Schandfleck
Schandfleck: (etw. ist) ein Schandfleck
Umschreibung: etw., das dem Ansehen einer Person, eines Ortes nicht zuträglich ist [eWDG: Schandfleck]; etw., was in ärgerlicher Weise den sonst guten Eindruck von etwas beeinträchtigt [DUO: Schandfleck]
Analyse der Bedeutung: Das Femininum ‚Schande‘, das auf ‚Beschämendes, Schmach, Schimpf, Unehre, Verachtetsein’ referiert, lautet im Ahd. scanta, im Mhd. schande, womit ‚schämenswertes Tun, Laster’ oder die ‚Schamteile’ bezeichnet werden. Im Mnd. wird es als schande, im Mnl. als scande, im Nl. als schande, im Afries. als skonde, skande, im Aengl. als scand, im Got. als skanda wiedergegeben und basiert auf germ. *skamdō. Innerhalb von Kompositionen wie ‚Schandfleck‘ impliziert es etwas besonders Hässliches, Abschreckendes oder Empörendes. [Vgl. WPE: Schande]. Das Maskulinum ‚Fleck‘ im Sinne von ‚von der Oberfläche sich abhebende Stelle, loses Stückchen, Ortschaft’, welches metaphorisch ‚Fehler‘ oder ‚Makel‘ bezeichnet, weist die Formen ahd. flec sowie flecko und mhd. vlec, vlecke auf. Es wird vermutet, dass die Formen entweder auf der ie. Wurzel *plē-, *plə- (‚abspalten, abreißen’) oder *pel- (‚bedecken, verhüllen‘ bzw. ‚Haut, Fell’) fußen. [Vgl. WPE: Fleck].
Gemeinsam mit der metaphorischen Wendung ↑jmdm. etw. anhängen / sich etw. (nicht) anhängen lassen leitet sich die Schandfleck-Metapher in Verbindung mit einer Vielzahl an möglichen kombinierbaren Wendungen aus der speziellen Form der Ehrenstrafe ab, wo der zu strafenden Person diverse Utensilien wie Steine, Hölzer, Tafeln oder Stofffetzen um- bzw. angehängt wurden, um sie dadurch öffentlich zu demütigen [vgl. ROE: anhängen]. Siehe dazu näher ↑jmdm. etw. anhängen / sich etw. (nicht) anhängen lassen. Eine andere Idee bzgl. der Herleitung des metaphorischen Ausdrucks ergibt sich aus dem Deutschen Rechtswörterbuch, welches als synonyme, bildhafte Bezeichnung das ‚Schandmal‘ anführt und die wörtliche Bedeutung ‚stigmatisierendes Zeichen an einer unbedeckten Stelle des Körpers als Strafe‘ nennt. Über die wortwörtliche Entsprechung mit ‚Brandmal‘, das im Zuge der Leibesstrafen als Verstümmelung bei diversen Delikten einer Person zugefügt wurde [vgl. DRW: Schandfleck; Schandmal; Brandmal], könnte folglich an das Feld der ‚Körperstrafen‘ gedacht werden (vgl. dazu ferner ↑jmdn./etw. (als etw.) brandmarken sowie ↑etw. brennt sich (jmdm./in etw.) ein. [GG] Wie jedoch Röhrich anmerkt, lautete eine alte Redensart einem einen Schandflecken anhängen [ROE: anhängen], wodurch der Bezug zur Ehrenstrafe plausibler zu sein scheint. [GG]
Vom strafrechtlichen Brauch der genannten schandhaften Utensilien, mit welchen die Delinquentin/der Delinquent öffentlich belastet wurde, stellt der Schandfleck im bildhaften Sinne eine Stelle dar, die nach gesellschaftlichem Ansehen unerträglich hässlich und voller Makel ist. [GG] - Entstehungszeit: 17./18. Jh. [ROE: anhängen] - Realienkundliches: Zu Belegen, die die Ehrenstrafe mittels Steinen, Hölzern, Tafeln oder Stofffetzen umfassen, siehe ↑jmdm. etw. anhängen / sich etw. (nicht) anhängen lassen. Auf historische Belege, die das Brandmalen