Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Inhalt:

drei

drei: alle(-r) guten Dinge sind drei

Umschreibung: 1. ein dreimaliges Geschehen, eine dreifach ausgeführte Handlung ergibt ein sinnvolles, harmonisches, in sich geschlossenes Ganzes; Formel, mit der man ein dreimaliges Geschehen, eine dreimalige Handlung kommentiert, erklärt, rechtfertigt; 2. beim dritten Versuch gelingt etwas meistens; Formel, mit der man der Hoffnung Ausdruck gibt, dass ein dritter Versuch gelingen möge [DWDS: aller guten Dinge sind drei]

Analyse der Bedeutung: Das Numerale ‚drei‘ lautet im Ahd. thrī, im Mhd. und Mnl. drī, im Asächs. thrīa, im Mnd. drē, im Nl. drie, im Afries. thrē, im Aengl. þrī, im Engl. three, im Anord. þrīr und im Got. þreis, unter der germ. Form *þri(ez). Durch die Verbindung mit außergerm. lat. trēs, griech. tré͞is (τρεῖς), aind. tráyaḥ, lit. trỹs, aslaw. trịje, russ. tri (три) lässt sich als zugrundeliegende ie. Form *trei̯es (‚drei’) identifizieren. [Vgl. WPE: drei].
Das Neutrum ‚Ding‘ bezeichnet neben ‚Sache, Gegenstand und Angelegenheit‘ auch die ‚germanische Volks- und Gerichtsversammlung‘ und wird im Ahd. mittels der Form thing (‚Gerichtsversammlung für bestimmten Personenkreis‘), im Mhd. über dinc (neben ‚Gericht‘, ‚gerichtliche Verhandlung‘ auch ‚Wesen, Begriff’), im Asächs. als thing, im Mnd. und Mnl. in der Form von dinc, im Nl. als ding, im Aengl. mittels þing (‚Beratung, Versammlung, Gerichtshof, Prozess, Tat, Ursache, Gegenstand’), im Engl. als thing (‚Ding, Sache, Wesen, Angelegenheit’), im Anord. als þing und im Schwed. über die Form ting zum Ausdruck gebracht. Got. þeihs referiert hingegen auf die ‚Zeit’ bzw. näher auf ‚eine für einen bestimmten Zweck festgelegte Zeit’. Die west- sowie nordgermanische Form *þenga- verweist auf die ‚Volksversammlung aller Freien‘. Analog dazu drückt germ. *þenga- neben ‚Zeit‘ auch die ‚zu einem bestimmten Zeitpunkt angesetzte allgemeine Volksversammlung‘ aus. Alle Formen wurzeln in der ie. Form *ten-, womit ‚dehnen, ziehen, spannen’ bezeichnet wird. Von der ahd. Form abgeleitet, bezeichnet das Substantiv unter rechtlichem Aspekt folglich den ‚Versammlungs- oder Gerichtstermin sowie den Gerichtsplatz’, die ‚Gerichtsverhandlung’, das ‚Urteil‘ sowie den ‚Vertrag’ und die ‚zu verhandelnde Rechtssache’, den ‚Fall’, die ‚Ursache’ oder den ‚Grund’. [Vgl. WPE: Ding].
Die metaphorische Formel alle(r) guten Dinge sind drei wurzelt in der rechtlichen Zahlensymbolik, wo dem Numerale drei neben sieben und zwölf eine besondere Bedeutung zukommt: Während mittels ‚Dinge‘ im Grunde die ‚Gerichtstermine‘ bezeichnet wurden, verwies die Dreizahl auf deren dreimaliges Erfolgen, da der beklagten Person insgesamt drei Gerichtstage zustanden. Eine Verurteilung in absentia trat bei dreimaligem Fehlen der Beklagten/des Beklagten in Kraft. [Vgl. HRG-RS: Drei; vgl. HRG-US: Aller guten Dinge sind drei]. Mit Bezug auf das mittelalterliche Recht fand die gerichtliche Tagung dreimal im Jahr statt, wofür drei urteilsprechende Personen hinzugezogen wurden und der Gerichtsplatz durch drei Bäume markiert war. [Vgl. ROE: drei].
Vom realhistorischen Umstand motiviert, wo nach Vorschrift dreimal pro Jahr eine Gerichtsversammlung gehalten wurde und die/der Beschuldigte das Recht auf drei Verhandlungstage hatte, weist das Sprichwort alle(r) guten Dinge sind drei die positive, optimistische Bedeutung, die sich in Gelingen und Vollständigkeit manifestiert, auf. [GG] - 

