Spiel
SPIEL: (jemandes) Spiel/Spielchen
Umschreibung: Handlungsweise, die etwas, was Ernst erfordert, leichtnimmt [DUW, 1642]; unverbindliches, leichtfertiges Tun [DBW, 871]
Historische Analyse: Motiviert wird die übertragene Bedeutung des Begriffs durch die Dichotomie Spiel – Ernst bzw. durch das davon abgeleitete Moment des Nicht-Ernsthaften, das dem Spiel innewohnt, und das der Unverbindlichkeit, das sich daraus ergibt. [JE]
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SPIEL: (mit jemandem/etwas) leichtes Spiel haben
Umschreibung: mit jemandem, etwas leicht fertig werden [DUW, 1642]; (mit jemandem) schnell, ohne Schwierigkeiten fertig werden [DRW, 717]; leicht mit ihm fertig werden können [Rö, 1502]
Historische Analyse: Für einen Spieler ist ein "leichtes Spiel" eines, das er ohne große Anstrengung gewinnen kann, da er es entweder besonders gut oder seine Mitspieler schlecht beherrschen. Dieses Moment des mühelosen Erfolgs motivierte die übertragene Bedeutung des Phraseologismus. [JE] -
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SPIEL: auf dem Spiel stehen
Umschreibung: gefährdet, ein großes Wagnis sein, einen ungewissen Ausgang nehmen können [Rö, 1501]; in Gefahr sein [DRW, 717]; in Gefahr sein, verloren zu gehen, Schaden zu nehmen [DUW, 1642]
Historische Analyse: Auf dem Spiel steht das, um das gespielt wird (Geld, Getränke etc.): Dabei besteht für jeden Spieler die Gefahr, seinen Einsatz zu verlieren. Dieses Moment des Risikos des Verlusts motivierte die übertragene Bedeutung. [JE]
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SPIEL: aus dem Spiel bleiben
Umschreibung: nicht einbezogen, nicht berücksichtigt werden [DUW, 1642]; nicht einbezogen werden [DRW, 717]; ausgeschaltet, unbeteiligt bleiben [Rö, 1501]
Historische Analyse: Wer aus dem Spiel bleibt, darf oder will daran nicht teilnehmen. Dieses Moment der Nicht-Beteiligung motivierte die übertragene Bedeutung des Phraseologismus. [JE]
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SPIEL: aus dem Spiel nehmen
Umschreibung: 1. jemandes Einfluss (vorübergehend) schwächen [Kü] 2. jemanden/etwas nicht mehr miteinbeziehen [JE]
Historische Analyse: Der Phraseologismus stammt wahrscheinlich aus dem Bereich des Brettspiels: Er bezieht sich auf das Bild der Spielfigur eines Spielers, die von einem der Mitspieler vom Brett genommen ("geschlagen") wird. Diese kann nun nicht mehr am Spiel teilnehmen und dessen Fortgang nicht mehr mitbestimmen. Der Spieler, der sie verloren hat, ist in seinen Handlungsmöglichkeiten eingeschränkter. Die beiden übertragenen Bedeutungen wurden daher durch das Moment des Schwächens eines anderen sowie dem des Nicht-mehr-Beteiligt-/Miteinbezogenseins motiviert. [JE] Der Phraseologismus könnte auch aus dem Bereich des Fußballs stammen [vgl. Kü], in dem der Trainer Spieler "aus dem Spiel nimmt" und andere hineinschickt. Die erste übertragene Bedeutung wäre so allerdings nicht abgedeckt. [JE] - Entstehungszeit: 1930 ff. [Kü]
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SPIEL: aus dem Spiel sein
Umschreibung: an etwas nicht mehr beteiligt sein [JE]
Historische Analyse: Ein Spieler ist aus dem Spiel, wenn er aus diesem ausgeschieden ist. Er befindet sich somit nicht mehr in der Sphäre des Spiels. Das Moment des Nicht-mehr-Beteiligtseins motivierte daher die übertragene Bedeutung des Phraseologismus. [JE]
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SPIEL: bei etwas hat der Teufel seine Hand im Spiel
Umschreibung: etwas wird dauernd durch Schwierigkeiten gehemmt, bei etwas geht ständig alles schief [DRW, 767]
Historische Analyse: Motivierend wirkten für die übertragene Bedeutung des Phraseologismus das Moment des Beteiligtseins, das durch die Hand, das zentralen Instrument, mit dem gespielt wird, ausgedrückt wird (siehe auch den Eintrag zu die Hand im Spiel haben) sowie das Moment des in negativer Weise Beeinflussens, das durch den Teufel hinzutritt: Spielte er bei einem Spiel mit, so werde er - das personifizierte Böse schlechthin - wohl versuchen, es zu stören. Ursprünglich stammt diese sprichwörtliche Redensart - in verkürzter Variante - aus dem Jargon der Kartenspieler: Schien der Gewinn eines Spiels bereits absehbar, verlor man es aber dennoch, sprach man davon, dass der "Teufel im Spiel sei" [vgl. Kü] und dieses störe. Zum Kartenspiel hat der Teufel übrigens einen besonderen Bezug: Es wird auch als "Teufels Gebetsmühle" bezeichnet, da es nach dem Volksglauben des Teufels ist [vgl. Rö, 1612].
