Heiliger
Heiliger: ein komischer/sonderbarer/wunderlicher Heiliger sein
Umschreibung: 1. ein merkwürdiger Mensch, Sonderling sein [PCRe] 2. ein Mensch mit unüblichen Gewohnheiten sein [Rö] 3. eigenwillig sein [Sch]
Historische Analyse: 1. nach dem ungewöhnlichen gebahren, das die legenden oft von den heiligen berichten, heiszt es von einem sonderbaren menschen er ist ein wunderlicher heiliger [Gr, Bd. 10 Sp. 830] 2. Dieser Ausdruck geht auf Psalm 4,4 im Alten Testament zurück, der nach der Lutherübersetzung lautet: 'Erkennet doch, dass der Herr seine Heiligen wunderlich führet.' In der Sprache Luthers war 'wunderlich' gleichbedeutend mit 'wunderbar', wie es auch in der revidierten Fassung heißt. Danach war 'ein wunderlicher Heiliger' eigentlich ein 'wunderbarer, Wunder wirkender Heiliger'. [PCZit] 3. Die Redensart spielt darauf an, dass im volkstümlichen Denken das Hauptinteresse gern auf äußere und sinnfällige Tatsachen, mehr auf die Wunder eines Heiligen als auf sein asketisches Leben und heroisches Sterben gelegt wird. [Rö] - Entstehungszeit: seit dem 17. Jahrhundert bezeugt [Rö] - Gebräuchlichkeit: 1. ugs. [PCRe] 2. ironisch [PCUn] - Fremdsprachen: ndl.: een rare/vreemde/ruwe Apostel [Rö]
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Heiliger: kein Heiliger sein
Umschreibung: 1. ein lockeres Leben führen [Rö] 2. ein Mensch mit Schwächen sein [Fri, S.352] 3. lebensfroh und lebenslustig sein; das Leben zu genießen wissen [Kü, S. 336] 4. nicht unbescholten sein [Kü, S. 336] 5. nicht tugendhaft sein [Sch]
Historische Analyse: 1. Von einem schlechten, leichtsinnigen oder lebenslustigen menschen wird gesagt er ist kein heiliger [Gr, Bd. 10 Sp. 830] 2. Als Heilige werden in der katholischen und orthodoxen Kirche Christen bezeichnet, die für ihren Glauben gestorben sind und/oder zu ihren Lebzeiten ein im christlichen Sinne vorbildliches Leben geführt haben und deshalb von den Gläubigen als Vorbilder des Glaubens angesehen und verehrt werden. [netlex] - Entstehungszeit: 1600 ff. [Kü, S. 336] - Fremdsprachen: frz.: Ce n'est pas un saint [Rö]
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