Kopf und Kragen
Kopf und Kragen: um Kopf und Kragen gehen
Umschreibung: die Existenz, das Leben steht auf dem Spiel; besonders riskant sein [GG]
Analyse der Bedeutung: Zur Etymologie von ‚Kopf‘ vgl. die Wendung ↑jmdm./jmdn. den Kopf kosten, zum Substantiv ‚Kragen‘ siehe die Redewendung ↑jmdm./etw. geht es an den Kragen.
Die bildhafte Wendung um Kopf und Kragen gehen lässt sich auf die Hinrichtungsform der Enthauptung zurückführen. Siehe dazu näher ↑Halsabschneiderei.
Vor dem Hintergrund der drohenden Todesstrafe der Enthauptung durch das Schwert, das Fallbeil oder später die Guillotine, wo die Halspartie sowie der Kopf konkret betroffen sind, wird durch die bildhafte Äußerung um Kopf und Kragen gehen Existenzbedrohung oder das Vorliegen von besonders hohen Risiken zum Ausdruck gebracht. [GG] - Realienkundliches: Zur Enthauptung siehe ↑Halsabschneiderei. - Diastratik: umgangssprachlich [DUO: Kopf] - Semantische Prozesse: phraseologisiert; Zwillingsformel (Kopf und Kragen) - Figuriertheit: Hyperbel; Alliteration (Kopf und Kragen)
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Kopf und Kragen: Kopf und Kragen kosten
Umschreibung: das Leben, die Existenz kosten [DUR: Kopf]; eine bedeutend harte Strafe nach sich ziehen [GG]
Analyse der Bedeutung: Zur Etymologie des Substantivs ‚Kopf‘ siehe jmdm./jmdn. den Kopf kosten, zum Maskulinum ‚Kragen‘ vgl. ↑jmdm./etw. geht es an den Kragen.
Die metaphorische Redensart Kopf und Kragen kosten geht auf die Enthauptung als mögliche Todesstrafe zurück. [Vgl. DUR: Kopf]. Siehe dazu näher ↑Halsabschneiderei.
Kostet bspw. eine Aktion Kopf und Kragen, so bedeutet dies vor dem Hintergrund des Todesurteils durch Enthauptung, das bei einer gewichtigen Straftat verhängt wird, im übertragenen Sinne, dass die Existenz der betreffenden Person aufgrund eines spezifischen Umstands zerstört oder diese selbst sehr hart dafür bestraft wird. [GG] - Realienkundliches: Zur Todesstrafe durch Enthauptung siehe ↑Halsabschneiderei. - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart; Zwillingsformel (Kopf und Kragen) - Figuriertheit: Hyperbel; Alliteration; Drastik (Kopf und Kragen) [GG] - Querverweis: ↑jmdn. den Hals kosten; ↑jmdm./jmdn./etw. den Kopf kosten
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Kopf und Kragen: sich um Kopf und Kragen reden
Umschreibung: unbedacht daherreden und sich damit schaden; durch unvorsichtige Auskünfte sein Ansehen, seine Integrität verlieren, seine Existenz gefährden [ZDL: sich um Kopf und Kragen reden]
Analyse der Bedeutung: Zur Etymologie des Substantivs ‚Kopf‘ siehe jmdm./jmdn. den Kopf kosten, zum Maskulinum ‚Kragen‘ vgl. ↑jmdm./etw. geht es an den Kragen.
Die Redewendung sich um Kopf und Kragen reden weist anhand von ‚Kopf und Kragen‘ eine stabreimende Paarformel auf, die sich aus der mittelalterlichen Rechtssprache erhalten hat, und ist anhand dieser hinsichtlich ihres Ursprungs der Hinrichtung durch Enthauptung zuzuweisen. [GG]
Beide Körperpartien, sowohl Kopf als auch Kragen, der synonym für den Hals oder den Nacken steht, sind durch die Schwertklinge oder das Fallbeil bedroht, abgetrennt bzw. durchschnitten zu werden. Unbedachte Äußerungen, die bspw. während einer Verhandlung registriert werden und für einen selbst das Todesurteil bedeuten konnten, fungieren als Bildspender der metaphorischen Wendung, die im übertragenen Sinne auf den Verlust der Integrität oder des Ansehens als existenzbedrohende Erfahrung anspielt. [GG] - Realienkundliches: Zu Belegen rund um die Praxis der Dekapitation siehe ↑Halsabschneiderei. - Diastratik: umgangssprachlich [ZDL: sich um Kopf und Kragen reden] - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart; Zwillingsformel (Kopf und Kragen) - Interlingual Kompatibles: engl.: idiomto risk one’s neck with careless talk [dict.cc] - Figuriertheit: Hyperbel; Alliteration (Kopf und Kragen); Drastik
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Kopf und Kragen: (jmdn./sich) um Kopf und Kragen bringen / gebracht werden
Umschreibung: jemanden / sich um alles bringen; jemanden / sich ruinieren / schwer schaden [RAI: jemanden / sich um Kopf und Kragen bringen] / um alles gebracht / ruiniert werden [GG]
Analyse der Bedeutung: Zur Etymologie des Substantivs ‚Kopf‘ siehe jmdm./jmdn. den Kopf kosten, zum Maskulinum ‚Kragen‘ vgl. ↑jmdm./etw. geht es an den Kragen.
Vgl. ↑sich um Kopf und Kragen reden sowie ↑Kopf und Kragen kosten. - Realienkundliches: Zu Belegen rund um die Praxis der Dekapitation siehe ↑Halsabschneiderei. - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart; Zwillingsformel (Kopf und Kragen) - Interlingual Kompatibles: engl.: idiomto risk one’s neck with careless talk [dict.cc] - Figuriertheit: Hyperbel; Alliteration (Kopf und Kragen); Drastik
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Kopf und Kragen: (für jmdn./etw.) Kopf und Kragen riskieren
Umschreibung: das Leben, die (wirtschaftliche) Existenz riskieren, aufs Spiel setzen, verlieren [vgl. LDR: Kopf; vgl. DUO: Kopf]
Analyse der Bedeutung: Zur etymologischen Herleitung von ‚Kopf‘ siehe ↑jmdm./jmdn. den Kopf kosten, zu ‚Kragen‘ siehe ↑jmdm./etw. geht es an den Kragen.
Die metaphorische Wendung (für etw./jmdn.) Kopf und Kragen riskieren basiert auf der Hinrichtungsform der Enthauptung. [Vgl. LDR: Kopf; vgl. DUR: Kopf]. Zu historischen Aspekten rund um die Strafe der Decollation siehe ↑Halsabschneiderei.
Der vorliegende Ausdruck wird innerhalb von diversen Lexika neben ‚riskieren‘ mit ‚wagen‘ oder ‚aufs Spiel setzen‘ alternativ kombiniert. Diese sind jedoch im aktuellen medialen Kontext deutlich weniger frequent. [GG]
Riskiert eine Person für jemand anderes oder eine bestimmte Sache Kopf und Kragen, geht sie analog zu einer Person, die stellvertretend für jemanden agiert oder einsteht und damit der Gefahr der Exekution ausgesetzt ist, das Risiko ein, selbst als Leidtragende/Leidtragender hervorzugehen. [GG] - Realienkundliches: Siehe dazu ↑Halsabschneiderei. - Diastratik: umgangssprachlich [LDR: Kopf] - Semantische Prozesse: phraseologisiert; Zwillingsformel (Kopf und Kragen) - Interlingual Kompatibles: engl.: to risk life and limb [to do sth] [PONS] - Figuriertheit: Hyperbel; Alliteration (Kopf und Kragen); Drastik
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