Töne
Töne: große/ dicke Töne reden/ schwingen/ spucken/ kotzen
Umschreibung: großspurig, angeberisch reden; abwertend [DUW]; sich aufspielen [DURW]; mit Worten sich großtun, großspurige Reden führen, prahlen [Rö]; mehr scheinen wollen als sein [Kü, S. 28369]
Historische Analyse: In dieser Wendung steht 'Ton' im Sinne von 'Laut, Äußerung, Wort' [DURW]. 'Große Töne' sind die scheinbar gewichtigen Worte, und 'kotzen' meint derb soviel wie 'von sich geben' [Kü, S. 28368]. Diese junge umgangssprachliche Redensart [vgl. Rö] könnte eine Abwandlung der im 19. Jahrhundert gebräuchlichen Wendung 'sich einen (großen) Ton geben' [vgl. Gr] sein. - Entstehungszeit: 1920 ff. [Kü, S. 28368] - Gebräuchlichkeit: umgangssprachlich [DUW]; schüler-, studenten und soldatensprachlich [Kü, S. 28369]
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Töne: Hast du/ hat der Mensch Töne?
Umschreibung: Das verschlägt einem die Sprache. [Rö]; Hat man dafür noch Worte? Ausruf des Erstaunens [DUW]; Ausdruck der Verwunderung und Überraschung, der Verständnislosigkeit [Kü, S. 28367f.]
Historische Analyse: In dieser Wendung steht 'Ton' im Sinne von 'Laut, Äußerung, Wort' [DURW] - eine Gleichsetzung von Ton und gesprochenem Wort, die seit mittelhochdeutscher Zeit bezeugt ist. [Rö]. Der Staunende bringt keinen Ton mehr heraus, er ist ton-(sprach-)los. [Kü, S. 28367f.] Röhrich bestimmt die Herkunft dieser Parallelbildung zu: 'Hast du Worte?' mit dem Berlinerischen und führt auch die Variante 'Da haste keine Töne mehr!' an, welche in der Berliner Umgangssprache gebräuchlich ist [vgl. Rö]. - Entstehungszeit: seit dem späten 19. Jahrhundert gemeindeutsch und (seit 1983) österreichisch [Kü, S. 28368] - Gebräuchlichkeit: salopp [DUW], umgangssprachlich [DURW]
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Töne: jemanden/ etwas in den höchsten Tönen loben
Umschreibung: jemanden, etwas überschwänglich loben [DUW]
Historische Analyse: 'Töne' meint in diesem Zusammenhang den positiven Inhalt einer Äußerung. Grimm weist eine Herkunft aus der Studentensprache des 19. Jahrhunderts nach, wo 'in hohen Tönen reden und schreiben' soviel wie 'mit dem Ausdruck sittlicher Emphase reden und schreiben' bedeutete [vgl. Gr]. Hohe und tiefe töne drücken gemüths- und gefühlsstimmungen aus; dabei ist zu erinnern, dasz der hohe ton als die 'erhabene melodie' als das 'erhabene lied' schon in früher zeit geltung hatte [Gr]. Spricht man von jemandem 'in den höchsten Tönen', singt man ihm gleichsam 'erhabene Lieder', in denen das Lob der Person überschwänglich ausfällt. Zwei weitere, ähnliche Ausdrücke, die man im Grimm findet, sind heute nicht mehr gebräuchlich: 1) 'die höchsten Töne singen': sehr vergnügt, in heiterer Stimmung sein und 2) 'in einem hohen Ton sprechen': laut, mit fester Stimme sprechen; sich dreist oder kühn äußern [vgl. Gr]. - Entstehungszeit: 19. Jahrhundert [vgl. Gr]
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