Buch
Buch: ein Buch aufschlagen
Umschreibung: ein Buch öffnen, aufblättern [WH]
Analyse der Bedeutung: Die Wendung ein Buch aufschlagen erscheint uns heute nicht mehr als idiomatisch. Sie bezieht sich aber auf mittelalterliche Codices, deren Schließschnallen (siehe Realienkundliches) tatsächlich aufgeschlagen werden mussten, um im Buch lesen zu können. Heute kann man die Wendung demnach als übertragene Redeweise ansehen, da Bücher nicht mehr aufgeschlagen ('durch Schlagen geöffnet' [Pf: aufschlagen]), sondern aufgeblättert werden. [WH] - Realienkundliches: Mittelalterliche Codices waren mit metallenen Klammern versehen, die an der Vorderkante des Buches die beiden Buchdeckel miteinander verbanden, wodurch ein Aufklaffen der Deckel verhindert und der Buchblock zusammengedrückt werden sollte [vgl. SLB: Buchschließe]. Wenn man ein solches Buch öffnen wollte, konnte man dies durch einen kräftigen Schlag auf den hinteren Buchdeckel erreichen, weil dadurch der Schnappverschluss aufging. [WH] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl. to flip a book open [dict.cc]; nl. een boek opslaan [dict.cc] - Querverweise: ein Kapitel (aufschlagen/beginnen/...); (wie) ein offenes Buch; jemanden wie ein offenes Buch lesen
* * *
Buch: (k)ein ausgeklügelt(es) Buch
Umschreibung: Hinweis auf die Komplexität, Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit der eigenen Persönlichkeit [DUZ: Mensch]
Analyse der Bedeutung: Ein ausgeklügeltes Buch ist ein mit Scharfsinn ausgedachtes, ausgetüfteltes Buch [vgl. DUW: ausklügeln]. Die Redewendung, die aus einem Werk Conrad Ferdinand Meyers hervorging, fasst die Persönlichkeit des Menschen als Buch auf, das eben nicht ausgeklügelt ist, da die Persönlichkeit eines Menschen komplex, vielschichtig und widersprüchlich ist. [WH] - Realienkundliches: Die Wendung geht auf den Dichter Conrad Ferdinand Meyer zurück, der 1871 schrieb: "Ich bin kein ausgeklügelt Buch, ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch" [C.F. Meyer, Huttens letzte Tage. In: Ders.: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Bd. 2. München 1968, S. 372] Die Wendung wird teilweise falsch zitiert ("Ich bin kein ausgeklügeltes Buch, ich bin ein Mensch mit seinen Widersprüchen"). In dieser Form wurde sie zuerst vom Politiker Franz Josef Strauß verwendet, dessen politischer Ziehsohn Edmund Stoiber zitierte sie weiter in der falschen Form [vgl. Über Literaturzitate, Q-Z, 20.03.2014]. - Entstehungszeit: 1872ff. [WH] - Diastratik: bildungssprachlich [WH] - Semantische Prozesse: phraseologisiert (Redensart)
* * *
Buch: (über etwas) Buch führen
Umschreibung: sich über etwas Notizen, Aufzeichnungen machen [DUW: Buch]; über etwas genaue, regelmäßige Aufzeichnungen machen [DUR: Buch]
Analyse der Bedeutung: In dieser Wendung wird das Buch als 'Geschäftsbuch' [WDG: Buch] verstanden, in welches kaufmännische Tätigkeiten genau und gewissenhaft eingetragen werden müssen. Wenn jemand im übertragenen Sinn über eine Sache Buch führt, so macht derjenige regelmäßige und genaue Aufzeichnungen über alle Dinge, die mit dieser Sache in Zusammenhang stehen, wobei diese Sache nicht kaufmännisch-geschäftlicher Natur sein muss. [WH] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl. to keep an account of something [leo.org]; isl. að halda skrá yfir eitthvað [dict.cc] - Querverweise: (bei jemandem) gut/schlecht angeschrieben sein; zu Buche schlagen
* * *
Buch: Buch der Geschichte
Umschreibung: Verzeichnis großer (unsterblicher) Taten [vgl. DUW: Buch]; Aufzeichnung von Taten, mit denen man sich unsterblichen Ruhm erworben hat [vgl. DUR: Buch]
