Klavier
Klavier: mit Klavier und Geige
Umschreibung: großartig; mit allem, was zu guter Unterhaltung dazugehört [DURW]; da ist alles dran, daran fehlt nichts [Kü, S. 6383]; mit allem Zubehör [Kü, S. 14535] Ausdruck der Bewunderung [HS]
Historische Analyse: Klavier und Geige stehen in dieser Wendung für musikalische Unterhaltung, wie sie früher in vornehmen Restaurants und Cafés und bei festlichen Anlässen üblich war. [DURW] Wenn ein Restaurant 'mit Klavier und Geige' aufwarten kann, fehlt nichts mehr zu einer vornehmen, guten Unterhaltung. In diesem Sinne wurde der Ausdruck verallgemeinert für Ereignisse, bei denen an alles und jeden gedacht ist. Küpper belegt die Entstehung dieses Ausdrucks für den Beginn des 20. Jahrhunderts und bietet bei der Erklärung der Herkunft bereits eine allgemeinere Bedeutung, die über die musikalische Unterhaltung in vornehmen Cafés hinausgeht: Wohl herzuleiten von einem gemütlichen Beisammensein in größerem Kreis, wobei auch für musikalische Unterhaltung gesorgt ist [Kü, S. 6383]. Wichtig ist festzuhalten, dass 'mit Klavier und Geige' meist nur innerhalb bestimmter umgangssprachlicher Wendungen mit typischen Kollokationen verwendet wird: 1.) ganz groß, Klavier und Geige!; Ausdruck höchster Bewunderung [Kü, S. 14535] 2.) es war mit Klavier und Geige = es war großartig, tadellos; es fehlte nichts; an alles und jeden war gedacht. [Kü, S. 14535f.] 3.) Leiche mit Klavier und Geige = Beerdigung mit großem Gefolge und Prunk [Kü, S. 16721] 4.) Begräbnis erster Klasse mit Klavier und Geige = großer Mißerfolg einer Theateraufführung. [Kü, S. 3091]; abgeleitet von 3., dem musikalisch-festlich begleiteten Begräbnis [HS] Eine etwa zur gleichen Zeit (1920 ff.) entstandene Variante dieses Ausdrucks lautet: mit Klavier und Pauke = vollständig; einwandfrei [Kü, S. 14536]. - Entstehungszeit: 1939 ff. [Kü, S. 6383]; 1910 ff. [Kü, S. 14535] - Gebräuchlichkeit: umgangssprachlich [DURW]
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