtring bis hin zu Früchten, die das Genesen unterstützen. Den „Jicht-Beeren" [HdA: Gicht], wie die Johannisbeeren in Norddeutschland genannt werden, wurde etwa eine kurative magische Wirkung nachgesagt. [Vgl. HdA: Gicht; vgl. DWG: Gicht]
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