Leviten
Leviten: jemandem die Leviten lesen
Umschreibung: 1. jemanden scharf zurechtweisen [Rö] 2. jemandem sehr ernste Vorhaltungen machen [Kü, S. 496] 3. jemanden gehörig tadeln, zurechtweisen [PCRe] 4. jemanden wegen seines tadelnswerten Verhaltens zur Rede stellen und ihn mit Nachdruck auf seine Pflichten hinweisen [PCUn]
Historische Analyse: 1. Um das Jahr 760 stellte der Bischof Chrodegang von Metz zur Besserung der verwilderten Geistlichkeit einen Kanon nach Art der Benediktinerregel auf. Dieser verpflichtete die 'Canonici' zu gemeinschaftlichem Speisen und Schlafen, zu gemeinsamem Gebet und Gesang, ferner zu bestimmten Versammlungen mit besonderer Buß- und Andachtsübung. Da pflegte ihnen der Bischof oder dessen Stellvertreter einen Abschnitt aus der Bibel, insbesondere aus dem dritten Buch Mosis ('Leviticus' genannt, weil es hauptsächlich Vorschriften für Leviten, d. h. Priester enthält), ferner aus Satzungen, die in 'Capitula' eingeteilt waren, vorzulesen; in der Regel knüpften sich hieran ermahnende und strafende Reden. [Rö] 2. Eigentlich die Levitenmesse, weil bei allen geistlichen Stiftern der Vorstand das Sittenrichteramt im Kapitelhause über die jüngere Geistlichkeit ausübte und er, was er in dieser Hinsicht zu bemerken hatte, nach der Messe sagte, die in größeren Stiften täglich von einem Diakon gehalten wurde. Der disziplinarische Akt, welcher der Messe folgte, wurde die 'Levitenmesse' genannt. Man nannte die Diakone der christlichen Kirche früher auch Leviten. [Wa, S. 110] - Entstehungszeit: seit dem 15. Jahrhundert belegt [Kü, S. 496] - Gebräuchlichkeit: ugs. [PCRe] - Fremdsprachen: ndl.: iemand de Leviten lezen (Harrebomée, II, 21.) [Wa, S. 110]
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