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Stern

 

Stern: etwas steht in den Sternen (geschrieben)  

Umschreibung der Bedeutung: völlig ungewiss sein [DUW: Stern]

Analyse der Bedeutung: Die Praxis der Sterndeutung basiert auf dem volkstümlichen Sternenglauben als eine Verflechtung von astronomischem und astrologischem Wissen. Wesentlich beeinflusst ist die Wendung in den Sternen stehen von ambitionierten Sterndeutungen aus dem parawissenschaftlichen Bereich der Astrologie, denn damals wie heute war der Volksglaube (mehr oder weniger) verbreitet, aus dem Stand der Sterne die Zukunft im Sinn eines „unabänderliche[n] schicksals“ [DWG: Stern] prophezeien zu können. [Vgl. DUW: Stern; vgl. HdA: Stern; vgl. DWG: Stern] Wenn etwas im übertragenen Sinn in den Sternen (geschrieben) steht, wird die Ungewissheit über diesen Sachverhalt verbalisiert. Die Zuverlässigkeit einer Prophetie des Firmaments wird nicht zuletzt durch diesen Phraseologismus in Frage gestellt. [RR] - Semantische Prozesse: phraseologisiert - Interlingual Kompatibles: engl. to be written in the stars [pons.de]; frz. être inscrit dans les astres [ROE: Stern]

 

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Stern: in/aus den Sternen lesen 

Umschreibung der Bedeutung: die Zukunft vorhersagen [RR]

Analyse der Bedeutung: Diese Wendung lässt das volkstümliche Interesse an der Sterndeutung erkennbar werden, besonders im deutschen Sprachraum des 13.-18. Jahrhunderts. Gelehrte wie Laien probierten, die Zukunft mithilfe der Sterne zu entschlüsseln. [Vgl. ROE: Stern] Der gegenwartssprachliche Gebrauch der Wendung bezieht sich auf die Bemühungen, die Zukunft anderer zu deuten, was einem müßigen Unterfangen gleicht. [RR] - Entstehungszeit: ab dem 13. Jh. [ROE: Stern] - Realienkundliches: Flegetânîs der heiden / kunde uns wol bescheiden / ieslîches sternen hinganc / unt sîner künfte widerwanc; / wie lange ieslîcher umbe gêt, / ê er wider an sîn zil gestêt. / mit der sternen umbereise vart / ist gepüfel aller menschlîch art. / Flegetânîs der heiden sach, / dâ von er blûweclîche sprach, / im gestirn mit sînen ougen / verholenbäriu tougen. / er jach, ez hiez ein dinc der grâl: / des namen las er sunder twâl / inme gestirne, wie der hiez. [Wolfram von Eschenbach, Parzival, 454,9-23, 1200/1210] - Semantische Prozesse: phraseologisiert, ironisierend - Interlingual Kompatibles: frz. lire dans les astres [pons.de] - Querverweis: etwas steht in den Sternen (geschrieben) - Figuriertheit: Komik

 

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Stern: Sternstunde

  Umschreibung der Bedeutung: Zeitpunkt, kürzerer Zeitabschnitt, der in jemandes Leben in Bezug auf die Entwicklung von etwas einen Höhepunkt oder glückhaften Wendepunkt bildet; glückliche, schicksalhafte Stunde [DUW: Sternstunde]; sehr gute Stunde [KUE: Sternstunde]

Analyse der Bedeutung: ‚Sternstunde’ wurde in der Tradition des Sternenglaubens die verheißungsvolle Stunde, die unter dem Glücksstern stehe, genannt und stammt ursprünglich aus dem Bereich der Sterndeutung, der Astrologie. Noch bei Goethe und Schiller liest man von Sternstunden in der Tradition des Sternenglaubens als Schicksalsstunde. Im 20. Jh. wird die heute geläufige, übertragene Bedeutung von Literaten etabliert, wenn z. B. Stefan Zweig in seinen historischen Miniaturen ebendiese folgenderweise charakterisiert: „alles Wesentliche, alles Dauernde, das ihm gelingt, geschieht immer nur in den wenigen und seltenen Augenblicken der Inspiration“ (Zweig 1943, 7). [Vgl. KUE: Sternstunde; vgl. PA: Sternstunde] Was zunächst Schriftsteller bemühten, fand Anklang im Politiker- und Medienjargon. Die Bedeutung der übertragenen Wendung bringt die glücklichen Stunden und Höhepunkte diverser Bereiche zum Ausdruck. [RR] - Entstehungszeit: 18. Jh. [PA: Sternstunde] - Diastratik: bildungsspr. [DUW: Sternstunde] - Realienkundliches: Das Zimmer, wie zu Doctor Faustus Tagen, / Noch unberührt seitdem er fern, / Erwartet seinen alten Herrn. / Kaum wag’ ich’s mich hereinzuwagen. / Was muß die Sternenstunde seyn? – / Gemäuer scheint mir zu erbangen; / Thürpfosten bebten, Riegel sprangen, / Sonst kamt ihr selber nicht herein. [Goethe, Faust II, S. 96, 1832] - Interlingual Kompatibles: engl. shining hour [dict.cc]; frz. moment fort [pons.de]

 

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Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



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