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Himmel

Himmel: (das) weiß der (liebe) Himmel

 

Umschreibung: 1. Ausdruck des Nichtwissens [Kü, S. 346] 2. Wer soll das wissen? [PCRe] 3. da bin ich ratlos [Sch] 4. das weiß niemand [Sch]

Historische Analyse: entstanden aus der alten formelhaften Anrufung des Himmels zur Beglaubigung einer Behauptung [Kü, S. 346] - Entstehungszeit: seit dem 19. Jahrhundert [Kü, S. 346] - Gebräuchlichkeit: ugs. [PCRe] - Fremdsprachen: ndl.: Dat weet de hemel (Harrebomée, I, 302.) [Wa, S. 654]

 

* * * 

 

Himmel: aus allen Himmeln fallen

 

Umschreibung: 1. tief enttäuscht werden [PCRe] 2. ernüchtert/desillusioniert werden [PCUn] 3. überaus erstaunt sein [Kü, S. 345]

Historische Analyse: 1. beruht auf der altjüdischen Vorstellung, dass der Himmel aus mehreren Schichten besteht; hängt vielleicht mit der biblischen Erzählung vom Sturz der Engel zusammen [Kü, S. 345] 2. Die Wendung geht von 'Himmel' im Sinne von 'Stätte höchster Seligkeit, Stätte des vollkommenen Glücks' aus und meint, dass jemand aus seiner Seligkeit gerissen wird. [PCRe] 3. nach Jes 14,12 [PCUn] - Entstehungszeit: 1700 ff. [Kü, S. 345] - Gebräuchlichkeit: ugs. [PCRe]

 

* * * 

 

Himmel: aus heiterem Himmel

 

Umschreibung: 1. ohne Vorbereitung, plötzlich, völlig unerwartet [PCRe]

Historische Analyse: 1. Gemeint ist, dass etwas so überraschend kommt wie ein Unwetter, das plötzlich losbricht, ohne dass sich zuvor der Himmel mit Wolken bedeckt hat. [He, S. 215] 2. Andeutung von Wettererscheinung [Gr, Bd. 10 Sp. 1334]

 

* * * 

 

Himmel: das Blaue vom Himmel herunterlügen

 

Umschreibung: 1. dauernd lügen, stark übertreiben [Rö] 2. jemanden betrügen [Rö]

Historische Analyse: 1. Himmel steht hier nicht für den Sitz Gottes. [Sch] 2. Himmel: scheinbar über dem Horizont liegendes, halbkugelähnliches Gewölbe (an dem die Gestirne erscheinen) [PCUn]

 

* * * 

 

Himmel: den Himmel auf Erden haben

 

Umschreibung: 1. es sehr gut haben [PCRe] 2. ein überaus angenehmes Leben führen [Rö]

Historische Analyse: 1. Der Himmel als Wohnsitz Gottes ist zugleich die Stätte höchster Seligkeit. [Kü, S. 345] 2. Zu dieser Redensart hat die christliche Vorstellung vom Himmel als Aufenthalt seliger und erhabener Geister geführt. [Rö] - Entstehungszeit: 1700 ff. [Kü, S. 345] - Gebräuchlichkeit: gehoben [PCUn] - Fremdsprachen: 1. engl.: life is heaven on earth for somebody [PCOx D-E] 2. frz.: C'est le paradis sur terre [Rö] 3. ndl.: hij geniet eenen hemel op arde [Rö] (Harrebomée, I, 303.) [Wa, S. 655]

 

* * * 

 

Himmel: den Himmel offen sehen

 

Umschreibung: 1. sich am Ziel seiner Wünsche glauben [PCRe] 2. sehr glücklich sein [Rö] 3. hochbeglückt, selig sein [Fri, S.353]

Historische Analyse: Die Wendung stammt aus der Bibel. Dort heißt es (Joh 1,51): 'Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr werdet den Himmel offen sehen.' Zugrunde liegt die Vorstellung des Himmels als Sitz Gottes (seiner Engel und der Heiligen), der die Seligkeit birgt. Wer also den Himmel offen sieht, erlebt höchste Seligkeit. [PCRe] - Gebräuchlichkeit: gehoben [PCRe] - Fremdsprachen: span.: ver el cielo abierto [1000 Span, S. 45]

 

* * * 

 

Himmel: den Himmel voller (Bass)geigen sehen

 

Umschreibung: 1. jemand ist schwärmerisch glücklich und sieht erwartungsvoll in die Zukunft [PCRe] 2. jemand ist in hoffnungsfroher Stimmung [Hel, S. 132] 3. voller Zuversicht und Freude sein [Kü, S. 346]

Historische Analyse: 1. umgangssprachlich-scherzhafte Abwandlung der Redewendung 'den Himmel offen sehen' [PCZit] 2. Anlehnung an 'jemandem hängt der Himmel voller Geigen'; da Bassgeigen größer als Geigen sind, drückt die Wendung aus, dass jemand, der den Himmel voller Bassgeigen sieht, noch glücklicher ist als derjenige, dem der Himmel voller Geigen hängt. [Sch] - Gebräuchlichkeit: ugs., scherzhaft [PCZit]

 

* * * 

 

Himmel: ein Geschenk des Himmels sein

 

Umschreibung: 1. eine unerwartete günstige Fügung [PCRe] 2. jemand/etwas, der/das sich in einer bestimmten akuten Situation als rettender Umstand erweist [PCUn]

Historische Analyse: 'Himmel' steht hier verhüllend für 'Gott'. [PCRe] ? eine positive Fügung (z. B. auch die Geburt eines Kindes) wird als Geschenk Gottes betrachtet. [Sch]

 

* * * 

 

Himmel: etwas schreit/stinkt zum Himmel; etwas ist himmelschreiend

 

Umschreibung: 1. etwas ist skandalös, empörend [PCRe] 2. etwas ist anrüchig [ReIn] 3. etwas ist Abscheu erregend [Sch] 4. eine Tat ist schrecklich, unrecht [Sch]

Historische Analyse: 1. Der Himmel ist nach biblischer Vorstellung auch der Sitz des Weltgerichts. 'Etwas schreit zum Himmel' sagt man deshalb von einer schrecklichen Tat, für die das menschliche Gefühl so dringend nach einer Sühne verlangt, dass die Sache gleichsam selbst den Himmel um Rache anruft (vgl. Gen 4,10 nach dem Brudermord Kains: 'Die Stimme des Bluts deines Bruders schreit zu mir von der Erde'). Im gleichen Sinne sprechen wir von himmelschreiendem Unrecht. [Rö] 2. Die alte Dogmatik leitete hiervon den Begriff der 'schreienden Sünden', der 'peccata clamantia', ab und zählte diese in den folgenden Versen auf: Clamitat ad caelum vox sanguinis et Sodomorum, vox oppressorum, viduae, pretium famulorum (= Es schreit zum Himmel die Stimme des Bluts und der Sodomer, die Stimme der Unterdrückten, der Witwe, der Arbeiter Lohn). Das Schreien um Gehör und Hilfe, das vor dem irdischen und dem himmlischen Richter üblich war, ist auch in den Psalmen und in Kirchenliedern bezeugt. Luther dichtete z. B. 1524 in Anlehnung an den Psalm 130 das Lied 'Aus tiefer Not schrei ich zu dir'. [Rö] - Entstehungszeit: 1. stinkt: seit dem 18. Jahrhundert; schreit: seit dem 19. Jahrhundert [Kü, S. 346] - Gebräuchlichkeit: ugs. [PCRe] - Fremdsprachen: engl.: something stinks to high heaven [PCOx D-E]

 

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