Buchstaben
Buchstaben: sich an den/die Buchstaben des Gesetzes halten; nach den Buchstaben des Gesetzes
Umschreibung:
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genau so, wie das Gesetz es vorschreibt [DUR: Buchstabe]; peinlich genau sein in der Befolgung des Gesetzes [DUW: Buchstabe]
-
etwas so tun, wie es das Gesetz wörtlich verlangt und nicht so, wie der gemeinte Sinn des Gesetzes ist [Fr: Buchstaben]
Analyse der Bedeutung: Wer nach den Buchstaben des Gesetzes handelt, ist besonders strikt in der Auslegung des schriftlichen Gesetzestextes, wobei diese Strenge der Auslegung dem eigentlichen Sinn des Gesetzes häufig nicht gerecht wird [vgl. Rö: Buchstabe]. - Semantische Prozesse: phraseologisiert; pejorativ - Allgemeiner Gebrauchskontext: Der Beleg kommt häufig im Bereich der Rechtswissenschaften oder im Bezug auf juristische Schriftstücke vor. Ein weiterer (älterer) Gebrauchs-kontext versteht unter Gesetz biblische (vorrangig alttestamentliche) Texte. - Interlingual Kompatibles: engl. to stick to the letter of the law; according to the letter of the law [dict.cc] - Querverweise: Buchstabenreiter; Paragraphenreiter; i-Tüpferl-Reiter; bis aufs (letzte) (i-) Tüpfelchen
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Buchstaben: bis auf den letzten Buchstaben
Umschreibung: etwas voll und ganz, ohne Einschränkung erfüllen [DUR: Buchstabe]; etwas hundertprozentig machen [Fr: Buchstabe]
Analyse der Bedeutung: Wenn eine Sache (z.B. ein Vertrag, Gesetz oder anderwertig bindender Text) bis auf den letzten Buchstaben erfüllt wird, ist damit eine vollständige Erfüllung, ohne Rücksichtnahme auf eventuell gebotene Einschränkungen, gemeint. Die Buchstaben müssen dabei nicht immer Teil eines tatsächlichen (geschriebenen oder gesprochenen) Textes sein, der Text kann auch im übertragenen Sinn verstanden werden, so z.B. im dritten aktuellen Beleg, wo er den genetischen Code bezeichnet. [WH] - Diastratik: bildungssprachlich [WH] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Querverweise: von A bis Z; A und O (einer Sache); Alpha und Omega (einer Sache)
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Buchstaben: (jemandem) etwas buchstabieren
Umschreibung:
- etwas zusammenfügen, zusammensetzen [WH]
- jemandem etwas langsam und deutlich (wiederholt) erklären [WH]
Analyse der Bedeutung: Beim Buchstabieren werden 'die gesamten Buchstaben eines Wortes in ihrer Reihenfolge einzeln (langsam) genannt' [WDG: buchstabieren]. Im übertragenen Sinn wird etwas buchstabiert, wenn ein Ding oder ein Sachverhalt bewusst (und eventuell langsam oder reflektierend) als aus Einzelteilen zusammengesetzt wahrgenommen wird, wobei teilweise auch der Aspekt des Erläuterns (i.S.e. Aufzählung oder Definition von Einzelteilen, siehe Belege) mitzudenken ist. Daraus ergibt sich eine, größtenteils in der gesprochenen Sprache anzutreffende, zweite Bedeutung: Buchstabieren als langsames Wiederholen einer Sache, wenn das Gegenüber im Gespräch nicht verstehen kann oder will, was man gesagt hat.[WH] - Figuriertheit: 2.) scherzhaft
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Buchstaben: Buchstabenreiter
Umschreibung: pedantischer, übergenauer Mensch [WH]
Analyse der Bedeutung: Die Bedeutung des Wortes "reiten" war ursprünglich weiter und umschloss 'reiten, fahren, sich bewegen' [Pf: reiten], woraus die übertragene Bedeutung 'sich stark mit etwas abgeben' [Paul: reiten] abgeleitet wurde. Ein Buchstabenreiter ist also jemand, der sich viel und genau mit Buchstaben beschäftigt und diesen hohe Wichtigkeit zumisst. Der Begriff ist daher eine pejorative Bezeichnung für jemanden, der streng an schriftlichen Anweisungen festhält und diese sehr strikt und genau befolgt. [WH] - Diastratik: ugs. [WH] - Semantische Prozesse: pejorativ - Querverweise: i-Tüpferl-Reiter; Paragraphenreiter; Federfuchser; auf Punkt und Beistrich/Komma; sich an den/die Buchstaben des Gesetzes halten; nach den Buchstaben des Gesetzes; bis aufs letzte (i-) Tüpfelchen
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Buchstaben: sich auf seine vier Buchstaben setzen
Umschreibung: sich hinsetzen [DUR: Buchstabe]
