Canossa(gang)
Canossa(gang): nach Canossa gehen (müssen); Canossagang/Gang nach Canossa
Umschreibung: 1. sich einer unangenehmen Verpflichtung entledigen in der Hoffnung auf günstige Nachwirkung [Kü, S. 149] 2. sich demütig unterwerfen müssen, einen Bittgang antreten, um seine Reue zu zeigen, seinen Gehorsam zu versichern [Rö] 3. ein schwieriges, Bereitschaft zur Unterordnung signalisierendes Gespräch führen [ReIn] 4. ein als erniedrigend empfundener Bittgang [PCRe]
Historische Analyse: Im Machtstreit zwischen Kaiser und Papst hatte sich die Situation so zugespitzt, dass im Jahr 1076 Reichstag und Synode in Worms Papst Gregor VII. für abgesetzt erklärten. Gregor verhängte daraufhin über König Heinrich IV. den Kirchenbann. Um von diesem Bann freigesprochen zu werden, wovon die Fürsten es abhängig machten, ob Heinrich den Thron behalten könne, pilgerte der König unter schwierigsten Bedingungen nach Italien und erschien Ende Jänner 1077 auf der Burg Canossa (am Nordabhang des Apennin) vor Gregor als Büßer. Drei Tage ließ der Papst den König, der ohne königlichen Schmuck, barfuß und mit einem wollenen Hemd bekleidet war, vor dem Tor warten. Dann erst empfing er ihn und löste den Bann unter der Bedingung, dass Heinrich im Streit mit den deutschen Fürsten die Entscheidung des Papstes anerkenne. [Sil, S. 50] - Gebräuchlichkeit: gehoben [PCUn] - Fremdsprachen: 1. engl.: go to Canossa (lit.) [PCOx D-E] 2. frz.: aller a Canossa [Rö]
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