Decke
Decke: mit jmdm./etw. unter einer Decke stecken
Umschreibung: mit jmdm. gemeinsame Sache machen [eWDG: Decke]; mit jmdm./etw. im geheimen Einverständnis stehen [Vgl. DUR: Decke]; jmds. Komplizin/Komplize sein, mit jmdm. verbündet sein [vgl. LDR: Decke; GG]
Analyse der Bedeutung: Das Verbum ‚decken‘ (u. a. ‚auf etw. legen, über etw. breiten, schützen, verbergen‘), von welchem sich das Substantiv ‚Decke‘ ableitet, weist die germ. Formen ahd. thecken, mhd., mnd. und mnl. decken, nl. dekken, afries. thekka, aengl. þeccan (‚decken’), engl. to thatch (spezifisch ‚mit Stroh decken’), anord. þekja und schwed. täcka mit germ. *þakjan auf. Als zugrundeliegende ie. Wurzel wird auf *(s)teg- (‚decken’) geschlossen. Das Femininum ‚Decke‘ im wörtlichen Sinne einerseits ein ‚gewebtes oder wollenes Tuch zum Aus-, Überbreiten‘ oder andererseits der ‚obere Abschluss eines Raumes‘, ‚Auflage‘, ‚Belag’ wird im Ahd. über die Form theckī und im mhd. mittels decke realisiert. [Vgl. WPE: decken].
Die Wendung mit jmdm./etw. unter einer Decke stecken führt im historisch-rechtlichen Kontext auf die Hochzeitsnacht bzw. die sog. ‚Bettsetzung‘ (nd. besettinge am ehebedde) zurück. Das vermählte Paar wurde bis ins 17. Jh. nach der Trauung von bezeugenden Personen ins Bett geleitet, wo man eine Decke über Braut und Bräutigam breitete. Dies wurde durch das Setzen des Bräutigams auf das Bett und durch die Überreichung seiner Braut abgelöst und bis in die 1. H. des 18. Jhs. im nd. Raum gepflegt. Heute erinnert die Segnung des Ehebettes im süddeutschen Raum an den Rechtsbrauch. Ferner ist das gemeinsame Schlafen unter einer Decke bei den Rittern auf literarischem Wege überliefert. [Vgl. HRG-RSW: Hochzeitsbräuche; vgl. DUR: Decke; vgl. ROE: Decke; vgl. LDR: Decke].
Unter einer Decke zu stecken, bedeutet folglich vor dem historischen Hintergrund der rechtlichen und sexuellen Vereinigung von Vermähltem und Vermählter, dass sich jemand mit jemand anderem oder einer Sache verbündet hat. Die geheimnisvolle resp. heimliche Komponente ließe sich daraus erklären, dass die umhüllende Decke einen separaten, von den Betrachterinnen und Betrachtern abgeschirmten Raum für die Körper des Brautpaares generiert. [GG] - Entstehungszeit: 16. Jh. [KUE I: Decke] -
Realienkundliches: Das Rote Buch der Stadt Ulm (1376/1445), das Aufzeichnungen über das Ulmer Stadtrecht beinhaltet, verzeichnet unter Artikel 253 die Signifikanz der Bettdecke im Zusammenhang mit dem Erbrecht. Ab dem Zeitpunkt, wo Mann und Frau geehelicht haben und über ihre Körper in der Hochzeitsnacht eine Decke gebreitet wurde, tritt das Erbrecht in Kraft:
Bi dem ersten umb das stuk, wa zwai hie ze Ulme elichen ze samen vermischet und verainet werden mit gedingde, daz si das gůt oder gelt, daz si denne ze samen bringent, ez si ligend oder varent gůt, uff ainander erben sullen, alsbald si diu deki bi ainander beslecht nach unser stat recht, und sich das denne erfindet, ob der man vor der frowen von tod abgegangen ist, daz diu frow denne das gůt oder gelt, daz ir denne verschriben ist, nimpt, si haben kind bi ainander oder niht, und das ob si wil, ainem andern man geben mag. Daz och denne herwiderumb als billich ir elicher man, ob sin wib vor im von tod abgieng, das selb gůt oder gelt, dez si sich gen ainander verschriben hand oder ob der fall beschach e daz si daz verschriben taͤten, und daz sich mit gůter kuntschaft erfund, och erbe, da sien kind oder niht, und das och ainem andern wibe, ob er wil geben mag, ane siner kind irrung und widerrede. [Mollwo 1905, S. 136]
Diastratik: gehoben [eWDG: Decke]; umgangssprachlich [DUR: Decke] - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart; pejorativ - Allgemeiner Gebrauchskontext: volkstümlich [KUE I: Decke] - Interlingual Kompatibles: dän.: spille under dække med én [PONS]; engl.: to be hand in glove with sb [PONS]; frz.: être de mèche avec qn [PONS]; nl.: samen onder één deken liggen [PONS] - Figuriertheit: Komik; Hyperbel
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