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Bammel

Bammel: der Bammel vor etw. / Bammel vor etw. haben

Umschreibung: vor etw. Angst haben; die Angst vor etw. [GG]; die ängstliche Unsicherheit bei Gefahr oder vor einer wichtigen Entscheidung [WPE: Bammel]

Analyse der Bedeutung: Die Verbalform ‚bammeln‘ bedeutet im 16. Jh. ‚schaukelnd sich hin und her bewegen‘, während unter dem Substantiv ‚Bammel‘ ursprünglich ‚etw. schaukelnd Herabhängendes, Troddel, Quaste‘, gemeint war. Die substantivierte Form leitet sich aus Bampel, auch Bummel oder Bommel des 16. Jhs. ab und nimmt ab der Mitte des 19. Jhs. die Bedeutung ‚Angst‘ an. Hinsichtlich der Etymologie könnte es sich zwar um eine Metathesis von jidd. baalemoh (‚Furchtsamer‘, ‚Angsthase‘) handeln, wobei die Abänderung zu ‚Bammel‘ über das Rotwelsche erfolgte. Dennoch wird überwiegend von einer Rückbildung von ‚bammeln‘ ausgegangen. [Vgl. WPE: Bammel; LDR: Bammel].
Die Angstkonnotation, die mit der metaphorischen Wendung der Bammel vor etw. / Bammel vor etw. haben einhergeht, lässt sich einerseits auf die durch das Hin- und Herschwanken veranlasste innere Unruhe zurückführen. [Vgl. DUR: Bammel]. Andererseits verortet Röhrich die mit der Wendung verbundene Furchtsamkeit im historischen Bild des Hängens am Galgen sowie in der grundlegenden Angst vor einer gerichtlichen Strafe oder der kindlichen Furcht vor elterlichen Bestrafungen. [Vgl. ROE: Bammel].
Die Komposita ‚Bammelmann‘ (im Rotw.) sowie ‚Baumelmann‘ referieren auf eine gehängte Person bzw. Leiche am Galgen [vgl. DRW-WA: Bammelmann; Baumelmann], wodurch die These der Rückführung auf die Strafe des Erhängens untermauert werden kann. Siehe sowohl dazu als auch zur Genese des Galgens die Wendung ↑ein Galgen für jmdn./etw. sein.
Leidet eine Person folglich unter einem Bammel vor etwas, so befindet sie sich, vom Bild der durch den Strick zu Tode verurteilten und am Galgen hin- und herschwingenden Person motiviert, in einem großen Angstzustand. [GG] - Entstehungszeit: Mitte 19. Jh. [WPE: Bammel]; 1850 [KUE I: Bammel] - 

Realienkundliches: Bei August Wilhelm Schlegel findet sich die Verbalform ‚bammeln‘ im Zusammenhang mit einer am Galgen erhängten Person vor:

wo des gefühles lippe stammelt,
ist schön die sterblichkeit verklärt.
ja ein biederherz wird hoch geehrt,
wenn zuletzt der schelm am galgen bammelt. (A. W. Schlegel) [DWB1: bammeln]

Diastratik: umgangssprachlich [WPE: Bammel]; salopp [DUO: Bammel] - Sozialhistorisches: Soldatensprache [KUE I: Bammel] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl.: (the) jitters [dict.cc]; frz.: avoir la trouille [dict.cc]; ital.: avere fifa di qc [PONS]; nl.: in de piepzak zitten [dict.cc] - Figuriertheit: Komik; Hyperbel (vor dem Hintergrund einer am Galgen baumelden Person gedacht)

 

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