Spießruten
Spießruten: Spießrutenlaufen
Umschreibung: 1. an vielen neugierigen (oder feindlichen) Blicken vorbeigehen [WFR S.380]; 2. spöttische Blicke und Bemerkungen hinnehmen müssen [L S.199]; 3. s. bei einem unangenehmen Gange von Neugierigen scharf u. kritisch beobachtet wissen [...] [R S.1504];
Historische Analyse: 1. bezieht s. auf militärische Strafe: bei den Römern musste der Verurteilte durch eine Doppelreihe v. Soldaten laufen, die mit Spießen nach ihm stießen, wobei er meist den Tod fand. Diese Strafe war noch im 16. Jh. in Dtl. üblich [R S.1504]; 2. Diese Wendung bezieht sich auf eine früher übliche militärische Bestrafung. Soldaten, die zu dieser Strafe verurteilt waren, mußten durch eine Gasse laufen, die von anderen, mit Ruten oder spitzen Schlagstöcken ausgerüsteten Soldaten gebildet wurde. Während der Delinquent hindurchlief, mußten seine Kameraden auf ihn einstechen oder -schlagen. [PCRe]; 3. eine dünne in eine Spitze auslaufende Rute, besonders sofern sie zur Bestrafung der Soldaten gebraucht wird: 'Spießruthen laufen', mit entblößtem Rücken durch die Reihen dermit Spießruthen versehenen Soldaten langsam gehen müssen, und von diesen damit geschalgen werden (Gassen laufen) [H4 S.125f.]; 4. die Spießgerte, besonders so fern diese Ruthen zur Bestrafung der Soldaten gebraucht werden. Durch die Spießruthen laufen, wofür man nur Spießruthen laufen sagt, von den in Reihen gestellten Soldaten mit solchen Ruthen gehauen werden, welche Strafe auch das Gassen laufen genannt wird. Im Schwabenspiegel heißt eine Spießruthe Spisholz. [Adel]; 5. mit spieszrutenlaufen bestrafen: der soldat, wenn er stehlens wegen gespieszruthet wird. J. G. MÜLLER Siegfr. v. Lindenberg 4 (1790), 388. den peinlichen leibes-strafen werden beygezehlet (I) dasz gassen- oder spiszruthen-laufen, und geschiehet solches durch ein, zwey und mehr hundert soldaten 3. 4. 5. bisz 12. und mehrmahl, nachdem das verbrechen grosz oder geringe ist. FLEMING teutsch. sold. 515a. [GR]; - Fremdsprachen: 1. engl.: to run the gauntlet [USA];
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