Analyse der Bedeutung: Die Wendung sich auf seine vier Buchstaben setzen steht scherzhaft für das Hinsetzen, die vier Buchstaben meinen das Wort Popo [DUR: Buchstabe] oder Mors [Kü: Buchstaben]. In Nordost- und Süddeutschland ist auch die Wendung sich auf seine fünf Buchstaben setzen als Ersatz für den derben Ausdruck Arsch geläufig [vgl. Rö: Buchstabe]. - Entstehungszeit: 19. Jh. [Kü: Buchstaben] - Diastratik: ugs. [DUR: Buchstabe] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Figuriertheit: Euphemismus; scherzhaft
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Buchstaben: buchstäblich
Umschreibung:
- geradezu, regelrecht, im wahrsten Sinne des Wortes [DUW: buchstäblich]
- genau dem Wortlaut der Vorlage folgend [DUW: buchstäblich]
Analyse der Bedeutung: Worte sind aus Buchstaben gebildet, wobei Buchstaben in der jüngeren sprachwissenschaftlichen Theorie als 'kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit der schriftlichen Sprachform ohne Bezug auf die Lautsprache' [SLB: Buchstabe] gelten. Wenn man etwas buchstäblich macht, so macht man es im wahrsten Sinn des Wortes, genauso wie es ein Wort nahe legt, wie es sich also aus seinen Einzelteilen (den Buchstaben) ableiten lässt. [WH] - Entstehungszeit: Anfang 16. Jh. [Pf: buchstäblich] - Interlingual Kompatibles: dän. bogstavelig [dict.cc]; engl. literally [dict.cc]; isl. bókstaflega [dict.cc]; nl. letterlijk [dict.cc] nor. bokstavelig [dict.cc]; frz. littéralement [dict.cc]; ita. letteralmente [leo.org]; spa. literal [leo.org]
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Buchstaben: Fraktur reden
Umschreibung:
- jemandem unmissverständlich, deutlich seine Meinung sagen [DUW: Fraktur]; grob und deutlich gegen jemanden vorgehen, ihm unverblümt und ohne Umschweife die Meinung sagen [Rö: Fraktur]
- zu Gewaltsamkeiten schreiten [Rö: Fraktur] (ohne aktuellen Beleg)
Analyse der Bedeutung: Seit dem 16. Jh. wird die deutsche Schrift mit ihren gebrochenen Linien im Gegensatz zur lateinischen Antiqua als Fraktur bezeichnet. Mit jemandem Fraktur zu reden meint daher 'mit jemandem deutlich zu reden' [Rö: Fraktur]. Der Duden geht davon aus, dass die Eckigkeit der Frakturschrift als derb und grob empfunden worden sei, wodurch in der übertragenen Bedeutung das Grobe und Deutliche gleichermaßen motiviert wären [DUR: Fraktur], der Dichter Jean Paul benutzte die Fraktur ebenfalls als Metapher für Grobes und Gewaltsames [Kü: Fraktur], was auf die zweite Bedeutung der Redewendung hinweist. - Realienkundliches: Die Fraktur ist eine deutsche Sonderform der gotischen Schrift, die auf Initiative Kaiser Maximilians I. 1514 erstmals gedruckt wurde. Um 1600 setzte sich die Fraktur weitgehend durch und begründete als fortlebende gotische Schrift einen deutschen Sonderweg der Schriftentwicklung [vgl. SLB: Fraktur]. Die Redewendung Fraktur reden ist bereits im 17. Jh. in übertragener Bedeutung greifbar, um die Mitte des 19. Jh. wird sie in Deutschland zu einem politischen Schlagwort der Sozialdemokraten [vgl. Rö: Fraktur]. Die Nationalsozialisten haben diesen Kampfbegriff ebenfalls aufgegriffen [vgl. Kü: Fraktur], wenngleich sie die Frakturschrift 1941 im "Normalschrifterlass" als "Schwabacher Judenletter" [SLB: Fraktur] bezeichneten und verboten [vgl. SLB: Deutsche Schrift]. - Entstehungszeit: 17. Jh. [Rö: Fraktur] - Diastratik: ugs. [DUR: Fraktur]; salopp [WDG: Fraktur] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Querverweise: Klartext (reden); jemandem den Text lesen; jemandem einen Denkzettel verpassen
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Buchstaben: Hieroglyphen
Umschreibung: schwer oder nicht lesbare Schriftzeichen [DUW: Hieroglyphe]; schwer les- und deutbare Schriftzeichen [Pf: Hieroglyphe]
Analyse der Bedeutung: Als Hieroglyphen (griech. 'heilige Zeichen') bezeichnen wir ein logographisches Schriftsystem, zu dem u.a. Vorläufer der Keilschrift, die altägyptische Schrift, hethitische und mittelamerikanische Schriften zählen [SLB: Hieroglyphen]. Im alltäglichen Sprachgebrauch bezeichnen Hieroglyphen v.a. die ägyptische Schrift, die erst im 19. Jh. mithilfe des Steins von Rosette entziffert werden konnte. Im übertragenen Sinn stehen Hieroglyphen daher für schwer lesbare handgeschriebene Schriftzeichen. [WH] - Entstehungszeit: 16. Jh. (Adjektiv: hieroglyphisch); 18. Jh. (Substantiv) [Pf: Hieroglyphe] - Diastratik: ugs. [WDG: Hieroglyphe] - Figuriertheit: scherzhaft [DUW: Hieroglyphe]
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