kunterbunt
kunterbunt: kunterbunt (durcheinander) sein/ ein Kunterbunt sein
Umschreibung: 1.) verstärktes bunt, zu bunt, grell bunt [Gr]; (emotional): bunt [DUW] 2.) ungeordnet, regellos, durcheinander [Kü, S. 16128] 3.) das Kunterbunt: (emotional): buntes Vielerlei, Durcheinander [DUW]
Historische Analyse: Das Wort 'kunterbunt' war ursprünglich die Adjektivbildung zu 'Kontrapunkt' im Sinne von 'vielstimmig' und wurde mit Anlehnung an 'bunt' seit dem 17. Jahrhundert zur heutigen Bedeutung entwickelt [Kü, S. 16128]. Bereits spätmittelhochdeutsch erscheint es in der Form 'contrabund' [vgl. DUW] und ist in den Wörterbüchern zuerst bei CAMPE verzeichnet, als 'ein wort des gemeinen lebens' [vgl. Gr]. Das Ausgangswort 'Kontrapunkt' bezeichnet eine Technik des musikalischen Satzes, in der mehrere Stimmen gleichberechtigt nebeneinander her geführt werden [vgl. DUW] und die trotz der strengen Reglementierung der Tonsatzmöglichkeiten beim Laien den Eindruck eines großen Durcheinanders der Stimmen hervorrufen kann. Ausgehend von der Bedeutung 'Vielerlei, Durcheinander' (vgl. Bedeutungsumschreibung 3) wurde das Wort, nachdem der Bezug zur Musik nicht mehr verständlich war, volksetymologisch in Anlehnung an 'bunt' umgedeutet zu 'sehr bunt, grell bunt' (vgl. Bedeutungsumschreibung 1). Durch diese zweifache Umdeutung war es äußerst schwierig, die tatsächliche Etymologie zu ermitteln. Einen Einblick in die verschiedenen Erklärungsversuche gibt Grimm, wo es im entsprechenden Eintrag um die Frage geht 'was ist das kunter-?': a) an kunter ungethüm zu denken, wie man meistens thut, ist schon darum nicht möglich, weil diesz fast ausschlieszlich oberdeutsch ist, niederdeutsch aber gar nicht, kunterbunt dagegen völlig, vielleicht ursprünglich niederdeutsch: hamburgisch kunterbunt vielfärbig, von farben die 'unschicklich gegattet sind', daher auch von unordnung b) kunter- wird dasselbe sein, das in kunterfei erscheint und das mittelhochdeutsch auch für sich selbst auftritt (wb. 1, 914b) d) erklären wird sich das so, dasz auch das eigentliche kuntervêch ursprünglich zugleich substantiv war und wie vêch n. (siehe unter fech) pelzwerk bezeichnete, das heißt künstlich bunt gemachtes; die katze vorhin trägt an ihrem 'pelze' recht eigentlich kuntervêch. kunterbunt könnte eben in Hamburg seinen ausgangspunkt haben, wo es später zuerst verzeichnet wurde. da aber die fälschung nur kurze zeit verborgen bleiben konnte, wurden kunterbunt und kuntervêch zu geschäftlichen begriffen und ausdrücken. 3) eine nebenform von kunterbunt ist kauterbunt (siehe daselbst), schweizerisch; ähnlich friesisch auf Wangeroge kôeterbunt EHRENTRAUT fries. arch. 1, 96. beides wol veranlaszt durch kauderwelsch, das auch ostfriesisch als kuterwâlsk erscheint STÜRENBURG 129b. 4) anders conterbunt, contrapunkt, in der schilderung eines vogelconcerts im walde (LENZ Schwabenkr. 1b.) allerdings ist diesz durch einander für den laien auch kunterbunt, und wenn WACKERNAGEL mit der entstehung von bunt aus punctum recht hätte (vgl. u. bunt, bei DUCANGE puncta, stragulum acu punctum), wäre das wunderliche zusammentreffen nicht einmal ein zufall. [Gr] - Entstehungszeit: seit dem 17. Jahrhundert [Gr], [Kü, S. 16128]
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