Realienkundliches: Wie sich anhand des Augsburger Stadtrechts von 1276 belegen lässt, findet das ‚Vogtgericht‘ dreimal im Jahr zu einem jeweils festgelegten Zeitraum statt:

§ 1
Daz der vogt driu vogtesdinch in dem iare ze rihtenne hat uber elliu dinch, als hernach geschrieben stat: der ist einz in dem meien, daz sol man gebieten nah sant Walppurge tage an dem maentage, unde sol daz beruͤffen ein saelpwaibel in der stat unde dervor in allen gazzen. Daz ander nah sant Michels tage an dem naehsten maentage in allen dem rehte als daz vorder. Daz dritte sol man auh gebieten an dem naehsten maentage nah unser frowen tage ze liehtmesse in dem saelben rehte als davor geschrieben stat. Unde swelh selpwaibel daz vogtesdinch selbe niht beruͤffet, der ist dem vogte schuldic eins phunt phenninges, unde vliust niemen damit niht, der daz beziugen mac selbe dritte, daz ez der selpwaibel niht getan hat. Wirt auch kain clager davon beschadigot, bringet er daz selbe dritte, daz er versumet hat von sinem furgebot, dem ist er schuldic sinen schaden abe ze tunne. Unde swaer einen waibel bietet daz er im ettewaem furgebiete, umbe swelhe sache daz ist, in vogtesdinge, unde im des lonet, verwarlost er in daran, so sol er im sinen schaden abetun nach gnaden. Unde laugnet aber der waibel, so sol erz hinz im bringen selbe dritte, als reht ist. [Meyer 1872, Art. 70, §1]

Innerhalb von Artikel 71 des Augsburger Stadtrechtes finden die insgesamt drei Verhandlungstage Erwähnung:

§ 1
Swaer ein aigen hie ze Auspurk hat iar unde tak in nutze unde in gewer ane rehte widersprache der bi im hie uf unde nider gat unde ez niht ansprichet, er hab ez geerbet oder er sul ez erben, volvert der niht in drin vogtesdingen mit siner clage, so sol iener mit sime aigen danne gerůet sin, ez ensi danne als verre daz iener fur gerihte ge unde bringe mit den dinchluten daz er ez iner iars frist habe geclaget in vogtesdinge mit furspraechen unde daz man im niht rihten wolte, so sol im der rihter rihten als dirre stet reht ist. [Meyer 1872, Art. 71, §1]

Diastratik: umgangssprachlich (alle guten Dinge sind drei) [DWDS: aller guten Dinge sind drei] - Semantische Prozesse: phraseologisiert; satzwertig; Sprichwort - Interlingual Kompatibles: dän.: alle gode gange er tre [PONS]; engl.: all good things come in threes [PONS]; engl.: third time lucky! [PONS]; frz.: jamais deux sans trois [PONS]; ital.: non c’è due senza tre [PONS]; nl.: alle goede dingen bestaan in drieën [PONS]; nl.: alle goede dingen bestaan uit drie [PONS]; nl.: driemaal is scheepsrecht [PONS]; poln.: do trzech razy sztuka [PONS]; serb.: treća sreća! [PONS]; slowen.: vse dobre stvari so tri [PONS]; slowen.: v tretje gre rado [PONS]; span.: no hay dos sin tres [PONS]; span.: a la tercera va la vencida [PONS]

 

* * *

 

Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Zusatzinformationen:

Ende dieses Seitenbereichs.