Leier
Leier: etwas ist immer die alte/ dieselbe Leier
Umschreibung: 1.) häufig wiederholte, immer wieder vorgebrachte Äußerung, Klage oder Ähnliches, mit der jemand einem anderen lästig wird; abwertend [DUW] 2.) eine alte, längst bekannte Sache sein [DURW]; die übliche Entwicklung; immer dasselbe; die unausbleibliche Folge [Kü, S. 16746] 3.) Immer derselbe einförmige Gesang, das alte Lied, dieselbe alte und bekannte Sache, Klage, Rede u.s.w. [Wa, S. 28010f.]
Historische Analyse: 1.) Die Kurbel- oder Drehleier [vgl. die Rubrik 'Realienkundliches'] ist auf eine bestimmte Melodie, auf eine festgelegte Tonlage abgestimmt; ihre Musik ist daher wenig abwechslungsreich. Das Instrument steht somit in dieser Wendung als ein Bild für Eintönigkeit, ständige Wiederholung. [DURW]; gleichzeitig ist der Ton einer Drehleier laut und wird zuweilen als aufdringlich empfunden, weshalb eine immer wieder vorgebrachte, lästige Klage metaphorisch als Leierton vergegenständlicht wird. [HS]. Die Formel von der 'alten Leier' bezieht sich in den frühesten Redensartbelegen wohl auf das Instrument selbst. Grimmelshausens Simplicissimus versucht, seine alte Leier neuen Verhältnissen anzupassen, und erklärt dies gleich mit einer neuen Redensart: '... mußte aber den Mantel nach dem Wind hängen, meine Leier anders stimmen'. Hier wird noch ganz deutlich an die Grundvorstellung angeknüpft; man konnte die Leier ja auf eine bestimmte Tonart und Melodie einstellen, war dann aber festgelegt. [Rö] Die abwertende Konnotation der Wendung leitet sich auch von der abwertenden Einstellung gegenüber dem Instrument Drehleier selbst ab, welche auch in Adelungs Lexikoneintrag Eingang gefunden hat: Unsere heutige Leyer ist ein sehr unvolkommenes eintöniges Saiten-Instrument, welches vermittelst eines mit einer Kurbel versehenen Rades gespielet wird, und nur noch unter dem großen Haufen einigen Beyfall findet. [Ad, S. 33866] 2.) Küpper vermutet dagegen einen Bezug zu einem anderen Musikinstrument, das ebenfalls 'Leier' genannt wird: [Die sprichwörtliche Redensart ist] hergenommen von einem antiken Saiteninstrument (Lyra) mit sehr beschränktem Tonumfang; es bietet nur geringe Variationsmöglichkeiten und wurde so im Lauf der Zeit zum Sinnbild der Eintönigkeit und der Wiederholung [Kü, S. 16746]. Der geringe Bekanntheitsgrad dieses antiken Instruments im deutschen Sprachraum scheint mir jedoch gegen diese Herleitung zu sprechen. - Entstehungszeit: Im 16. Jahrhundert aufgekommen, im 18. wiederaufgelebt [Kü, S. 16746] - Gebräuchlichkeit: umgangssprachlich[DUW] - Fremdsprachen: Vgl. dagegen französisch »Toujours le même refrain« oder »... la même rengaine« (wörtlich: immer derselbe Kehrreim) [Rö]
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