Hals
Hals: den Hals (von etwas) nicht voll genug kriegen/ bekommen (können)
Umschreibung: 1) nicht genug bekommen (können) [Rö] 2) geldgierig sein [Kü, S. 11587]
Historische Analyse: Da der Hals in dieser Wendung für die Speiseröhre steht [vgl. Kü, S. 11579] bezieht sich die Redensart auf jemanden, der vom Essen und Trinken nicht genug bekommen kann, nicht satt wird. Er verschlingt alles ohne jegliches Sättigungsgefühl. Im übertragenen Sinn kommt diese Unmäßigkeit bzw. Zügellosigkeit auch in anderen Belangen zum Ausdruck wie zum Beispiel in der Gier nach mehr Geld [Bi]. - Entstehungszeit: 1800 ff. [Kü, S. 11587] - Gebräuchlichkeit: umgangssprachlich [DUW]
* * *
Hals: etwas hängt jemandem zum Hals heraus
Umschreibung: einer Sache gründlich überdrüssig sein [Rö]
Historische Analyse: Diese Redensart geht von der Tatsache aus, dass Tieren, die sich überfressen haben, tatsächlich das letzte Stück zum Halse heraushängen kann [vgl. DUW]. Beim Menschen verhält es sich jedoch anders: Hat man von einem Nahrungsmittel zu viel gegessen, verursacht das Übelkeit und Brechreiz [vgl. Kü, S. 11585]. Im übertragenen Sinn steht diese Wendung für Dinge, mit denen man sich nicht mehr auseinander setzen möchte, die man redensartlich „satt hat“ wie eine Speise, von der man zu viel gegessen hat und die einem dann Unbehagen bereitet [Bi]. - Entstehungszeit: seit dem 18. Jahhundert [Kü, S. 11585] - Gebräuchlichkeit: umgangssprachlich [DUW]
* * *
Hals: etwas in den falschen Hals kriegen/ bekommen
Umschreibung: etwas gründlich missverstehen [und deshalb übel nehmen] [DUW]
Historische Analyse: Der „falsche Hals“ bezieht sich in dieser Redensart auf die Luftröhre, die im Gegensatz zur Speiseröhre („richtiger Hals“) [vgl. Kü, S. 11579], heftig reagiert, wenn Speiseteile versehentlich hineingeraten [vgl. Rö]. Diese Reaktion wird sinnbildlich auch auf Situationen übertragen, die man falsch versteht und einen deshalb unbeabsichtigt kränken [Bi]. - Entstehungszeit: 1850 ff. [Kü, S. 11583] - Gebräuchlichkeit: umgangssprachlich [DUW]
* * *
Hals: etwas steht jemandem bis zum Hals/ etwas steht jemandem bis hier(her)
Umschreibung: einer Sache gründlich überdrüssig sein [Rö]
Historische Analyse: Der Ursprung dieser Redensart ist nicht eindeutig geklärt. Vermutlich kann man von einer Speise ausgehen, von der man zu viel gegessen hat und die daher Brechreiz verursacht [vgl. Kü, S. 11582]. Diese Deutung findet sich auch schon bei Grimm: „eine speise, von der man zu viel genossen hat oder deren man überdrüssig ist, steht bis an den Hals, was man nachher auch freier und bildlich von einer widerwärtigen Sache behauptet“. Bei der Variante „etwas steht einem bis hier(her)“, die gewöhnlich in der gesprochenen Sprache verwendet wird, ist es üblich, die Halshöhe mit der Hand anzudeuten [vgl. Rö]. Die Redensart könnte sich aber auch von der ähnlichen Wendung „jemandem steht das Wasser bis zum Hals“ herleiten lassen [vgl. Kü, S. 11582], deren Ursprung auf einen Menschen bezogen ist, der Opfer einer Überschwemmung zu werden droht oder von einem Nichtschwimmer, der keinen Grund mehr unter den Füßen spürt [vgl. Kü, S. 30731]. - Entstehungszeit: 1800 ff. [Kü, S. 11582] - Gebräuchlichkeit: umgangssprachlich [DURW]
* * *