Hase
Hase: Mein Name ist Hase(, ich weiß von nichts)
Umschreibung: von einer Sache nichts wissen, nichts damit zu tun haben wollen [vgl. DUO: Hase]; keine Ahnung (von einem bestimmten Sachverhalt) haben, sich (zu einer Angelegenheit) nicht äußern wollen [vgl. ZDL: mein Name ist Hase, ich weiß von nichts]
Analyse der Bedeutung: Die Redensart wurde vom Heidelberger Jurastudenten Victor v. Hase begründet, der, nachdem ein Kommilitone einen anderen im Zuge eines Duells erschossen hatte, diesem mithilfe seines Studentenausweises die Flucht nach Frankreich ermöglichte. Nachdem er 1843 angeklagt worden war, habe er 1854/55 bei der Gerichtsverhandlung die wortwörtlich überlieferte Aussage „Mein Name ist Hase; ich verneine die Gegenfragen; ich weiß von nichts“ getätigt, die zunächst in universitären Kreisen verbreitet wurde und schlussendlich verkürzt in den allgemeinen Sprachgebrauch Einzug fand. [Vgl. DUR: Hase; vgl. ROE: Hase]. - Entstehungszeit: 1900 [KUE I: Hase] -
Realienkundliches: Auszug aus der Hauschronik der Familie Hase 1898:
Ende des vorigen Semeſters hatte er einem fremden Studenten einen Dienſt erwieſen, der ihn ſelbſt in eine miſzliche Lage bringen konnte. Dieſer hatte das Unglück gehabt, im Duell einen andern zu erſchieſzen, war auf der Flucht nach Heidelberg gekommen, von wo er in Straſzburg über die franzöſiſche Grenze und dann bei der Fremdenlegion ſich anwerben laſſen wollte. Dazu aber brauchte er einen Paſz oder ſonſt ein Legitimationspapier. Dieſer Student wandte ſich an Victor um Zuflucht und Hilfe. Nun war jeder Miſzbrauch der Studenten⸗Legitimationskarte ſtreng verboten; aber das lieſz ſich nicht verbieten, die Karte zu verlieren. Victor verlor ſie, jener fand ſie, kam glücklich über die Grenze und lieſz dann die Karte wieder fallen. Sie wurde gefunden und als verdächtig dem Univerſitätsgericht überſandt. Zur Unterſuchung gezogen äuſzerte ſich der junge Juriſt ſofort: „Mein Name iſt Haſe, ich verneine die Generalfragen, ich weiſz von nichts.“ Aus dieſer Ausſage, die damals in Heidelberg raſch bekannt wurde und bald die Runde durch deutſche Univerſitäten machte, iſt mit Weglaſſung des juriſtiſchen Charakters die bekannte unverſtändliche Redensart geworden: „Mein Name iſt Haſe, ich weiſz von nichts.“ Die Sache hatte für ihn keine üble Folge. Er ſchreibt darüber, nachdem er inzwiſchen die Oſterferien in Jena zugebracht hatte und nach Heidelberg zurückgekehrt war: „Meine Legitimationskarte habe ich ohne alle Fährlichkeit wieder bekommen, nicht einmal daſz ein Protokoll aufgenommen worden wäre. Ich wurde dem Univerſitätsrichter gleich als „der Herr aus der franzöſiſchen Fremdenlegion“ vorgestellt.“ Dem Freund Wedekind meldete er am 8. Mai: „Pſeudo-Haſe iſt glücklich in der Fremdenlegion – und ich hier.“ [von Hase 1898, S. 261]
Diastratik: umgangssprachlich [eWDG: Hase; ZDL: Hase] - Sozialhistorisches: Studentensprache [ROE: Hase] - Semantische Prozesse: phraseologisiert; satzwertig; Scherzformel, wenn von der Adressantin/vom Adressanten verwendet; ironisierende Funktion bei Zuschreibungen - Interlingual Kompatibles: nl.: mijn naam is haas (ik weet nergens van) [PONS]; tschech.: já nic, já muzikant [PONS] - Figuriertheit: Komik; Deonym
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