Haube
Haube: jmdn. unter die Haube bringen
Umschreibung: jmdn. (bes. eine Frau) mit jmdm. verheiraten [DUR: Haube]
Analyse der Bedeutung: Das Femininum ‚Haube‘ (‚Kopfbedeckung für Frauen, Kappe, Mütze’) weist die Formen ahd. hūba, mhd. hūbe bzw. hoube (‚Mütze, Helm, Sturmhaube, Federbusch der Vögel’), asächs. hūƀa, mnd. hūve, nl. huif, aengl. hūfe, anord. hūfa, schwed. huva und dän. hue auf. Über aind. kakúp (kakúbh-) (‚Spitze, Gipfel’), griech. kȳphós (κυφός) (‚gebückt, gekrümmt’), kȳ́phos (κύφος) (‚Krümmung, Buckel’) kann ie. *keubh-, *kūbh- bzw. die ie. Wurzel *keu-, *keu̯ə- (‚biegen, Wölbung, Höhlung’) rekonstruiert werden. [Vgl. WPE: Haube].
Die sprichwörtliche Redensart jmdn. unter die Haube bringen leitet sich aus dem früheren Heiratswesen ab, wo der Ehestatus einer Frau u. a. über die Haube signalisiert wurde. [Vgl. DUR: Haube; vgl. ROE: Haube]. Bereits bei den Römern wurde das Haar einer Ehefrau durch einen Schleier oder eine andere Art der Kopfbedeckung verborgen, während das offene unbedeckte Haar den Status der unverheirateten Mädchen symbolisierte. [Vgl. LDR: Haube]. Nach germanischem Recht war es den Frauen untersagt, ihr Haar offen zu tragen. [Vgl. ROE: Haube].
Die Haube als Symbol der Eheschließung hat sich zwar in der figurativen Redensart jmdn. unter die Haube bringen als Wort erhalten, ist jedoch als verpflichtende Tracht im heutigen christlichen deutschsprachigen Raum nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben, sodass sich die Redensart im metaphorischen Sinne schlicht auf den Ehestatus bezieht. [GG] - Entstehungszeit: 17. Jh. [KUE I: Haube] -
Realienkundliches: Für Leipzig des Jahres 1593 ist ein Vorfall belegt, wo sich ein Mädchen der Strafe des ‚Haubens‘ widersetzt, wobei entweder ein Kranz oder eine Haube als Zeichen eines ‚gefallenen‘ Mädchens fungierte [vgl. DRW-WA: hauben]. Das Fingieren des Verheiratetseins, indem man sich Schleier oder Haube aufsetzte, konnte unter bestimmten Umständen mit einer Freiheitsstrafe oder einer zeitlich begrenzten Landesverweisung verbunden sein:
Ob nun gleich Anna Krabinn deßen (daß sie das werck der fleischlichen untzucht mit Barthel Teuerkauff geübet) nicht gestendigk sein wollenn, sondernn als sie gehaubet werdenn sollen, sich frech unnd trotzigk ertzeiget, die haube unnd schleier vonn kopff gerißenn unnd so balde sie zuhause kommen wiederumb einen krantz aufgesetzt. Do aber dennoch Valtinn Riemann und sein weib auf vorgehenden gewöhnlichen zeugenaidt außagen wurdenn, das sie sich vor eheleutte außgebenn unnd beide beisammenn die nacht uber in einem bette gelegenn, so wehre sie nicht allein die haube und schleyer zutragenn unnd denn krantz abtzulegen schuldigk, sondern möchte auch hieruber mit gefengknus gestrafft oder do sie sich des krantzes nicht endthalten würde mit zeitlicher landesverweisung in straff genommen werdenn. [Distel 1885, S. 187f.]
Diastratik: umgangssprachlich [DUR: Haube] - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart - Allgemeiner Gebrauchskontext: Ehe - Interlingual Kompatibles: nl.: iem onder dak brengen [PONS]; tschech.: dostávat [perf dostávatstat] kohu pod čepec [PONS] - Figuriertheit: scherzhaft [DUR: Haube]
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Haube: unter die Haube kommen/gebracht werden
Umschreibung: sich verheiraten (unter die Haube kommen) [DUR: Haube]; verheiratet werden (unter die Haube gebracht werden) [GG]
Analyse der Bedeutung: Zur Etymologie von ‚Haube‘ vgl. ↑jmdn. unter die Haube bringen.
Die sprichwörtliche Redensart unter die Haube kommen/gebracht werden bezieht sich auf die ab der Ehe zu tragende Kopfbedeckung, die sich u. a. in der Haube manifestiert und bereits in der römischen Antike sowie dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit vorgeschrieben war. [Vgl. DUR: Haube]. Siehe dazu näher ↑jmdn. unter die Haube bringen. - Entstehungszeit: 17. Jh. [KUE I: Haube] - Realienkundliches: Bei missbräuchlicher Verwendung der Haube konnten je nach Umständen verschiedene Strafen verhängt werden. Vgl. dazu ↑jmdn. unter die Haube bringen. - Diastratik: umgangssprachlich [DUR: Haube] - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart - Allgemeiner Gebrauchskontext: Ehe - Figuriertheit: scherzhaft [DUR: Haube]
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Haube: unter der Haube sein
Umschreibung: verheiratet sein [DUR: Haube]
Analyse der Bedeutung: Zur Etymologie von ‚Haube‘ vgl. ↑jmdn. unter die Haube bringen.
Analog zu den Redensarten ↑unter die Haube kommen/gebracht werden sowie ↑jmdn. unter die Haube bringen lässt sich die vorliegende Redewendung unter der Haube sein der Haube als verordnete Frauentracht ab dem Zeitpunkt der Eheschließung zuordnen. [Vgl. DUR: Haube]. Als Symbol steht sie für den Ehestatus und die damit verbundenen Rechte und Pflichten. Siehe dazu näher ↑jmdn. unter die Haube bringen. - Realienkundliches: Bei missbräuchlicher Verwendung der Haube konnten je nach Umständen verschiedene Strafen verhängt werden. Vgl. dazu ↑jmdn. unter die Haube bringen. - Diastratik: umgangssprachlich [DUR: Haube] - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart - Allgemeiner Gebrauchskontext: (Er)Klärung des Ehestatus - Interlingual Kompatibles: nl.: onder de pannen zijn [PONS] - Figuriertheit: scherzhaft [DUR: Haube] - Querverweis: ↑jmd. ist vergeben
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