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SPIEL: das freie Spiel der Kräfte
Umschreibung: charakterisiert einen Vorgang oder Ähnliches, das ohne Lenkung oder Steuerung von außen in eine Balance kommt [DRZCD]
Historische Analyse: Im 18. Jh. wurde dieses Schlagwort von Adam Smith und den französischen Physiokraten geprägt: die Notwendigkeit der freien Entfaltung stellte das Grundprinzip ihrer Lehren dar. Motivierend könnte das Moment der Zwanglosigkeit im spielerischen Tun gewirkt haben, die sich von der Dichotomie freies (im Sinne von "nicht durch Spielregeln organisiert") Spiel - Zwang ableiten lässt. [JE] Das Duden Universalwörterbuch [1642] führt das das freie Spiel der Kräfte auf das Moment der unregelmäßigen Bewegung ohne bestimmten Zweck zurück, das ebenfalls das (konkrete) freie Spiel kennzeichnet. Smith und die Physiokraten zielten aber auf eine Selbstregulierung des freien Marktes ohne staatliche Zwänge. In diesem Kontext macht eine Motivierung durch das vom Duden Universalwörterbuch angeführte Moment nur wenig Sinn. [JE] Im Laufe der Zeit wurde die Bedeutung von "das freie Spiel der Kräfte" erweitert: Es bezieht sich nicht mehr bloß auf den freien Markt. Es entwickelte sich daher von einem wirtschaftspolitischen Schlagwort zu einem übertragen gebrauchten Phraseologismus. [JE] -
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SPIEL: das Spiel durchschauen
Umschreibung: jemandes (böse) Pläne durchschauen [Fr, 409]; eine Angelegenheit, Abläufe, das Handeln anderer o.Ä. verstehen, begreifen [JE]
Historische Analyse: Motivierend für die übertragene Bedeutung des Phraseologismus wirkte das Moment des Begreifens eines Vorgangs: Ein Spieler, der ein Spiel durchschaut hat, hat dessen Spielmechanismen und die Handlungsmöglichkeiten, die sich innerhalb dessen bieten, erkannt. Dass unter der übertragenen Bedeutung vor allem das Durchschauen dubioser Handlungen verstanden wird, könnte der Pragmatik beziehungsweise der Tendenz, diese häufig als Spiele zu begreifen, geschuldet sein. [JE]
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SPIEL: Das Spiel ist aus!
