stehlen
stehlen: jmdm. etw./die Zeit/die Show/Schau… stehlen / sich etw./die Zeit/die Show/Schau… stehlen lassen
Umschreibung: jmdn. um etw. bringen [vgl. DUO: stehlen] / um etw. gebracht werden [GG]
Analyse der Bedeutung: Das Verbum ‚stehlen’, im wörtlichen Sinne von ‚jmdm. etw. entwenden‘ bzw. ‚sich unrechtmäßig aneignen’, weist innerhalb des germ. Sprachraumes die Formen ahd. stelan, mhd. stel(e)n, mnd. sowie mnl. stēlen, nl. stelen, afries. stela, asächs. sowie aengl. stelan, engl. to steal, anord. stela, schwed. stjäla und got. stilan mit germ. *stelan auf und kann mit der ie. Wurzel *ster- (‚rauben, stehlen’) in Verbindung gebracht werden. Die reflexive Bedeutung ‚sich heimlich davonmachen‘ ist ab mhd. Zeit belegt und wird im Nhd. über die Form ‚sich davon- bzw. wegstehlen‘ realisiert. [Vgl. WPE: stehlen].
Der vorliegende Beleg mitsamt seiner Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten leitet sich über das Verbum ‚stehlen‘ aus der Begehung eines Diebstahldeliktes ab. [GG] -
Realienkundliches: Im Folgenden sind drei Ausschnitte aus angelsächsischen Gesetzgebungen angeführt, die Folgen resp. Bußzahlungen für spezifische Diebstähle in Abhängigkeit zur sozialen/gesellschaftlichen Stellung der jeweiligen delinquenten Person anführen:
gif frigman cyninge stele, nigongylde forgylde [wenn ein Freier dem Könige (etwas) stiehlt, vergelte er (es ihm) neunfach] (602/03 (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG. Abt 4) [DRW-WA: stehlen I]
gif þeo steleþ, ii gelde gebete [wenn ein Sklave stiehlt, büße er (das Entwendete) doppelt] (602/03 (Hs. um 1125) Liebermann,AgsG. Abt 90) [DRW-WA: stehlen I]
gif hwa stalige, swa his wif nyte ⁊ his bearn, geselle syxsti scillinga to wite [wenn einer stiehlt, vorausgesetzt sein Weib und seine Nachkommenschaft wissen (es) nicht, so gebe er 60 Schillinge zu Strafe] (688/94 (Hs. um 1100) Liebermann,AgsG. Ine 7) [DRW-WA: stehlen I]
Diastratik: umgangssprachlich [eWDG: stehlen] - Semantische Prozesse: Sprichwörtliche Redensart - Interlingual Kompatibles: engl.: to steal the show from sb. [PONS]; nl.: iem de show stelen [PONS]; span.: robarle [o hacer perder] el tiempo a alguien [PONS] - Figuriertheit: Hyperbel - Querverweis: ↑jmd./etw. kann jmdm. gestohlen bleiben
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stehlen: jmd./etw. kann jmdm. gestohlen bleiben
Umschreibung: nichts mehr von jmdm. wissen wollen [Vgl. eWDG: stehlen]; jmdm. gleichgültig, für jmdn. vollkommen unwichtig sein [DUO: stehlen]
Analyse der Bedeutung: Zur Etymologie und Analyse vgl. ↑jmdm. etw./die Zeit/die Show/Schau… stehlen / sich etw./die Zeit/die Show/Schau… stehlen lassen. Die Wendung bezieht sich näher auf Entwendetes, das jedoch nicht weiter vermisst wird. [Vgl. LDR: stehlen]. - Entstehungszeit: ca. Mitte 19. Jh. (er kann mir gestohlen werden) [KUE I: stehlen] - Realienkundliches: Vgl. ↑jmdm. etw./die Zeit/die Show/Schau… stehlen / sich etw./die Zeit/die Show/Schau… stehlen lassen. - Diastratik: salopp [eWDG: stehlen]; umgangssprachlich [LDR: stehlen] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl.: he/she etc. can go take a running jump! [PONS]; engl.: he/she etc. can go hang [PONS]; nl.: dat/hij kan me gestolen worden [PONS] - Querverweis: ↑jmdm. etw./die Zeit/die Show/Schau… stehlen / sich etw./die Zeit/die Show/Schau… stehlen lassen
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