Schlinge
Schlinge: die Schlinge zieht sich (um jmdn./etw.) zu
Umschreibung: für jmdn./etw. wird es eng/knapp [GG]; jmd./etw. wird vernichtet [GG]
Analyse der Bedeutung: Die Verbalform ‚schlingen‘ ist aus der ie. Wurzel *slenk- (‚winden, drehen, sich schlingen, kriechen’) abzuleiten. Das feminine Substantiv ‚Schlinge‘ bezeichnet ab dem 16. Jh. auf eine ‚Schleife‘, ‚ein lose verknüpftes Band‘ sowie ein ‚Fanggerät‘ und weist die Formen ahd. slinga sowie mhd. slinge (‚Schleuder‘) auf. [Vgl. WPE: schlingen].
Hinsichtlich der Bildung von diversen metaphorischen Redensarten ist die Schlinge sowohl als Jagd- als auch als Henkers- bzw. Galgenutensil von Relevanz. [Vgl. DWB1: schlinge; vgl. ROE: Schlinge]. Zur Entwicklung des Galgens und der Formen des Erhängens siehe die Wendung ↑ein Galgen für jmdn/etw..
Zieht sich die Schlinge um bzw. für eine Person oder eine Sache zu, wird vor dem Hintergrund der Galgenschlinge, die die Kehle der verurteilten Person zuschnürt und dadurch den Tod durch Ersticken verursacht, im bildhaften Sinne ausgedrückt, dass es für sie/ihn/es analog zur Atemnot der/des Gerichteten besonders eng, knapp oder bedrohlich wird. [GG] - Realienkundliches: Siehe dazu die Einträge innerhalb der Wendung ↑ein Galgen für jmdn./etw.. - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart - Allgemeiner Gebrauchskontext: auffallend gehäuft bei Meldungen zu vermeintlichen Straftaten; oftmals politisch [GG] - Figuriertheit: Drastik; Hyperbel
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Schlinge: jmd./etw. zieht die Schlinge (um jmdm./etw.) enger
Umschreibung: jmdn. schließlich fassen, besiegen [DUR: Schlinge]; jmdn./etw. vernichten [vgl. LDR: Schlinge]
Analyse der Bedeutung: Zu etymologischen Aspekten siehe die sprichwörtliche Redensart ↑die Schlinge zieht sich (um jmdn./etw.) zu, im Vergleich zu welcher die vorliegende Wendung um eine Akteurin/einen Akteur ergänzt ist. Sie führt auf die Todesstrafe durch Erhängen zurück, wobei der Henker für das Zuziehen der Schlinge sorgt, indem er bspw. den Stuhl, auf welchem die/der Verurteilte mit der Schlinge um den Hals positioniert ist, umtritt (vgl. dazu die Wendung ↑ein Galgen für jmdn./etw.). [GG]
Zieht bspw. eine Person die Schlinge um eine Angelegenheit zu, agiert diese aus der eigentlichen Perspektive des Henkers und bewirkt im übertragenen Sinne, dass der/die/das Betreffende sukzessive bedrängt und letztendlich besiegt oder gar vernichtet wird. [GG] - Realienkundliches: Siehe dazu den metaphorischen Ausdruck ↑ein Galgen für jmdn./etw.. - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart - Figuriertheit: Hyperbel; Drastik
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Schlinge: den Kopf/den Hals/sich aus der Schlinge ziehen
Umschreibung: durch geschicktes Verhalten einer drohenden Gefahr gerade noch entkommen, sich in einer scheinbar ausweglosen Situation retten [DUR: Kopf]
Analyse der Bedeutung: Zu etymologischen Details von ‚Schlinge‘ vergleiche den Eintrag zu ↑die Schlinge zieht sich (um jmdn./etw.) zu, zu ‚Kopf‘ siehe ↑jmdm./jmdn. den Kopf kosten.