Umschreibung: die Sache ist verloren, vorbei [DRW, 717; DZR, 485]
Historische Analyse: Der Phraseologismus wurde als deutscher Titel des französischen Films "Les jeux sont faits" (1947, Drehbuch nach Jean-Paul Sartré) gebraucht. Der Originaltitel bezieht sich auf die Ansage "les jeux sont faits, rien ne va plus" des Croupiers beim Roulette, der damit ankündigt, dass die Chips nicht mehr verrückt werden können [vgl. DZR, 485]. Ein Spieler kann von diesem Zeitpunkt an nicht mehr handeln. Das Moment des Punkts, ab dem ein Geschehen nicht mehr beeinflusst werden kann und vorbei ist, könnte daher die übertragene Bedeutung motiviert haben. Den Aspekt des Verlierens enthält die Semantik des Phraseologismus eigentlich nicht: M. E. ist dieser der Pragmatik zuzurechnen: er wird in seiner übertragenen Bedeutung wohl vor allem dann gebraucht worden sein, wenn jemand nicht mehr handeln konnte und eine Sache für ihn in ungünstiger Weise endete. [JE] Der Phraseologismus muss nicht unbedingt durch den Filmtitel geprägt worden sein. Es wäre durchaus möglich, dass er viel älter ist, bei der Wahl des deutschen Titels auf eine bereits bestehende Wendung zurückgegriffen wurde. [JE] - Entstehungszeit: nach 1947
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SPIEL: das Spiel machen
Umschreibung: bei etwas erfolgreich sein [JE]
Historische Analyse: Der Ausdruck entstammt der Kartenspielersprache: In dieser bedeutet er "das Spiel gewinnen" [vgl. Kü]. Das Moment des Erfolgs motivierte die übertragene Bedeutung des Phraseologismus. [JE ] Im Sport wird mit "das Spiel machen" ausgedrückt, dass eine Mannschaft oder ein Einzelsportler spielbestimmend ist [vgl. DUW, 1642]. Da der Phraseologsimus aber bereits im 19. Jh. Übertragen gebraucht wurde, ist seine Herkunft aus dem Kartenspiel wahrscheinlicher. [JE] - Entstehungszeit: 19. Jh. [Kü]
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SPIEL: das Spiel verloren geben
Umschreibung: eine Sache als aussichtslos aufgeben [DRW, 717]
Historische Analyse: Ein Spieler gibt ein Spiel dann als verloren, wenn er keine Chance mehr sieht, es zu gewinnen: Das Moment der Aussichtslosigkeit motivierte daher die übertragene Bedeutung des Phraseologismus. [JE] -
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SPIEL: die Finger im Spiel haben
Umschreibung: an etwas (in negativer Weise) heimlich beteiligt sein [DRW, 224]
Historische Analyse: Die Hand ist bei den meisten Spielen das zentrale Instrument: Mit ihr werden die Karten gehalten, die Spielsteine verrückt etc. [vgl. Gr]. Der Phraseologismus könnte auf das unerlaubte Manipulieren eines Spiels mit einzelnen Fingern referieren. In diesem Fall würde die eigentliche Bedeutung die Momente der Heimlichkeit und des Handelns in negativer Weise enthalten, welche die übertragene Bedeutung motiviert haben könnten. [JE] -
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SPIEL: die Hand im Spiel haben
Umschreibung: bei etwas heimlich beteiligt sein [DUW, 782]; an etwas heimlich mitwirken [DRW, 323]; mitbeteiligt sein [Rö, 1501]
Historische Analyse: Bei einem Spiel ist sind die Hände ein zentrales Instrument (sie halten die Karten, den Würfel, verschieben eine Spielfigur etc.), sie sind das Mittel, mit welchem der Akt des Spielens durchgeführt wird [vgl. Gr]: Wer seine Hand im Spiel hat, nimmt an diesem teil. Das Moment des Beteiligtseins motivierte die erste übertragene Bedeutung des Phraseologismus. Ob es sich um eine heimliche Beteiligung handelt oder nicht, ergibt sich aus dem Kontext: Die eigentliche Bedeutung des Phraseologismus enthält den Aspekt der Heimlichkeit nicht. Möglicherweise ist er durch die Pragmatik hinzugetreten: durch häufigen Gebrauch des Phraseologismus bei heimlicher Beteiligung. [JE]
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SPIEL: doppeltes Spiel
Umschreibung: beide Seiten zu täuschen suchen [Rö, 1501]
Historische Analyse: Der Phraseologismus könnte sich auf einen Spieler beziehen, der sich mit anderen abgesprochen hat, um gemeinsam mit diesen bei einem Spiel die Nicht-Eingeweihten zu betrügen. Er selbst hintergeht allerdings auch die, mit denen er unerlaubte Verabredungen getroffen hat. Das Moment des Betrugs/der Täuschung beider Seiten motivierte daher die übertragene Bedeutung des Phraseologismus. [JE]-Fremdsprachen: frz. juoer double jeu [Rö, 1501]
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SPIEL: ein gewagtes/gefährliches Spiel
Umschreibung: sich selbst gefährden [Rö, 1501]; riskantes Unternehmen zum eigenen Schaden oder dem anderer [JE]
Historische Analyse: Motivierend für den Phraseologismus wirkte das Moment des verantwortungslosen Handelns, das von der Dichotomie Spiel - Ernst abgeleitet werden kann. Durch das attributive Adjektiv wird das Handeln als "gefährlich" für einen selbst oder andere charakterisiert. [JE] - Fremdsprachen: ndl.: hij speelt een gwaagd spel [Rö, 1501] frz.: jouer und jeu dangereux [ebd.]
