Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Inhalt:

Stein und Bein

Stein und Bein: Stein und Bein schwören

Umschreibung: etwas nachdrücklich versichern [DUO: Stein]; leidenschaftlich beteuern, dass... [eWDG: Stein]

Analyse der Bedeutung: Zur Etymologie von ‚Stein‘ vgl. ↑jmdn. steinigen / gesteinigt werden (für etw.).
Das Neutrum ‚Bein‘ weist innerhalb des germanischen Sprachraumes die Formen ahd. sowie mhd. bein im Sinne von ‚Knochen‘, ‚Bein‘, ‚Ober- und Unterschenkel‘, asächs. und mnd. bēn, mnl. als auch nl. been, afries. bēn, aengl. bān, engl. bone und anord. bein mit dem Bedeutungsspektrum von ‚Bein, Knochen, Oberschenkel‘ auf. [Vgl. WPE: Bein].
Der Phraseologismus Stein und Bein schwören wird einerseits auf eine rechtsgültige Schwurgestik und andererseits auf die Eigenschaft (d. h. Bruchfestigkeit) der beiden Materialien zurückgeführt. [Vgl. DWB1: Bein]. Mit Blick auf den Rechtskontext wurde beim Leisten eines Schwures die Hand im Heidentum auf einen heiligen Stein und im Christentum auf einen Altarstein oder auf ein Reliquiengefäß mit den Gebeinen einer heiligen Person gelegt. [Vgl. DUO: Stein; vgl. LDR: Stein; vgl. ROE: Stein].
Wie bei der materialbezogenen These erklärt sich auch aus der rechtlichen Überlegung die Beteuerung bzw. Verstärkung der Aussage, die im übertragenen Sinne erzielt werden soll. [GG] - Entstehungszeit: frühes 16. Jhs. [LDR: Stein] - 

Realienkundliches: Im Parzival des Wolframs von Eschenbach erfolgt die Eidesleistung unter Berührung einer kefse, d. h. eines ‚Reliquienbehälters‘ [MHML: kafse, kafs, kefse, kefs] bzw. eines heiltuoms, d. h. eines ‚Heiligtum‘, einer ‚Reliquie‘ [MHML: heiltuom]. Theoretisch, jedoch weniger wahrscheinlich, könnte es sich auch um den Speer handeln, auf den der Eid geleistet wird:

dâ wart niht langer dô gebiten,
si bêde und ouch diu vrouwe riten
vür ein clôsen in eins velses want.
eine kefsen Parzivâl dâ vant:
ein gemâlet sper derbî dâ lent.
der einsidel hiez Trevrizent.
Parzivâl dô mit triuwen vuor:
er nam daz heiltuom, drûf er swuor.
sus stabte er selbe sînen eit.
[Spiewok 2018: Parzival, I 5, 268, 25–269, 3]

Diastratik: umgangssprachlich [DUO: Stein] - Semantische Prozesse: Zwillingsformel (Stein und Bein); sprichwörtliche Redensart; auch ironisierend oder scherzhaft - Interlingual Kompatibles: engl.: to swear by all that's holy [or ugs all the gods] that one did sth [PONS]; engl.: to swear blind that... [PONS]; nl.: bij hoog en (bij) laag zweren [PONS]; span.: jurar por todos los santos [PONS] - Figuriertheit: Hyperbel - Querverweis: ↑Gift darauf nehmen können; ↑(sich) etw. hoch und heilig schwören

 

* * *

 

Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Zusatzinformationen:

Ende dieses Seitenbereichs.