ausfressen
ausfressen: etw. ausgefressen haben
Umschreibung: etw. Unrechtes begangen haben [eWDG: ausfressen]; heimlich etw. Schlechtes getan haben [LDR: ausgefressen]
Analyse der Bedeutung: Das Verbum ‚fressen‘ im modernen Sinne von ‚unmäßig, unkultiviert essen‘ wird im Ahd. über die Form freʒʒan, im Mhd. mittels v(e)reʒʒen, im Asächs. als fretan, im Mnd. und Mnl. als vrēten, im Nl. als vreten, im Aengl. über fretan, im Engl. über to fret (‚zerfressen’) und im Got. als fraïtan realisiert. [Vgl. WPE: fressen].
Die Herkunft der Redewendung etw. ausgefressen haben kann einerseits im Ausfressen des Futternapfes durch die Katze [vgl. ROE: ausgefressen; vgl. KUE I: ausfressen] und andererseits in einer für das Mittelalter belegten Strafform bei Schulden gesucht werden. Mit Bezug auf Letzteres drangen sog. ‚Fresser‘ in das Haus des Schuldners/der Schuldnerin ein, um deren essbare Vorräte aufzubrauchen und um die schuldige Person dadurch um ihre Existenzgrundlage zu bringen. [Vgl. ROE: ausgefressen; vgl. LDR: ausgefressen]. Wie anhand von Hans Sachs bspw. über wöllen aus diesem land sie gar ausfressen (H. Sachs III. 1, 39ᵃ) [DWB1: ausfressen] nachweisbar ist, kann sich das Ausfressen auch im größeren Stile auf das Zwingen zur Auswanderung eines ganzen Ortes beziehen. [Vgl. DWB1: ausfressen].
Der bildhafte Sinn einer negativ behafteten Tat scheint von Beteiligten, die der Anweisung des vollständigen Lebensmittelverbrauches Folge leisten und damit die betroffene Person mittellos zurücklassen oder zum Verlassen des Ortes zwingen, motiviert zu sein. [GG] - Entstehungszeit: 18. Jh. [KUE I: ausfressen] -
Realienkundliches: Einem Eintrag in den Dorfrechten der Alten Landschaft Toggenburg des Jahres 1484 ist u. a. zu entnehmen, dass das ‚gänzliche Abweiden‘ oder ‚ausfretzen‘ [DRW-WA: ausfretzen] bzw. hier uſzfretzt strafrechtlich geahndet wird:
19. Desglich woͤlicher dem anndern das sin můtwillenklich by nacht und by nebel zergengt und uſzfretzt, ist die bůſz ouch zechen pfund pfening. [Gmür 1906, S. 226]
Diastratik: salopp [eWDG: ausfressen]; umgangssprachlich [LDR: ausgefressen] - Figuriertheit: Euphemismus; Komik
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