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SPIEL: ein Spiel für jemanden
Umschreibung: 1. Tätigkeit, die keine besondere Anstrengung erfordert [vgl. Gr] 2. jemand nimmt etwas nicht ernst, meint es mit etwas nicht ernst [JE]
Historische Analyse: Motiviert wird die erste übertragene Bedeutung des Phraseologismus durch die Dichotomie Spiel – Arbeit und der von dieser abgeleiteten Zweiteilung Mühelosigkeit – Mühe. Die zweite wurde durch das Moment des Nicht-Ernsthaften, das zentral für das Spiel ist und von der Dichotomie Spiel – Ernst abgeleitet wurde, motiviert. [JE] -
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SPIEL: etwas hat Spiel
Umschreibung: etwas hat Bewegungsfreiheit [JE]
Historische Analyse: Die übertragene Bedeutung des Phraseologismus beruht auf der Dichotomie Spiel - Zwang. Wenn etwas Spiel hat, verfügt es über freien Bewegungsraum. [JE]
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SPIEL: falsches Spiel
Umschreibung: unehrliche Vorgehensweise [DUW, 1642]; unehrlich handeln [Rö, 1501];
Historische Analyse: Ein "falsches Spiel" ist eines, bei dem einer oder mehrere Spieler betrügen: Das Moment des Betrugs motivierte die übertragene Bedeutung des Phraseologismus. [JE]
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SPIEL: Farbenspiel
Umschreibung: 1. das ständig wechselnde Auftreten verschiedener Farben [DUW, 577] 2. Koalitionsverhandlungen nach einer Wahl [JE]
Historische Analyse: Die erste übertragene Bedeutung wurde durch das Moment der Zwecklosigkeit, eines zentralen Charakteristikums des Spiels, und der Regellosigkeit, eines Merkmals des freien Spiels, motiviert: In diesem Fall beziehen sich diese auf eine Bewegung [vgl. DBW, 871]. Die zweite übertragene Bedeutung wurde von der ersten ausgehend motiviert: Die Farben stehen metonymisch für Parteien, die abwechselnd Verhandlungen führen. [JE] - Entstehungszeit: Bedeutung 1 nicht vor dem 18. Jh. [Gr]
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SPIEL: freies Spiel
Umschreibung: freie Hand haben [Fr, 409]; Handlungsfreiheit haben [JE]
Historische Analyse: Motivierend wirkte das Moment der freien Handlungsmöglichkeit: Ein "freies Spiel" ist ein Spiel ohne Regeln, es bleibt allein dem Willen des Spielers überlassen, wie er es treiben möchte. [JE] -
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SPIEL: Genug des grausamen Spiels!
Umschreibung: hört auf/hören wir auf damit [DRW, 717]
Historische Analyse: Hier handelt es sich um ein leicht abgewandeltes Zitat aus Schillers Gedicht "Der Taucher". Der König wird von der Tochter mit folgenden Worten gebeten, den Knappen nicht noch einmal in den Strudel zu schicken: "Lasst, Vater, genug sein das grausame Spiel!" [vgl. Rö 1502; DRW, 717]. Motivierend wirkten wohl die Momente des Lustgewinns, des Zeitvertreibs und der Unterhaltung. Das attributive Adjektiv kennzeichnet die Handlung als etwas, dass anderen schadet. [JE] Gebräuchlichkeit: bildungsspr.
