zaubern
zaubern: (ein Kaninchen) aus dem Hut zaubern
Umschreibung der Bedeutung: unbekannte, verblüffende Tatsachen plötzlich bekanntgeben [KUE: Zylinder]
Analyse der Bedeutung: Laut Küpper handelt es sich um die Übernahme eines Zauberkunststücks bei dem von einem ‚Magier’ zur Verblüffung seines Publikums ein weißes Kaninchen aus einem Hut/Zylinder hervorgezaubert wird. [Vgl. KUE: Zylinder] - Entstehungszeit: 1900 ff. [KUE: Hut] - Diastratik: ugs. [DUR: Hut] - Semantische Prozesse: phraseologisiert; sprichwörtliche Redensart - Interlingual Kompatibles: engl. to conjure a rabbit out of a hat; to pull sth. out of the hat [dict.cc] - Figuriertheit: Drastik
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zaubern: entzaubern
Umschreibung: jemandem, sich, einer Sache den Zauber, den Glanz, die Poesie nehmen [DUO: entzaubern]; demaskieren, aufklären [RR]; einen überschätzten Gegner besiegen [KUE: entzaubern]
Analyse der Bedeutung: Wenn etwas entzaubert wird, geht der Zauber verloren bzw. wird etwas seines Zaubers (zur Etymologie siehe den Beleg (nicht) zaubern können) beraubt. In der abergläubischen Tradition (bis heute) wird davon ausgegangen, durch Entzauberung jemanden aus dem Bann eines Zaubers zu befreien. Die übertragene Bedeutung des Ausdrucks entzaubern referiert auf dieses sinnbildliche Verständnis einer Zauberbefreiung. [RR] - Entstehungszeit: 1) 17. Jh. [dwds: entzaubern]; 2) 1950 ff. [KUE: entzaubern] - Allgemeiner Gebrauchskontext: 2) Sportjargon - Interlingual Kompatibles: engl. to free sb from a spell [pons.de] - Querverweis: (nicht) zaubern können
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zaubern: etwas/jemanden verzaubern
Umschreibung: [etwas/jemanden] durch seinen Zauber, Reiz ganz gefangen nehmen [DUW: verzaubern]; auf jmdn. einen starken Zauber, Reiz ausüben, so daß er sich der Wirklichkeit entrückt vorkommt [WDG: verzaubern]; [etwas/jemanden] durch seinen Reiz gefangen nehmen [PF: verzaubern]
Analyse der Bedeutung: Verzaubern (siehe den Beleg (nicht) zaubern können) bedeutet wortwörtlich, jemanden durch magische Handlungen zu verwandeln, und ist seit dem 12. Jh. belegt [vgl. PF: verzaubern]. Der Ausdruck verzaubern wird in der Gegenwartssprache häufiger in der übertragenen Bedeutung bemüht. ‚Verzaubern’ spielt hier nicht auf magische Fertigkeiten scheinbar übernatürlicher Wesen an, sondern erschließt sich in der Attraktivität und Anziehung der Person, die verzaubert. Wird jemand verzaubert z. B. vom Anblick seines Gegenübers, umgibt dieses eine (im übertragenen Sinn) magische Ausstrahlung resp. übt es einen besonderen Reiz auf den Verzauberten aus. [RR] - Entstehungszeit: 12. Jh. [PF: verzaubern] - Realienkundliches: Er wart des sere fro und wandt die handt umb und dresschet / widder uff die ritter als der uff einen anbasse sleget. Sin knecht gesach das / und sprach zu yme selber: "Also thu das dich got schenden musse, ich meyn / du sijst vorzaubert gewest, du hast gemacht das mir die unczucht ist gescheen / und ich din verleucken han ich wolt das ich nye mit dir uß komen were." [Prosa-Lancelot, S. 19,4-8, 1470] - Interlingual Kompatibles: engl. to cast a spell over sb. [dict.cc] - Querverweis: (nicht) zaubern können
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zaubern: jemanden/etwas fort-/wegzaubern
Umschreibung der Bedeutung: verschwinden lassen [RR]
Analyse der Bedeutung: ‚Fort- bzw. Wegzaubern’ (zur Etymologie siehe den Beleg (nicht) zaubern können) bezieht sich ursprünglich auf die Vorstellung des Wegschaffens und der Beseitigung von Gegenständen und Personen durch Zauberei [DWG: wegzaubern]. Das Fortzaubern steht zudem mit den Täuschungen der Illusionisten in Verbindung [vgl. WDG: zaubern], wenn sie z. B. eine Münze aus dem Blickfeld des Publikums entfernen. In der übertragenen Bedeutung wird mit dem Wegzaubern von Gegenständen oder Personen ein unerklärliches Verschwinden verbalisiert. [RR] - Entstehungszeit: 18. Jh. [dwds.de: wegzaubern] - Diastratik: ugs. - Interlingual Kompatibles: engl. spirit away [LA]; to magic sth away [pons.at] - Querverweis: (nicht) zaubern können
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zaubern: (nicht) zaubern können
Umschreibung: etwas auf unerklärliche Weise zuwege bringen [vgl. WUW: zaubern]; nicht schneller handeln können [KUE: zaubern]
