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schlagen

schlagen: etw. in den Wind schlagen

Umschreibung: etwas nicht beachten [LDR: Wind]; dem (gut gemeinten) Rat eines andern keine Beachtung schenken [DUO: Wind]; sich nichts daraus machen, geringschätzig von sich weisen [ROE: Wind]

Analyse der Bedeutung: Das Maskulinum ‚Wind‘ in der Bedeutung von ‚sich bewegende, wehende Luft‘ oder ‚Luftströmung‘ weist die Formen ahd., mhd. sowie mnd. wint, asächs., nl., aengl. und engl. wind, anord. vindr, schwed. vind als auch got. winds basierend auf germ. *winda- auf. Die Rückführung auf die ie. Wurzel *u̯ē- (‚wehen, blasen, hauchen’) ist u. a. über die Parallelen zu lat. ventus und kymr. gwynt möglich. [Vgl. WPE: Wind].
Das Verbum ‚schlagen‘ wird im Ahd. über die Form slahan realisiert, im Mhd. als slahen oder slān, im Asächs. als slahan, im Mnd. als slān, im Mnl. als slaen, im Nl. als slaan, im Afries. als sla, im Aengl. als slēan, im Anord. mittels slā, im Schwed. als slå und im Got. über die Form slahan, basierend auf germ. *slahan, wiedergegeben. Außerhalb des germanischen Sprachraumes lassen sich Analogien zu mittelirisch sclacc (‚Schwert‘) und slachta (‚geschlagen‘), ir. slacaire (‚Schläger’) sowie slacht (‚gute Erscheinung, von gutem Schlag’) und schließlich gäl. slachdaim (‚schlage mit dem Hammer’) erkennen, die den Schluss auf die ie. Wurzel *slak- (‚schlagen, hämmern’) ermöglichen. [Vgl. WPE: schlagen].
Die vorliegende Redensart etw. in den Wind schlagen basiert einer These zufolge auf einer symbolischen Handlung im Zusammenhang mit der Zweikampf-Regelung, wie sie bspw. der Sachsenspiegel des 13. Jhs. anführt. Stellt sich einer der beiden Kontrahenten nicht wie vereinbart der gerichtlichen Zweikampfsituation, schlägt der Erschienene dreimal in den Wind, um symbolisch den Sieg über die abwesende Person zu erlangen. [Vgl. ROE: Wind; vgl. LDR: Wind]. Nach einer anderen These könnte sich die Wendung allgemeiner auf die abweisende Handbewegung beziehen. [Vgl. DUR: Wind; vgl. ROE: Wind]. - Entstehungszeit: 16. Jh. [WPE: Wind]; 15. Jh. [KUE I: Wind] -

Realienkundliches: Innerhalb des Sachsenspiegels 1224/35 befindet sich eine Belegstelle mit Bezug auf das dreimalige Schlagen in den Wind, wenn der Kontrahent nicht zum Zweikampf erscheint:

§ 5
Die klegere sal irst in den warf komen; of die andere to lange in irret, die richtere sal ine laten vore eschen den vronen boden in deme huse, dar he sik inne gerwet, unde sal tvene scepenen mede senden. Süs sal man ine laden to deme anderen unde to deme dridden male. Ne kumt he to der dridden ladunge nicht vore, die klegere sal up stan, unde sik to kampe bieden, unde sla tvene slege unde enen steke weder den wint. Dar mede hevet he jenen verwunnen sogedaner klage, alse he ine an gesproken hevet, unde sal ime die richtere richten, alse of he verwunnen were mit kampe. [Sachsenspiegel I 63, §5]

Diastratik: umgangssprachlich [eWDG: Wind] - Semantische Prozesse: sprichwörtliche Redensart; auch pejorativ - Interlingual Kompatibles: dän.: slå noget hen [PONS]; engl.: to throw [or cast] sth to the wind [PONS]; nl.: (een raad/waarschuwing) in de wind slaan [PONS]; span.: echar en saco roto [PONS] - Figuriertheit: Drastik

 

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Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



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