Analyse der Bedeutung: Als Buch der Geschichte stellt man sich ein großes Buch vor, in dem die gesamte Menschheitsgeschichte verzeichnet wird. Dieses Bild mag dadurch motiviert sein, dass der Zugang des Menschen zur Geschichte primär über Textquellen (und somit Bücher) erfolgt. Wenn man sich mit etwas ins Buch der Geschichte einschreiben kann oder mit einer Tat ins Buch der Geschichte eingeht, so ist diese Tat dermaßen wichtig, dass ihr zumindest ein Absatz im imaginären Buch der Menschheitsgeschichte gewidmet werden muss. [WH] - Diastratik: bildungssprachlich [DUW: Buch] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Querverweise: Geschichte schreiben; in die Annalen eingehen
* * *
Buch: seine Nase in ein Buch stecken
Umschreibung:
- in einem Buch lesen [Fr: Nase]
- eifrig lernen [DUR: Nase]
Analyse der Bedeutung: Wenn man die Nase in ein Buch steckt, so hält man das Gesicht nahe an das Buch heran, die Nase ist dem Text am nächsten [vgl. Kü: Nase]. Dabei ist anzunehmen, dass man genau und konzentriert liest. Im übertragenen Sinn wird damit das Lesen bzw. das Lernen bezeichnet, bei dem man sich ebenfalls konzentriert und fokussiert den Inhalt eines Buches aneignen soll. [WH] - Entstehungszeit: 1700ff. [Kü: Nase] - Diastratik: ugs. [DUR: Nase] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: scherzhaft - Interlingual Kompatibles: engl. to bury one's noes in one's books [dict.cc], swe. at sitta med näsan i böckerna [dict.cc]
* * *
Buch: (wie) ein offenes Buch
Umschreibung: jemandem ganz vertraut und bis in die innersten Regungen bekannt sein [DUR: Buch]; ein in seinem Wesen völlig durchschaubarer Mensch [Fr: Buch]; eine völlig durchschaubare Sache sein [WH]
Analyse der Bedeutung: In einem offenen Buch kann jeder den Text mühelos lesen. Im übertragenen Sinn wird die Wendung für Menschen oder Sachen verwendet, die jemandem so vertraut sind, dass dieser sie gleich gut verstehen kann, wie er Text in einem offen herumliegenden Buch lesen und verstehen könnte. [WH] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: Vergleich - Interlingual Kompatibles: engl. to be like an open book [dict.cc] - Querverweise: jemanden wie ein offenes Buch lesen; ein Buch aufschlagen
* * *
Buch: jemanden wie ein offenes Buch lesen
Umschreibung: jemanden durchschauen [WH]; die innersten Regungen eines Menschen dank großer Vertrautheit erkennen und deuten können [vgl. DUW: Buch]
Analyse der Bedeutung: In einem offenen Buch kann man ohne Probleme lesen. Im übertragenen Sinn kann man durch die Beobachtung einer Person (ihrer Mimik, ihrer Handlungen, ...) so viel Information auf so einfache Weise bekommen, wie wenn man den Text eines Buches läse. [WH] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: Vergleich - Interlingual Kompatibles: engl. to read somebody's face like a book [dict.cc]; nor. å lese noen som en åpen bok [WH] - Querverweise: (wie) ein offenes Buch; ein Buch aufschlagen; etwas steht jemandem ins Gesicht geschrieben; jemandes Gedanken lesen können
* * *
Buch: reden wie ein Buch
Umschreibung: sehr viel, unaufhörlich reden [DUW: Buch]; viel und ohne Stocken reden [Fr: Buch]; so fließend reden, als wenn man aus einem Buch abläse [Rö: Buch]; selbstgefällig und ohne andere zu Wort kommen zu lassen reden [Rö: Buch]
Analyse der Bedeutung: Ein Buch enthält viel Text, der ansprechend formuliert und logisch durchdacht sein soll. Wenn jemand wie ein Buch redet, spricht derjenige entweder sehr viel - teilweise so viel, dass andere nicht zu Wort kommen -, oder so fließend und ausformuliert, als würde er aus einem Buch vorlesen. [WH] - Entstehungszeit: 1700ff. [Kü: Buch] - Diastratik: ugs. [DUR: reden] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: Vergleich; Hyperbel - Interlingual Kompatibles: engl. to talk like a book [Rö: Buch]; nl. spreken als een boek [Rö: Buch]; fr. parler comme un livre [Rö: Buch]; ita. parlare come un libro stampato [dict.cc] - Querverweise: reden wie gedruckt; ohne Punkt und Komma sprechen/reden/...