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SPIEL: gewonnenes Spiel haben
Umschreibung: um den Erfolg nicht mehr bangen müssen [Kü]
Historische Analyse: Ein Spieler hat dann ein gewonnenes Spiel, wenn klar ist, dass er es für sich entscheiden wird. Dieses Moment der klaren Erfolgsaussicht motivierte die übertragene Bedeutung des Phraseologismus. [JE] - Entstehungszeit: 15. Jh. [Kü]
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SPIEL: gute Miene zum bösen Spiel machen
Umschreibung: etwas wohl oder übel geschehen lassen, sich den Ärger nicht anmerken lassen [DUW, 1187]; etwas wohl oder übel hinnehmen, sich den Ärger nicht anmerken lassen [DRW, 521] ; seinen Ärger nicht zeigen, so tun, als sei nichts gewesen, durch die Ereignisse gezwungen, zufrieden sein [Rö, 1501-1502]; sich schweren Herzens etwas gefallen lassen, scheinbar gleichgültig über etwas hinwegsehen [Rö, 1032]
Historische Analyse: Bei diesem Phraseologismus handelt es sich möglicherweise um eine Lehnübersetzung von frz. "faire bonne mine à mauvais jeu" [vgl. DUW, 1187; DRW, 52; Rö, 1032; DRW, 522]. Ein Spiel ist eine Handlung, die freiwillig getätigt wird: Spielt jemand unter einem Zwang, der außerhalb der Sphäre des Spiels liegt, und kann er seinen Unmut darüber aufgrund bestimmter Umstände nicht zeigen, muss er sich verstellen, macht "gute Miene zum bösen Spiel" (vgl. Jünger 1953, 121-122). Für die übertragene Bedeutung des Phraseologismus wirkten daher das Moment des Zwangs sowie das des Unmuts, der nicht gezeigt werden kann. [JE] - Fremdsprachen: frz.: faire bonne mine à mauvais jeu [vgl. DUW, 1187; DRW, 522; Rö, 1032]
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SPIEL: jemandem das Spiel verderben
Umschreibung: 1. jemanden die Freude an etwas nehmen [vgl. Gr] 2. jemandes Pläne stören [JE]; jemandes Tätigkeit stören [vgl. Gr]
Historische Analyse: Wer jemandem das Spiel verdirbt, stört es in einem solchen Ausmaß, dass es diesem keinen Spaß mehr macht. Motiviert wurde die erste übertragene Bedeutung des Phraseologismus durch das Moment des Zunichtemachens des Lustgewinns, die zweite durch das des Störens einer Handlung (im konkreten Fall des Spiels). [JE] Der Ursprung des Phraeologismus könnte auch im musikalischen Spiel liegen, Grimm führt für diese Herkunft eine Stelle bei Gerling an: ne vities musicam [Gr]. Er räumt aber ein, dass man eher an ein "Unterhaltungsspiel" denken wird [vgl. ebd.].
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SPIEL: jemanden/etwas aus dem Spiel lassen
Umschreibung: jemanden, etwas nicht in eine Angelegenheit o.Ä. hineinziehen [DUW, 1642; DRW 71]; jemand in eine Sache nicht verwickeln [Kü]
Historische Analyse: Wer aus dem Spiel gelassen wird, wird in dieses nicht miteinbezogen. Das Moment des Nicht-Miteinbeziehens motivierte daher die übertragene Bedeutung des Phraseologismus. [JE] - Entstehungszeit: 1700 ff. [Kü]
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SPIEL: jemanden/etwas ins Spiel bringen
Umschreibung: 1. ihn (etwas) zur Wirkung kommen lassen, seinen Einfluss geltend machen [Rö, 1501]; zur Wirkung bringen, sich auswirken lassen [Fr, 410] 2. jemanden, etwas in etwas mit einbeziehen [DRW, 717; DUW, 1642]; etwas zur Sprache bringen [Kü] (und somit in etwas miteinbeziehen [JE])
Historische Analyse: Die erste übertragene Bedeutung des Phraseologismus wurde durch das Moment des zur Wirkung Bringens motiviert: Ein Spieler, der eine Karte ausspielt oder eine Figur aus der "Reserve" (z.B. bei Mensch-ärger-dich-nicht, bei dem die Kegel aus der "Warteposition" gewürfelt werden) auf das Spielbrett setzt, bringt er diese mit ihren Handlungsmöglichkeiten aktiv in das Spiel ein. [JE] Die zweite übertragene Bedeutung des Phraseologismus wird durch das Moment des Miteinbeziehens motiviert und referiert weniger auf das Handeln mit Karten oder Spielfiguren, sondern auf den Akt, mittels dessen Karten oder Spielfiguren in ein Spiel gebracht werden. [JE] - Entstehungszeit: 1900 ff. [Kü]
