Sauregurkenzeit
Sauregurkenzeit: Sauregurkenzeit
Umschreibung: 1) bezeichnet die Zeit der Leiden und der Teuerung [Rö] 2) Geschäftsstille im Sommer [Kü, S. 23650]; bezeichnet Zeitraum [während der Sommerferien], in dem es an geschäftlichen, politischen, kulturellen o. ä. Aktivitäten fehlt, da sich saisonbedingt auf einem bestimmten Gebiet nichts ereignet [vgl. DUW]
Historische Analyse: Der Begriff „Sauregurkenzeit“ war um 1800 ein Wort der Berliner Kaufmannssprache, dessen Ursprung sich nicht eindeutig zurückverfolgen lässt. Manche Sprachforscher sehen darin einen Bezug zum sinnverwandten englischen „cucumbertime“, mit dem die Engländer jene Zeit bezeichneten, in der die städtischen Schneider nichts zu tun hatten, da sich die vornehmen Leute auf dem Land aufhielten. Im 18. Jahrhundert wurde der englische Ausdruck von Seeleuten als „Kummertage“ ins Deutsche übernommen. Es bleibt jedoch fraglich, wie die Bezeichnung von der Hafenstadt Hamburg nach Berlin gelangen konnte [vgl. Gu, S. 198f.]. Eine plausiblere Erklärung geht zurück auf das Rotwelsch, wo der Ausdruck nichts mit Gurken zu tun hat, sondern ursprünglich „zóress und jókresszeit“ hieß und „die Zeit der Leiden und der Teuerung“ bezeichnete. Der Begriff leitet sich von hebräisch „zarót“ und „jakrút“ bzw. jiddisch „zoro“ („Not“) und „joker“ („schwer“) ab [vgl. Gu, S. 199; vgl. Rö]. Da das Bewusstsein um die Herkunft und Bedeutung des Ausdrucks bald verloren ging, bildete sich die volksetymologische Deutung heraus, der Ausdruck bezöge sich auf die geschäftsarmen Sommermonate, in denen die Gurken reifen und eingelegt werden [Rö]. - Entstehungszeit: aufgekommen im späten 18. Jahrhundert [Kü, S. 23650] - Gebräuchlichkeit: umgangssprachlich [DUW] - Fremdsprachen: englisch: „cucumbertime”/ „season of the very smallest potatoes” [Kü, S. 23650]
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