* * *
Buch: zu Buche schlagen
Umschreibung: sich im Etat niederschlagen [DUW: Buch]; Gewinn bringen [Rö: Buch]; sich bei etwas bemerkbar machen, ins Gewicht fallen [DUW: Buch]
Analyse der Bedeutung: In dieser Wendung wird das Buch als Rechnungs- oder Geschäftsbuch der kaufmännischen Welt verstanden [vgl. DUR: Buch]. Wenn etwas zu Buche schlägt, so macht es sich in den Rechnungsbüchern bemerkbar. Meistens bezeichnet die Wendung einen Gewinn, sie kann aber auch in der negativen Form erscheinen: Wenn etwas nicht zu Buche schlägt, so ist es unbedeutend und von geringem Nutzen [vgl. Rö: Buch]. - semantische Prozesse: phraseologisiert - Allgemeiner Gebrauchskontext: Die Wendung wird ihrem Ursprung entsprechend überwiegend in Zusammenhang mit kaufmännischen Angelegenheiten verwendet. - Interlingual Kompatibles: ita. avere il proprio peso [leo.org] - Querverweise: (über etwas) Buch führen; (bei jemandem) gut/schlecht angeschrieben sein
* * *
Buch: das Buch schließen
Umschreibung: etwas beenden, zu einem Abschluss bringen [WH]
Analyse der Bedeutung: Wenn man ein Buch schließt, so beendet man das Lesen oder das Schreiben des Buches. Dementsprechend ist die übertragene Bedeutung der Wendung zu verstehen, das Schließen des (metaphorischen) Buches deutet auf das Beenden einer Handlung hin. [WH] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl. "I closed the book on us, at least a hundred times" [Leonard Cohen, I tried to leave you (1974), WH]
* * *
Buch: ein Buch mit sieben Siegeln
Umschreibung: nicht durchschaubar, unverständlich sein, ein Geheimnis bleiben [DUR: Buch]; etwas Schwerverständliches, Unergründliches sein [Rö: Buch]; eine schwerverständliche, unergründliche Person oder Sache sein [Kü: Buch]
Analyse der Bedeutung: Die Redewendung stammt aus der Offenbarung Johannis (siehe Realienkundliches). Im übertragenen Sinn meint sie etwas Geheimnisvolles, Schwerverständliches, das einem besonders gut verschlossenen Buch vergleichbar ist, dessen Inhalt sehr schwer ergründbar ist, wie auch das Buch in der Offenbarung nur durch jemanden, der dazu würdig ist, geöffnet werden kann [vgl. Rö: Buch; vgl. Offb. 5,1-5]. - Realienkundliches: Die Redewendung ist biblischen Ursprungs: "Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, eine Buchrolle; sie war innen und außen beschrieben und mit sieben Siegeln versiegelt. Und ich sah: Ein gewaltiger Engel rief mit lauter Stimme: Wer ist würdig, die Buchrolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen? Aber niemand im Himmel, auf der Erde und unter der Erde konnte das Buch öffnen und es lesen." [Offb. 5,1-3] - Entstehungszeit: Goethezeit [Kü: Buch] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: Alliteration - Interlingual Kompatibles: engl. book of seven seals [dict.cc]; fr. un livre scellé de sept sceaux [Rö: Buch] - Querverweise: Vgl. Schlagbauer 2005: Buch
* * *
Buch: wie etwas/jemand im Buche steht
Umschreibung: genauso sein, wie man sich jemanden Bestimmten oder eine bestimmte Sache vorstellt [DUW: Buch]; etwas/jemand, der/das als Musterbeispiel gelten kann [DUR: Buch]; mustergültig, tadellos; gebraucht zur Bekräftigung der Bedeutsamkeit und Glaubwürdigkeit einer Aussage oder eines Ereignisses [Rö: Buch]