Die bildhafte, durch mehrere Variationen gebildete Redensart den Kopf/den Hals/sich aus der Schlinge ziehen leitet sich aus der Praxis des Erhängens als Form der Hinrichtung ab, auf die innerhalb von ↑ein Galgen für jmdn./etw. näher eingegangen wird. Zieht man sich oder stellvertretend den Kopf oder Hals aus der Schlinge, gelingt es einem analog zum realen Kontext der durch den Strang zum Tode verurteilten Person, die ihren Kopf rechtzeitig aus der Henkersschlinge befreit, sich aus einer bedrohlichen Lage zu befreien [vgl. auch ROE: Schlinge]. [GG] - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart - Interlingual Kompatibles: dän.: slippe ud af fælden; slowen.: izmuzniti se iz zanke - Figuriertheit: Drastik; Hyperbel
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Schlinge: seinen Kopf in die Schlinge halten/stecken
Umschreibung: sich leichtfertig in Gefahr begeben [eWDG: Schlinge]; sich in größte Gefahr begeben [ROE: Schlinge]; (stellvertretend) die Schuld auf sich nehmen [GG]
Analyse der Bedeutung: Zur etymologischen Herleitung von ‚Schlinge‘ bzw. ‚schlingen‘ siehe ↑die Schlinge zieht sich (um jmdn./etw.) zu.
Die sprichwörtliche Redensart seinen Kopf in die Schlinge halten/stecken ist hinsichtlich ihres Ursprungs dem realen Kontext des Erhängens als Form der Todesstrafe zuzuordnen. Zur konkreten Praxis siehe den bildhaften Ausdruck ↑ein Galgen für jmdn./etw..
Hält oder steckt man den Kopf im übertragenen Sinne in die Schlinge, so wird damit zum Ausdruck gebracht, dass man sich häufig in naiver Weise Risiken aussetzt oder volle Verantwortung für etwas Fremdverschuldetes übernimmt, um jmdn. zu schützen. Als motivierendes Bild fungiert die zum Tode verurteilte Person, die (stellvertretend) den Kopf bereitwillig in die Schlinge legt und damit die Schuld auf sich nimmt. [GG] - Realienkundliches: Siehe die Einträge unter ↑ein Galgen für jmdn./etw.. - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart - Figuriertheit: Hyperbel; Drastik - Querverweis: ↑für jmdn. die Hand ins Feuer legen/halten; ↑sich (für jmdn./etw.) die/keine Hand abhacken (lassen); ↑(für jmdn./etw.) den Buckel hinhalten; ↑Prügelknabe; ↑(für jmdn./etw.) den Kopf hinhalten (müssen); ↑den Kopf in der Schlinge haben / mit dem Kopf/Hals in der Schlinge
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Schlinge: den Kopf in der Schlinge haben / mit dem Kopf/Hals in der Schlinge
Umschreibung: in einer gefährlichen Lage sein [GG]
Analyse der Bedeutung: Zur etymologischen Herleitung von ‚Schlinge‘ bzw. ‚schlingen‘ siehe ↑die Schlinge zieht sich (um jmdn./etw.) zu.
Vor dem Hintergrund der Hinrichtung am Galgen (vgl. dazu ↑ein Galgen für jmdn./etw.) wird mit der sprichwörtlichen Redensart den Kopf in der Schlinge haben bzw. mit dem Kopf/Hals in der Schlinge eine besonders bedrohliche Situation zum Ausdruck gebracht, in welcher man sich vergleichbar mit der am Hals durch die Galgenschlinge fixierten Person scheinbar unentrinnbar befindet. [GG] - Realienkundliches: Siehe dazu die Beispiele innerhalb von ↑ein Galgen für jmdn./etw.. - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart - Interlingual Kompatibles: engl.: to have a noose around one's neck [PONS] - Figuriertheit: Hyperbel; Drastik - Querverweis: ↑seinen Kopf in die Schlinge halten/stecken
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Schlinge: jmdm. die/seine Schlinge um den Hals legen
Umschreibung: jmdn. hart bedrängen; jmds. Ruin einleiten [DUR: Schlinge]
Analyse der Bedeutung: Zur Etymologie von ‚Schlinge‘ bzw. ‚schlingen‘ beachte die sprichwörtliche Redensart ↑die Schlinge zieht sich (um jmdn./etw.) zu.
Auf die Todesstrafe durch Erhängen Bezug nehmend, wo der Henker der verurteilten Person die Schlinge um den Hals legt, wird mit der sprichwörtlichen Redensart jmdm. die Schlinge um den Hals legen darauf referiert, dass jemand oder eine Sache gravierend in Bedrängnis gerät oder ruiniert wird. [GG]
Zum geschichtlichen Hintergrund des Galgens sowie zur besagten Todesstrafe siehe ↑ein Galgen für jmdn./etw.. - Realienkundliches: Beachte die angeführten Exempla unter ↑ein Galgen für jmdn./etw.. - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart - Interlingual Kompatibles: nl.: iem een strik [o. strop] om de hals doen [PONS] - Figuriertheit: Drastik; Hyperbel
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