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SPIEL: Katz-und-Maus-Spiel
Umschreibung: Verhalten, bei dem man jemanden hinhält und über eine (letztlich doch für ihn negativ ausfallende) Entscheidung im Unklaren lässt [DUW, 976]; Verhalten, bei dem man jemanden hinhält, zappeln lässt [JE]
Historische Analyse: Die Beobachtung, dass eine Katze mit der gefangenen Maus, solange diese sich noch bewegt, spielt, ist der Ursprung der übertragenen Bedeutung dieses Lexems [vgl. DRW 408]: Motiviert wurde sie durch diesen Moment des Hinhaltens. [JE]
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SPIEL: Liebesspiel
Umschreibung: 1. Geschlechtsverkehr [Kü] 2. erotisch-sexuelle Handlungen wie Streicheln, Küssen o.Ä. (als Vorbereitung oder Einleitung des Geschlechtsverkehrs) [DUW, 1121]
Historische Analyse: Bei diesem Ausdruck handelt es sich wohl um eine euphemistische Bezeichnung für den Geschlechtsverkehr, um möglicherweise Anstößiges zu vermeiden. Die Dichotomie Spiel - Arbeit beziehungsweise deren Ableitung Freizeit - Nicht-Freizeit könnte die Wahl von "-spiel" als Determinatum in diesem Kompositum beeinflusst haben, da der Geschlechtsverkehr - sofern er nicht gewerblich ausgeübt wird - in der Freizeit oder der Zeit, die man sich für ihn nimmt, betrieben wird. Motivierend werden wohl weiters auch das Moment der Tätigkeit zum Lustgewinn sowie die kreative Komponente, die ihm sowie dem Spiel innewohnt, gewirkt haben. [JE] Ausgeschlossen ist, dass die Zweiteilung Spiel - Ernst den Ausdruck im Sinne von "Geschlechtsverkehr ohne Zeugungsabsicht" motiviert hat. Die Bedeutung des Begriffs scheint nicht auf diesen eingeengt zu sein. [JE]
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SPIEL: Machtspiel
Umschreibung: Interaktion zwischen Kontrahenten, die sich gegenseitig beweisen wollen, dass sie über mehr Macht […] verfügen als der jeweils andere [DUW, 1145]
Historische Analyse: Hinter dem metaphorischen Ausdruck steht die Dichotomie Spiel - Ernst, aus der sich das Moment des verantwortungslosen Umgangs (der in der Sphäre der Nicht-Ernsthaftigkeit kein Problem darstellt, solange diese nicht mit der des Ernst - wie beim Spiel mit Einsätzen - gekoppelt ist) ergibt, das motivierend wirkte: Bei einem Machtspiel steht nicht die Sache an sich im Vordergrund, sondern nur, wer in dieser oder über diese mehr Macht ausüben kann. Auch das Moment des Gewinnens motivierte den metaphorischen Ausdruck: bei den meisten Regelspielen ist das Ziel der Gewinn einer Partie. Bei einem Machtspiel geht es wiederum auch darum, wer am Ende mehr Macht verfügen kann. [JE]
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SPIEL: Mienenspiel
Umschreibung: das Sichwiderspiegeln von Gedanken, Gefühlen in der Mimik [DUW,1187]
Historische Analyse: Den metaphorischen Ausdruck motivierte das Moment der Zwecklosigkeit, eines zentralen Charakteristikums des Spiels, sowie das Moment der Regellosigkeit, einem Merkmal des freien Spiels: In diesem Fall beziehen sich diese auf eine Bewegung [vgl. DBW, 871]. Es muss allerdings eingeräumt werden, dass sich die Motivierung auf die nicht bewusst kontrollierte Mimik bezieht, da diese klarerweise auch zur Erreichung eines bestimmten Ziels eingesetzt werden kann. [JE] - Entstehungszeit: nicht vor dem 18. Jh. [Gr]
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SPIEL: Nervenspiel
Umschreibung: etwas, bei der es darauf ankommt, wer von mind. zwei Beteiligten länger die Nerven bewahren kann [JE]
Historische Analyse: Das Moment des Gewinnens, das bei Regelspielen ein zentrales Charakteristikum darstellt, sowie das des Bluffens wirkte bei diesem metaphorischen Ausdruck motivierend: Es kommt darauf an, wer länger die Nerven bewahren und den anderen den Anschein, dass man diese noch nicht wegwerfen wird, geben kann. [JE]