Analyse der Bedeutung: Wenn etwas im Buche steht so kann man es dort nachlesen, es ist dort besonders gut, deutlich und oft einem Ideal entsprechend ausgeführt. Demnach kann die Darstellung einer Sache im Buch als Muster für die Wirklichkeit gelten. Wenn sich jemand so verhält oder so aussieht, wie es im Buche steht, so ist derjenige musterhaft und genau so, wie man es erwarten würde. [WH] Zudem wird das Allgemeingültige und damit Bedeutende einer Person oder Handlung durch diese Redewendung unterstrichen, was an der möglichen biblischen Herkunft liegen mag [vgl. Rö: Buch]. - Realienkundliches: Die Wendung ist vermutlich biblischen Ursprungs und bezieht sich auf Ps. 40,8 [vgl. DUR: Buch; Rö: Buch]: "Darum sage ich: Ja, ich komme. In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist." (tunc dixi: Ecce venio. In capite libri scriptum est de me). Küpper erinnert zudem an die Autorität des Gedruckten für leseunkundige Menschen [Kü: Buch]. - Entstehungszeit: Küpper datiert auf 1840ff. [Kü: Buch], allerdings sind frühere Belege zu finden (siehe histor. Belege) - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: Vergleich - Interlingual Kompatibles: engl. a textbook example for a ... [dict.cc]; to be something to a T [dict.cc] - Querverweise: wie aus dem Bilderbuch
* * *
Buch: wie aus dem Bilderbuch
Umschreibung: einem Idealbild entsprechend; nicht besser, schöner vorstellbar, auszudenken [DUR: Bilderbuch]; etwas ist überaus schön, lieblich, idealisiert [Kü: Bilderbuch]
Analyse der Bedeutung: Bilderbücher sind Bücher für Kinder, die noch wenig lesen können, weswegen diese Bücher reich illustriert sind. Die Illustrationen bilden oft eine idealisierte Welt ab. Wenn etwas im übertragenen Sinn wie aus dem Bilderbuch ist, so ist es dermaßen idealisiert und schön, dass es auch in einer Bilderbuchillustration zu finden sein könnte. [WH] - Entstehungszeit: 1930ff. [Kü: Bilderbuch] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: Vergleich - Querverweise: wie etwas/jemand im Buche steht
* * *
Buch: Bücherwurm
Umschreibung: jemand, der gerne und viel liest [DUW: Bücherwurm]; jemand, der mit Spannung und Freude liest [vgl. Rö: Buch]; eifriger Bücherleser [Pf: Bücherwurm]; Vielleser, Gelehrter [Kü: Bücherwurm]
Analyse der Bedeutung: Der Bücherwurm bezeichnet eigentlich eine in Büchern lebende Larve [Pf: Bücherwurm]. Im übertragenen Sinn wird damit ein eifriger Bücherleser bezeichnet, der - ähnlich den Larven - beinahe in Büchern wohnt, weil er sich so gern und häufig in bzw. bei ihnen aufhält. [WH] - Realienkundliches: Der Bücherwurm zählt zu den biologischen Schadensverursachern in Bibliotheken, da er sich von Zellstoff ernährt, wodurch Wurmlöcher und Wurmgänge im Buch entstehen. Der erste Hinweis auf den Bücherwurm findet sich 1665 in der "Micrographia" von Hooke, der den Schädling allerdings vorrangig auf Basis der eigenen Imagination beschreibt. Zur Bekämpfung des Bücherwurms kann man das befallene Buch einfrieren oder chemische Pestizide einsetzen, wobei durch chemische Anwendungen potentielle Nutzer des Buches im Anschluss gefährdet sein können [vgl. SLB: Bücherwurm]. Entstehungszeit: Ende 17. Jh., geläufig ab 1750 [Pf: Bücherwurm] - Diastratik: ugs. [WDG: Bücherwurm] - Figuriertheit: scherzhaft [DUW: Bücherwurm] - Interlingual Kompatibles: engl. bookworm [dict.cc]; isl. bókaormur [dict.cc]; nl. boekenwurm [dict.cc]; nor. bokorm [dict.cc]; fra. rat de bibliothèque [leo.org]; ita. topo di biblioteca [dict.cc]
* * *
Buch: des Teufels Gebetsbuch
Umschreibung: Spielkarten [DUW: Teufel]
Analyse der Bedeutung: Das Kartenspiel galt als Teufelswerk, da es die Menschen zum Glücksspiel verführte und ins Unglück stürzen konnte (zumal wenn um Geldbeträge gespielt wurde). Wer also Karten spielte, entfernte sich vom christlichen Weg und begab sich in die Fänge des Teufels. Demgemäß wurden die Spielkarten als des Teufels Gebetsbuch bezeichnet, weil man mit ihrem Gebrauch ein Teufelswerk betreiben konnte, ähnlich dem christlichen Gebetsbuch, welches man zum Ausrichten einer Messe braucht. [WH] - Entstehungszeit: 1800ff. [Kü: Gebetbuch] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: scherzhaft [DUR: Teufel]
