Horn
Horn: ins selbe/ gleiche Horn blasen/ tuten/ stoßen
Umschreibung: jemanden in seiner Meinung unterstützen [DUW]; mit jemandem der gleichen Meinung sein [DURW]; genau reden wie jemand, jemandem beistimmen [Rö]; jemandem beipflichten [Kü, S. 12663]; das nämliche wollen, übereinstimmen [Gr] Synonyme: an einem Strange ziehen, in eine Kerbe hauen [Wa, S. 25131]
Historische Analyse: 1.) Die Wendung bezieht sich auf das früher übliche ventillose Horn, auf dem man nur in einer Tonart spielen konnte. [DURW]; in der Frühentwicklung unserer Blasinstrumente hatte jedes Horn nur eine Tonart, gemeint ist also kein 'Ventilhorn', sondern ein Horn wie das des Nachtwächters, das nur einen einzigen Ton von sich gibt. Das zeigt sich besonders gut an der siebenbürgisch-sächsischen Redensart »Se blôsen än î Loch«, sie halten zusammen, haben dieselbe Meinung. [Rö] Nach dieser Deutung wäre 'ins selbe Horn' blasen also das gleiche wie dieselbe Tonart spielen oder sogar denselben Ton spielen. 2.) Im Norddeutschen sagt man: 'Ins gleiche Horn tuten'. Dies läßt noch eine andere Deutung zu: Schon in der Bronzezeit gab es im Norden Blasinstrumente aus Bronze, die - gut erhalten - wieder aufgefunden wurden (Luren). Die Mehrzahl aller Funde war paarig, und das Paar war jeweils auf den gleichen Grundton gestimmt. So konnten die Bläser 'ins gleiche Horn tuten'.Auf (Treib-)Jagden über größere Reviere werden auch heute noch (Jagd-)Signale weitergegeben, indem die Bläser 'ins gleiche Horn tuten'. [Rö] 3.) Bezieht sich ... auf das Trinkhorn, das reihum geht [Kü, S. 12663]; vgl. 'einen blasen': ein Glas Alkohol zu sich nehmen. Wer die Flasche an den Mund setzt, ähnelt dem Horn- oder Trompetenbläser. Auch gibt es hornförmige Trinkgefäße [Kü, S. 4051]. Als Variante nennt Grimm noch "aus éinem horne blasen" statt 'in ein Horn' oder 'ins selbe Horn' [vgl. Gr] und Wander führt eine ältere, heute nicht mehr gebräuchliche Erweiterung an: 'in ein Horn blasen und zu einem Fähnlein gehören': dieselben Absichten mit jemand haben oder dieselbe Sprache führen [vgl. Wa, S. 20863]. - Entstehungszeit: 1600 ff. [Kü, S. 12663] - Gebräuchlichkeit: umgangssprachlich [DUW] - Faux Amis: könnte sich auch auf das Trinkhorn beziehen (vgl. Bedeutungsanalyse 3) - Fremdsprachen: französisch: Chanter sur le même ton. Ils accordent bien leur fleutes. [Wa, S. 20863]
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Horn: kräftig/ mächtig ins Horn stoßen
Umschreibung: sich aufspielen, prahlen [DURW]; stark prahlen [Kü, S. 12663]
Historische Analyse: Hörner sind laute Blechblasinstrumente. Man bläst, stöszt, tutet ins horn, namentlich als signal für eine drohende gefahr, oder zum sammeln [Gr]. Wer also kräftig/ mächtig ins gedachte Signalhorn stößt, erhebt damit den Anspruch, etwas sehr Wichtiges mitteilen zu wollen. Stellt sich dann heraus, dass es keine drohende Gefahr gibt oder die Mitteilung nicht so wichtig ist wie behauptet, handelt es sich um Prahlerei, reine Wichtigtuerei, mit der sich jemand ausfspielen will. In diesem Sinn ist der Ausdruck zu verstehen, auch wenn nicht immer eine negative Konnotation damit verbunden ist, wie die Bedeutung 'prahlen' nahe legen könnte (vgl. die aktuellen authentischen Belege) [HS]. - Gebräuchlichkeit: umgangssprachlich [DURW]
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