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SPIEL: Nullsummenspiel
Umschreibung: etwas, bei dem jemand das gewinnt, das ein anderer verliert beziehungsweise etwas, bei dem man das, was man auf der einen Seite gewinnt, auf der anderen verliert, sodass sich der Status quo nicht ändert [JE
Historische Analyse: Im eigentlichen Sinne ist ein Nullsummenspiel ein Spiel, "bei dem die Summe der Einsätze und Gewinne gleich null ist" [DUW, 1270], d.h., dass man nur einen Gewinn > 0 erreichen kann, wenn mindestens einer der Mitspieler verliert. Dieses Moment der gleichbleibenden Summe motivierte die übertragene Bedeutung. [JE]
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SPIEL: nur ein Spiel für jemanden sein
Umschreibung: 1. etwas Geringfügiges oder Belangloses [vgl. Gr] 2. etwas/jemand, das/den jemand nicht ganz ernst nimmt und als Zeitvertreib betrachtet [JE]
Historische Analyse: Die erste übertragene Bedeutung wurde durch das Moment des Zeitvertreibs und - davon abgeleitet - das der belanglosen Beschäftigung motiviert. Dahinter steht die Dichotomie Spiel - Arbeit. Bei der zweiten übertragenen Bedeutung wirkten das Moment des Nicht-Ernsthaften, abgeleitet von der Zweiteilung Spiel - Ernst, und ebenfalls wieder das des Zeitvertreibs motivierend. [JE]
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SPIEL: Spiel der Augen
Umschreibung: Bewegung der Augäpfel [vgl. Gr]Historische Analyse: Das Moment des Zwecklosen, das ein zentrales Charakteristikum des Spiels darstellt, motivierte die übertragene Bedeutung: Der Phraseologismus beschreibt die scheinbar nicht durch einen Zweck, sondern durch Willkür bestimmte Bewegung der Augen [vgl. Gr]. - Entstehungszeit: nicht vor dem 18. Jh. [Gr]
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SPIEL: Spiel der Natur
Umschreibung: willkürlich erscheindendes Wirken der Natur beziehungsweise eines Phänomens [JE]
Historische Analyse: Motivierend wirkte hier die Dichotomie Spiel - Zwang, die Spielern im Spiel Freiheit zukommen lässt.
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SPIEL: Spiel mit dem Feuer
Umschreibung: 1. gewagtes, gefährliches Tun [DUW, 1642] 2. sich kokett verhalten, ohne zu bedenken, dass der Gesprächspartner (die Partnerin) sich verlieben und aus Scherz Ernst werden könnte [Rö, 440]; unverbindliches Flirten, Kokettieren [DUW, 1642]
Historische Analyse: Von der Dichotomie Spiel - Ernst lässt sich das Moment der Leichtsinnigkeit ableiten: In der Sphäre des Spiels kann nichts geschehen, das Auswirkungen auf die des Nicht-Spiels hätte (wenn es nicht wie beim Spiel mit Einsätzen mit der Sphäre des Nicht-Spiels gekoppelt ist), es kann daher unverantwortlich gehandelt werden. Die Gefährlichkeit des leichtsinnigen Handelns wird durch das Präpositionalobjekt ausgedrückt: Wer unverantwortlich mit Feuer umgeht, setzt sich und anderen Gefahren aus. Dieses Moment des fahrlässigen Handelns, das Schaden anrichten kann, motivierte daher die übertragenen Bedeutungen des Phraseologismus. [JE] - Entstehungszeit: seit dem 17. Jh. [Rö, 440; Kü] - Fremdsprachen: frz.: jouer avec le feu [Rö, 440]
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SPIEL: Spiel mit dem Leben
Umschreibung: Handlung, die das eigene Leben oder das anderer leichtfertig in Gefahr bringt [JE]
Historische Analyse: Motivierend wirkten die Momente des Leichtsinns und des unverantwortlichen Umgangs, die sich aus der Dichotomie Spiel - Ernst ableiten lassen. [JE]
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SPIEL: Spiel mit dem Tod
Umschreibung: leichtsinniger, unverantwortlicher Umgang mit potenziellen tödlichen Gefahren [JE]
Historische Analyse: Motivierend wirkten das Moment des Leichtsinns sowie das Momentdes unverantwortlichen Umgangs, die sich aus der Dichotomie Spiel - Ernst abgleitet werden können. [JE]
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