* * *
Buch: das falsche Gesangsbuch haben
Umschreibung: eine der Karriere nicht förderliche Religionszugehörigkeit, politische Einstellung o.Ä. haben [DUR: Gesangbuch]; in einer Berufsstellung nicht zum Zug kommen, weil man der entsprechenden kirchlichen oder politischen Protektion entbehren muss [Rö: Gesangbuch]; einer Religionsgemeinschaft (oder Partei) angehören, die im Proporzsystem von Nachteil ist [Kü: Gesangbuch]; eine andere Konfession besitzen, zu einer nur in der Minorität vorkommenden Religionsgemeinschaft gehören [Rö: Gesangbuch]
Analyse der Bedeutung: Wenn man das falsche Gesangsbuch hat, so kann man im eigentlichen Sinn dem Messritus nicht folgen und die Lieder der Mehrheit nicht mitsingen. Im übertragenen Sinn weist die Redewendung darauf hin, dass man nicht Teil dieser Mehrheit bzw. der gesuchten/gefragten Gruppe ist und daher eine Benachteiligung erfährt. Die Redewendung ist bundesdeutschen Ursprungs (daher entfällt in den meisten Fällen das Fugen-s). Sie wurde v.a. von Protestanten in der BRD verwendet, um ihre Benachteiligung zu erklären [vgl. Rö: Gesangbuch]. - Realienkundliches: Das Gesangsbuch ist wesentlicher Bestandteil der christlichen Messe. Besondere Bedeutung maß Luther dem Kirchengesang bei, was sich in von ihm gedichteten Liedern und früh erschienen Liederbüchern für den reformierten Gottesdienst ausdrückt. Die katholische Kirche griff das vom Volk gesungene Kirchenlied erst später auf und verteilte eher Gebetsbücher [vgl. SLB: Gesangbuch]. - Entstehungszeit: 1920ff. [Kü: Gesangbuch]; 1950ff. [Rö: Gesangbuch] - Diastratik: ugs. [DUR: Gesangbuch] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: Metonymie; scherzhaft [DUR: Gesangbuch] - Querverweise: das richtige/falsche Parteibuch haben
* * *
Buch: das richtige/falsche Parteibuch haben
Umschreibung: im Hinblick auf die Karriere o.Ä. der richtigen/falschen Partei angehören [DUR: Parteibuch]; einer Partei angehören, die (nicht) an der Regierung ist [Kü: Parteibuch]
Analyse der Bedeutung: Die Wendung bezieht sich auf das berufliche Fortkommen bzw. eine Postenvergabe, bei der Personen, die einer bestimmten Partei angehören (also deren Parteibuch haben), bevorzugt werden. Im übertragenen Sinn meint die Wendung, dass man aufgrund der Zugehörigkeit zu einer (politischen) Gruppe einen Vorteil (oder Nachteil) hat, der unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit dieser Person nicht gegeben wäre. [WH] - Entstehungszeit: 1948ff. [Kü: Parteibuch] - Diastratik: ugs. [DUW: Parteibuch] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: Metonymie - Querverweise: das falsche Gesangsbuch haben
* * *
Buch: jemandem etwas ins Stammbuch schreiben
Umschreibung: jemanden mit Nachdruck kritisierend auf etwas Tadelnswertes hinweisen [DUW: Stammbuch]
Analyse der Bedeutung: Seit dem 17. Jh. wird Stammbuch als Bezeichnung für ein 'Buch, in das sich Freunde und Bekannte mit einem Denkspruch eintragen' verwendet [Pf: Stamm]. Diese Sprüche werden vom Besitzer des Stammbuchs gesammelt und dienen der erbaulichen Lektüre sowie der Erinnerung an Freunde und Lehrer [vgl. Gr: Stammbuch]. Wenn man im übertragenen Sinn von jemandem etwas ins Stammbuch geschrieben bekommt, dann bekommt man einen scharfen Tadel, den man sich merken soll, in der gleichen Weise wie die Sinnsprüche im tatsächlichen Stammbuch erinnert werden sollen. [WH] - Diastratik: ugs. [DUR: Stammbuch] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Querverweise: jemandem/sich etwas hinter die Ohren schreiben; etwas ins Gedächtnis schreiben; etwas ins Gehirn meißeln
* * *