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Standpauke

Standpauke: jemandem eine Standpauke halten

 

Umschreibung: 1.) jemandem eine Strafpredigt halten [DUW]; jemanden heftig zurechtweisen, eindringlich ermahnen [Rö] 2.) jemandem Vorwürfe machen, ins Gewissen reden [DURW] 3.) burschikos, eine schallende feierliche rede, predigt halten [Gr]

Historische Analyse: Das Wort 'Standpauke' ist eine studentensprachliche Abwandlung des Wortes 'Standrede', das eine kurze 'im Stehen' gehaltene Rede bezeichnet, in der meist jemand gerügt oder ermahnt wird [DURW]. Der Ausdruck Standrede für eine kurze, kräftige Ansprache, ist zuerst für Limmer bei Hannover vor 1718 belegt, und zwar für die Ansprache des evangelischen Geistlichen am offenen Grab, bei der - im Unterschied zur Leichenpredigt - die Trauergemeinde steht. Als im Stehen gehaltene Rügerede an Kinder, Schüler oder sonstige Untergebene begegnet Standrede zuerst 1747 bei Gellert in Berlin. Diese Verwendung hat den kirchlichen Gebrauch überdauert; das zusammengesetzte Wort (Standrede ebenso wie Standpauke) hat um so eher überleben können, als eine im Eifer gemachte Vorhaltung ('Pauke') stets im Stehen an den Mann gebracht zu werden pflegt [Rö]. Die Redensart 'jemandem eine Standpauke halten' leitet sich aus der Studentensprache her, in der seit 1781 'pauken' im Sinne von 'predigen' gebräuchlich wird. Das Zeitwort pauken lautet mittelhochdeutsch 'puken' = draufschlagen. In diesem Sinne verwendet es noch Luther. Die bekräftigenden Schläge des Geistlichen auf die Kanzelbrüstung wurden also zum Synonym für sein eindringliches Zureden. Als Vergröberung von Standrede ist Standpauke in die Umgangssprache eingedrungen und heute allgemein bekannt, jedoch mundartlich kaum gängig. Die dem Worte 'pauken' zugrunde liegende Bedeutung erhellt noch aus der Bezeichnung des Lehrers als 'Pauker'; dieser Terminus stellt eine Verkürzung der älteren, bereits 1667 und 1700 nachgewiesenen Benennungen 'Hosen-' beziehungsweise 'Arschpauker' dar. Besonders bildhaft wird der 'Pauker' auch als 'Volksbildhauer' bezeichnet, verbunden mit der Geste des Schlagens [Rö]. Die Standpauke ist also kein Musikinstrument, keine Pauke, die auf eigenen Füßen steht, sondern eine Standrede, die mit Schlägen begleitet wird [HS]. Der Prediger schlägt auf die Kanzelbrüstung, der Redner auf das Vortragspult, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Man will den Zuhörern gewisse Kenntnisse 'einpauken' [Kü, S. 20114]. - Entstehungszeit: seit 1781 [Rö]; 1770 ff. [Kü, S. 20114] - Faux Amis: Ja

 

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Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



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