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Bockshorn

Bockshorn: jmdn. ins Bockshorn jagen

Umschreibung: jmdn. einschüchtern [eWDG: Bockshorn]; jmdn. entmutigen [LDR: Bockshorn]

Analyse der Bedeutung: Zur Herleitung des Phraseologismus jmdn. ins Bockshorn jagen besteht eine Vielzahl an Theorien, die vom Horn des Bockes über den Bockstall, anekdotische, fremdsprachige und botanische Deutungen, bis hin zu Fluchformeln, Folter- und Rechtsbräuchen reichen. Mit Bezug zur Tortur wird an ein Folterutensil in der Form eines Bockshorns gedacht, das sich jedoch bis dato nicht nachweisen lässt. Hinsichtlich des Rechtsbrauches stünde das Bockshorn mit einer besonderen Form des Rügegerichtes, dem Haberfeldtreiben, das vor allem im oberbayerischen Raum gepflogen wurde, in Verbindung. [Vgl. ROE: Bockshorn]. Dieses wurde bis ins 20. Jh. im Rahmen der Volksjustiz unter den sog. ‚Haberern‘, einem Bund unverheirateter junger Männer, ausgetragen, indem sie in der Nacht mit geschwärzten Gesichtern und dem Veranstalten von ↑Charivari zum Haus der schuldigen Person loszogen. In aller Öffentlichkeit wurden die Vergehen, die sich in Sittlichkeitsdelikten wie Ehebruch, Inzest oder dem Brechen des Zölibats manifestieren, verlesen. Beim Bockshorn, ahd. bokkes hamo, wobei hamo auf ‚Hülle, Hemd, Fell‘ referiert, soll es sich um die Haut des Ziegenbockes gehandelt haben, die der delinquenten Person übergestülpt wurde, bevor diese in das Haberfeld bzw. ‚Haferfeld‘ (‚schlechte Weide‘) gejagt wurde. Der Rechtsbrauch und damit auch die Ableitung der Wendung sind als äußerst umstritten anzusehen. [Vgl. ROE: Bockshorn; vgl. HRG-RSW: Haberfeldtreiben; vgl. DUR: Bockshorn; vgl. LDR: Bockshorn].
Aufgrund des rügenden und entehrenden Charakters, den das Hemd aus Bockshaut auf die tragende Person ausübt, ließe sich die einschüchternde Bedeutung, die mit der Wendung im bildlichen Sinne einhergeht, begründen. [GG] - Entstehungszeit: 1. H. 16. Jh. [WPE: Bock] - Realienkundliches: 

Das Miesbacher Haberfeldtreiben 1893 und seine Folgen
In der Nacht vom 8. auf 9. Oktober 1893 fanden zwei Treiben statt. Für das Treiben in Emmering (Lkr. Ebersberg) sind rund 70 Teilnehmer überliefert. Das gleichzeitig stattfindende Miesbacher Treiben war mit bis zu 200 Teilnehmern erheblich größer und ging als sog. Habererschlacht in die Geschichte ein. Kurz nach 12 Uhr zogen aus dem Wald über 100 schwarze Gestalten lärmend gegen Miesbach heran. Gleichzeitig läutete man in der Pfarrkirche Sturm und in der Folge eilten unzählige Miesbacher auf die Straßen, dem Schauplatz des Treibens zu, der auf einem Plateau lag, dem sog. Stadelfeld ("Baderwirtschaftswiese").
Gendarmen unter Leitung des Bezirksamtmanns Carl Riezler, dem Ort und Zeitpunkt des Treibens zugetragen worden waren, rückten gegen die Haberer vor. Nach einmaliger Warnung durch die Gendarmerie wurde scharf geschossen. Das Treiben musste aufgrund der Schießerei abgebrochen werden. Die Haberer zogen sich zurück. Ein Gendarm wurde von seinen Kameraden schwer verletzt geborgen, ebenso ein Treiber.
In der Folge des verratenen Miesbacher Treibens fanden weitere Treiben mit relativ geringer Teilnehmerzahl (20-30) statt. Nach der Verhaftung des "Killi-Hausl", Sohn eines früheren Haberfeldmeisters, im April 1896 erfolgte eine Verhaftungswelle. Bis Mai 1897 wurden 94 Haberfeldtreiber zu Gefängnisstrafen verurteilt, Drei Viertel von ihnen waren ledige Burschen, vor allem Arbeiter, Knechte, Tagelöhner, nur wenige Bauern oder deren Söhne. Viele betroffene Familien flüchteten in der Folge nach Nord- oder Südamerika. [Historisches Lexikon Bayerns: Haberfeldtreiben]

Diastratik: umgangssprachlich [LDR: Bockshorn] - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart - Interlingual Kompatibles: slowen.: ugnati koga v kozji rog [PONS] - Figuriertheit: Drastik; Hyperbel; Komik - Querverweis: ↑sich (nicht) ins Bockshorn jagen lassen

 

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Bockshorn: sich (nicht) ins Bockshorn jagen lassen

Umschreibung: sich nicht einschüchtern, in Bedrängnis bringen lassen [DUR: Bockshorn]

Analyse der Bedeutung: Vgl. dazu ↑jmdn. ins Bockshorn jagen. - Entstehungszeit: 1. H. 16. Jh. (jmdn. ins Bockshorn jagen) [WPE: Bock] - Realienkundliches: Vgl. dazu ↑jmdn. ins Bockshorn jagen. - Diastratik: umgangssprachlich [DUR: Bockshorn] - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart - Interlingual Kompatibles: poln.: dać się [komuś] zapędzić w kozi róg [PONS] - Figuriertheit: Drastik; Hyperbel; Komik - Querverweis: ↑jmdn. ins Bockshorn jagen

 

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Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



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