Analyse der Bedeutung: Zaubern, ahd. zoubarōn, mhd. zoubern, von dem Substantiv ahd. zoubar, zurückzuführen auf germ. *taubra, steht vermutlich in Verbindung mit aengl. tēafor ‚Roteisenstein, Rötel’ [PF: Zauber]. Es ist anzunehmen, dass es sich ursprünglich um eine magische Handlung mit dem Rötel als Mittel zum Färben von magischen Zeichen resp. Runen handelte. Das Rotfärben der Runen ging als magische Zauberhandlung mit Beschwörungen einher und ist den Schriftzaubern zuzuordnen [vgl. HdA: schreiben, Schrift, Geschriebenes]. Wortwörtlich subsumiert das Verb ‚zaubern’ nahezu alle magischen Handlungen, denn sind übernatürliche Kräfte präsupponiert, wird gezaubert. [Vgl. KLU: Zauber; vgl. PF: Zauber; vgl. HdA: schreiben, Schrift, Geschriebenes] Die übertragenen Bedeutungen des Ausdrucks (nicht) zaubern können sind in folgenden Kontexten der Gegenwartssprache etabliert: Zum einen wird mit der Fähigkeit des Zauberns eine besondere Geschicktheit und Qualität im Bewerkstelligen von Aufgaben zum Ausdruck gebracht. Das Talent, bestimmte Dinge und Sachen mit Leichtigkeit gewandt zu erledigen, motiviert (möglicherweise unter der Annahme, dass besondere Kräfte im Spiel seien), von Zauber zu sprechen. Des Weiteren wird mit einer Negation des Zauberns vor allem der zeitliche Aspekt in den Fokus gerückt. Mit dem übertragenen Ausdruck nicht zaubern können wird verbalisiert, dass etwas unter gewissen Bedingungen nicht schneller verrichtet werden kann. [RR] - Entstehungszeit: seit dem 19. Jh. [KUE: zaubern]; 18 Jh. [DTA] - Semantische Prozesse: phraseologisiert; sprichwörtliche Redensart
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zaubern: jemanden (durch etwas) bezaubern
Umschreibung: [jemanden] in Entzücken setzen und für sich einnehmen, auf jemanden einen Zauber, Reiz ausüben [DUW: bezaubern]; auf jmdn., etw. einen Zauber, Reiz ausüben, jmdn. entzücken und für sich einnehmen [WDG: bezaubern]
Analyse der Bedeutung: Der Ausdruck ‚bezaubern‘, ahd. bizoubarōn bzw. mhd. bezoubern stellt eine Präfigierung des Verbs ‚zaubern’ (siehe den Beleg (nicht) zaubern können↗) dar. Ursprünglich wurde funktional präfigiert, um einer lokalen Charakterisierung willen, später zur Intensivierung und um intransitive Verben zu transitivieren. Das be-Präfix ist dabei aus der Partikel bei entstanden [Vgl. PF: bezaubern; vgl. KLU: be-]. Von einer übertragenen Bedeutung zu sprechen, scheint obsolet, zumal das Verb bezaubern nur noch in ebendieser Konnotation gegenwärtig vorhanden ist [vgl. WDG: bezaubern], denn schon im Mittelalter wurde der Ausdruck ‚bezaubern’ in der Bedeutung ‚auf jemanden einen Zauber, Reiz ausüben’ [DUW: bezaubern] bemüht. Bezaubern ruft Entzückung und reizendes Wohlgefallen beim (übertr.) ‚Bezauberten’ durch den (übertr.) ‚Bezauberer’ hervor. [RR] - Realienkundliches: Im Geiste der Romantiker wurde mit dem Ausdruck ‚bezaubern’ eine Zaubermachtausübung und eine magische Handlung assoziiert. [Vgl. DWG: bezaubern, zaubern] - Interlingual Kompatibles: engl. to charm [LA]
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zaubern: jemanden zaubert es
Umschreibung: in Turbulenzen/Schwierigkeiten/ins Zittern geraten/gelangen [RR]
Analyse der Bedeutung: Die umgangssprachliche Wendung jemanden zaubert es, häufig in der Form mich zaubert’s, kommt hauptsächlich in Österreich vor und bringt eine situative körperliche wie seelische Befindlichkeit der Überforderung zum Ausdruck. Plötzlich und unverhofft brechen auf eine Person Herausforderungen und Schwierigkeiten ein, sodass diese wie unter der Einwirkung eines Zaubers Fehlleistungen erbringt, obwohl sie diese zu meiden versucht. Vermutlich ist das Syntagma es zaubert der übertragenen Wendung jemanden zaubert es auf den unerklärlichen, geheimnisvollen Charakter von Zauberei zurückzuführen, da eine Person nicht wirklich weiß, wie es ihr geschieht, wenn ‚es’ sie zaubert. Möglicherweise kann das unbestimmte ‚es’ auf unerklärliche Mächte besonderer übernatürlicher Kräfte bezogen werden. Ähnliche Formen des transitiven Gebrauchs vom Verb ‚zaubern’ werden im Deutschen Wörterbuch von J. und W. Grimm in Zusammenhang mit der übertragenen Bedeutung von zaubern als ‚außer Gefecht setzen, betören, reizen’ gebracht (siehe historische authentische Belege) [vgl. DWG: zaubern]. Der tatsächliche Konnex kann an dieser Stelle nur vermutet werden. [RR] - Diastratik: ugs. [RR] - Diatopik: österreichisch [RR]
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