Schrift
Schrift: nach der Schrift sprechen/reden
Umschreibung: nach den Ausspracheregeln der Standardsprache sprechen [WH]
Analyse der Bedeutung: Mit der Vereinheitlichung der deutschen Sprache in der Neuzeit entwickelte sich zunehmend auch das Ideal einer standardisierten Aussprache. Es sei erlaubt, die Schriftsprache als ideelles Schriftprodukt aufzufassen, da sie erst aus dem zunehmenden Gebrauch und der Wertschätzung gegenüber der Schrift als Ideal entsteht. Die standardisierte Aussprache soll sich an der Laut-Buchstaben-Zuordnung der geschriebenen Sprache orientieren, so dass die Aufforderung nach der Schrift zu sprechen eine Aufforderung zur Verwendung der standardsprachlichen Aussprache (im Gegensatz zum Dialekt) darstellt. [WH] - Realienkundliches: Die Verschrift(lich)ung deutscher Dialekte beginnt um 750 [vgl. Brandt 1999, 88], dabei gilt jedoch das Prinzip "Schreib, wie du sprichst!" Erst mit der Vereinheitlichung der deutschen Schriftsprache ab dem 16. Jh. kehrt sich diese Maxime um, so dass v.a. in gebildeteren Schichten gefordert wird: "Sprich, wie du schreibst!" [vgl. Brandt 1999, 89-90]. - Semantische Prozesse: phraseologisiert
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