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Kirche

Kirche: die Kirche im Dorf lassen

 

Umschreibung: 1. etwas im vernünftigen Rahmen belassen [PCRe] 2. nicht übertreiben [PCRe] 3. sich an das Gegebene halten, an Gebräuchen nichts ändern [Rö] 4. sachlich bleiben [Gö, S. 101]

Historische Analyse: 1. Die Wendung beruht auf der Vorstellung, dass der angemessene Platz der Kirche in der Mitte eines Dorfes ist. [PCRe] 2. Wie die Kirche ihren rechten Platz mitten im Dorf hat, so soll man auch mit seinen Ansichten (Preisen und Forderungen) im Rahmen bleiben. Welch große Ordnungsfunktion die Kirche besaß, spiegeln vor allem die zahlreichen mundartlichen Wendungen, z.B. luxemburgisch 'maach, daß d'Kürche am Duerf blift'; westfälisch 'maken, dat de kerk im dorpe blitt'; mecklenburgisch 'blif man mit de Kirch int Dörp'. Auch literarisch ist die Redensart bezeugt, u.a. bei Heinrich Böll im Titel seiner Erzählung: 'Die Kirche im Dorf' (1965). [Rö] - Gebräuchlichkeit: ugs. [PCRe] - Fremdsprachen: ndl.: de kerk in't midden (van het dorp) laten [Rö]

 

* * * 

 

Kirche: mit der Kirche ums Dorf/Kreuz gehen/fahren

 

Umschreibung: 1. unnötige Umwege machen [PCRe] 2. einen Zweck auf dem umständlichsten Weg erreichen [Rö] 3. völlig unlogisch verfahren [Mal, S. 84] 4. etwas auf großen Umwegen erreichen [Kü, S. 414] 5. unnötig umständlich vorgehen [Sch] 6. über Selbstverständliches viele Worte verlieren; weitschweifig reden [Kü, S. 414]

Historische Analyse: 1. Nach Wander (II, Spalte 1345) ist hierbei unter Kirche die Kirchengemeinde zu verstehen, die bei ihren Prozessionen einen langen Weg um das Dorf wählt. Daraus habe sich dann die Bedeutung 'einen Zweck auf dem umständlichsten Weg erreichen' entwickelt. [Rö] 2. Bei Bittprozessionen usw. macht die Gemeinde einen Umweg über die Felder. [Kü, S. 414] - Entstehungszeit: seit dem 19. Jahrhundert [Kü, S. 414] - Gebräuchlichkeit: ugs. [PCRe]

 

* * * 

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