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rechnen

rechnen: mit jemandem abrechnen

Umschreibung: Vergeltung üben, jemanden zur Rechenschaft ziehen [DUW]

Historische Analyse: Abzurechnen bedeutete ursprünglich Rechenschaft über die Einnahmen und Ausgaben abzulegen [vgl. DUW]. Dieses Vorgehen wird hier auf die Situation eines moralischen Ungleichgewichts übertragen, bei dem der "Abrechnende" versucht, durch Rache die Schuld des Übeltäters auszugleichen [MP].

 

***


rechnen: jemandem etwas hoch anrechnen

Umschreibung: jemandes Verhalten besonders anerkennen, würdigen [DURW, 49]

Historische Analyse: Jemandem "etwas anzurechnen" bedeutet ursprünglich, etwas gesondert in Rechnung zu stellen, wie zum Beispiel in dem Satz: "Die vielen privaten Telefongespräche muss ich Ihnen anrechnen." [vgl. DUW] Diese Verwendung von "anrechnen" wurde auf das Verhalten von Personen übertragen und bedeutet hier, dass dieses Verhalten von einem Gegenüber besonders geschätzt wird [MP]. - Semantische Prozesse: phraseologisiert

 

***


rechnen: sich etwas ausrechnen können

Umschreibung: sich den Ausgang, die Folgen o.Ä. von etwas im Voraus denken können [vgl. DURW, 83]

Historische Analyse: Rechnen bezeichnet den Vorgang, bei dem aus zwei oder mehreren bekannten Zahlen eine unbekannte Zahl gefunden wird [Ad, 994]. Wer sich "etwas ausrechnen kann", ist in der Lage aus bekannten Gegebenheiten eine unbekannte, in der Zukunft liegende Situation vorherzusehen [MP].

 

* * *


rechnen: mit dem Cent/[früher:] Pfennig rechnen

Umschreibung: sehr sparsam sein [DURW, 581]

Historische Analyse: Wenn jemand Beträge in sein Budget miteinkalkuliert, die einen so geringen Wert haben wie ein Pfennig oder ein Cent, ist er sehr sparsam [MP]. - Realienkundliches: Das Wort "Pfennig" hat sich höchstwahrscheinlich aus althochdeutsch pfanting entwickelt, welches wiederum mit Pfand im Sinne von "zum Pfand gehörig" zusammenhängt. Nach dem Zusammenbruch der römischen Währung in den germanischen Landesteilen war das Wiegen der umlaufenden Münzen wegen Fälschung nötig. Eine geeichte Münze war das Pfand, das zu wiegende Geldstück der phanting. Unter Pippin und Karl dem Großen wurde das fränkische Münzwesen neu geordnet; einzige Münze war der phanting. Kupferpfennige gab es erstmals im 16. Jahrhundert in Westfalen [Rö]. - Semantische Prozesse: phraseologisiert

 

***


rechnen: jemanden für etwas zur Rechenschaft ziehen

Umschreibung: jemanden für etwas verantwortlich machen [DURW, 611]

Historische Analyse: Das Wort Rechenschaft stammt vom spätmittelhochdeutschen "rechinschaft" ab, was soviel wie "Geldberechnung", "Rechnungsablegung" bedeutete. Heute bezeichnet es die pflichtgemäße Auskunft, die man jemandem über etwas gibt, für das man verantwortlich ist [vgl. DUW]. - Semantische Prozesse: phraseologisiert

 

***


rechnen: berechnend sein

Umschreibung: eigennützig, auf seinen eigenen Vorteil bedacht sein [DUW]

Historische Analyse: Die vorliegende Redewendung fußt vermutlich auf der Vorstellung, dass Berechnungen reine Kopfsache sind und im Gegensatz zu gefühlsbetonten Handlungen stehen. Deshalb versteht man unter einem berechnenden Menschen jemanden, der kalt und emotionslos seine Absichten verfolgt [MP].

 

***


rechnen: sich bei etwas verrechnen

Umschreibung: sich täuschen, irren, jemanden/etwas falsch einschätzen [DUW]

Historische Analyse: „Rechnen“ definiert man als das Verknüpfen von Zahlengrößen, das zu einem richtigen oder falschen Ergebnis führen kann. Geschieht Letzteres, spricht man von "verrechnen" [vgl. DUW]. Dieses Prinzip hat sich vermutlich in die vorliegenden Wendung übertragen: Man verknüpft verschiedene Eindrücke, die man von einer Situation oder Person hat, kommt aber zu einem falschen Ergebnis: Man hat sich verrechnet [MP].

 

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