betreffen, wird innerhalb von ↑jmdn./etw. (als etw.) brandmarken eingegangen. - Allgemeiner Gebrauchskontext: überwiegend ein Landschaftsbild/einen Bau o. Ä. betreffend - Interlingual Kompatibles: dän.: skamplet [PONS]; engl.: blot [on the landscape] [PONS]; frz.: faire tache [PONS]; isl.: smánarblettur [PONS]; ital.: macchia [PONS]; nl.: schandvlek [PONS]; schwed.: skamfläck [PONS]; slowak.: škvrna [PONS]; tschech.: (po)skvrna [PONS] - Figuriertheit: Hyperbel; Drastik
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Schandfleck: jmdn./etw. vor dem/einem Schandfleck bewahren
Umschreibung: das gute Ansehen, den guten Eindruck von jmdm./etw. schützen [GG]
Analyse der Bedeutung: Zu etymologischen Aspekten von ‚Schande‘ und ‚Fleck‘ siehe ↑(etw. ist) ein Schandfleck.
Die metaphorische Wendung jmdn./etw. vor dem/einem Schandfleck bewahren lässt sich auf strafrechtliche Bräuche des Anhängens von Gewichten aus Stein oder Holz, Tafeln oder Stofffetzen, die der Ehrenstrafen angehören, zurückführen. Siehe dazu präziser ↑jmdm. etw. anhängen / sich etw. (nicht) anhängen lassen.
In Anknüpfung an die Lastersteine, die Schandflaschen oder -tafeln entstellt der Schandfleck nicht nur eine Person oder eine Sache, sondern zieht auch deren Image ins Negative. Bewahrt man jmdn. oder etw. vor einem Schandfleck, bedeutet dies im übertragenen Sinne, dass man die Reputation, den gesellschaftlich beigemessenen Wert und das Ansehen rettet. [GG] - Realienkundliches: Siehe dazu die Belege innerhalb von ↑jmdm. etw. anhängen / sich etw. (nicht) anhängen lassen. - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: Hyperbel - Querverweis: ↑einen Schandfleck beseitigen/entfernen/verhindern…
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Schandfleck: einen Schandfleck beseitigen/entfernen/verhindern…
Umschreibung: einen Makel beseitigen/entfernen/verhindern [GG]
Analyse der Bedeutung: Zu etymologischen Aspekten zu ‚Schande‘ und ‚Fleck‘ vgl. die Einträge unter ↑(etw. ist) ein Schandfleck.
Die metaphorischen Wendungen einen Schandfleck beseitigen/entfernen/verhindern lassen sich auf eine Variante der Ehrenstrafen zurückführen, wo im Rahmen des sog. Steintragens steinerne Gewichte um bzw. an den Hals der schimpflichen Person gehängt wurden. Besagte Gewichte konnten auch aus Holz gefertigt sein und verschiedene Verzierungen und Formen aufweisen. Zur Strafe des Anhängens zählen auch Tafeln oder Stofffetzen, die das Vergehen der Allgemeinheit gegenüber preisgaben. Siehe dazu näher ↑jmdm. etw. anhängen / sich etw. (nicht) anhängen lassen.
Von den genannten Strafutensilien motiviert, bedeutet einen Schandfleck beseitigen/entfernen/verhindern, dass ein Makel an einer Person oder Sache entfernt oder diesem gegenüber vorgebeugt wird. [GG] - Realienkundliches: Rechtliche Fälle, die die Strafform des Steintragens bzw. Anhängens belegen, sind unter ↑jmdm. etw. anhängen / sich etw. (nicht) anhängen lassen angeführt. - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: wieHyperbel - Querverweis: ↑jmdn./etw. vor dem/einem Schandfleck bewahren
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