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Rolle

Rolle: aus der Rolle fallen

 

Umschreibung: jemand benimmt sich sehr unpassend, sehr ungehörig [vgl. DUZ: aus der Rolle fallen]; gegen die Anstandsregeln verstoßen; sehr grob werden [DUG: 22787]

Historische Analyse: Dieser Phraseologismus ist der Sprache der Schauspieler entnommen: Fällt jemand aus der Rolle, hält er sich nicht an den vom Regisseur bzw. dem Stück vorgegebenen Text und verkörpert nicht mehr vollständig die von ihm zu spielende Rolle, er fällt hinaus und spielt "mehr sich selber" [DUG: 22787]. Die übertragene Bedeutung bezieht sich dabei auf den Aspekt, abrupt nicht mehr derjenige zu sein, als der man von anderen wahrgenommen wird. Ähnlich dem Phraseologismus die Maske fallen lassen spielt diese Wendung mit dem Zusammenbrechen der Dichotomie Bühnenwirklichkeit und Realität, da hinter einer vermeintlich bekannten Person eine weitere zutage tritt [JR]. - Entstehungszeit: 17. Jh. [JR] - Gebräuchlichkeit: - Faux Amis: - Fremdsprachen:

 

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Rolle: eine Rolle anlegen wie

 

Umschreibung: sich Handlungsmuster zurechtlegen [JR]

Historische Analyse: Die Überlegung, wie eine Rolle anzulegen ist, bezeichnet im Theater die Auseinandersetzung, wie der Text, welcher auf der (Schrift-)Rolle steht, zu spielen ist. Im übertragenen Sinn wird überlegt, wie funktional definierte Rollen, z. B. öffentliche Ämter, ausgeführt werden sollen [JR]. - Entstehungszeit: - Gebräuchlichkeit: - Faux Amis: - Fremdsprachen:

 

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Rolle: eine tragische Rolle spielen

 

Umschreibung: unglücklich in ein Geschehen involviert sein [JR]

Historische Analyse: Spielt etwas oder jemand eine tragische Rolle, wird eine Analogie zwischen seiner Funktion innerhalb eines Vorganges zu einer Rolle in einer Tragödie hergestellt [JR]. - Entstehungszeit: - Gebräuchlichkeit: - Faux Amis: - Fremdsprachen:

 

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Rolle: in eine andere Rolle schlüpfen

 

Umschreibung: kurz eine andere Verhaltensweise ausprobieren [JR]

Historische Analyse: schlüpfen, zurückgehend auf mhd. slupfen [LEX], impliziert das schnelle Hineinbewegen in etwas, so wie man auch in einen Mantel hineinschlüpfen kann. Schlüpft man in eine Rolle, wird daher ein Bezug zum schnellen und vor allem auch nur vorübergehenden Wechsel z. B einer gesellschaftlichen Zuschreibung gesprochen (vgl. auch engl. slip, "hineinrutschen") [JR]. - Entstehungszeit: - Gebräuchlichkeit: - Faux Amis: - Fremdsprachen:

 

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Rolle: jmd. / etw. hat (seine Rolle) ausgespielt

 

Umschreibung: jmd./etw. ist nicht mehr wichtig [JR]

Historische Analyse: Hat jemand seine Rolle zu Ende gespielt/ ausgespielt, ist im übertragenen Sinn die Vorstellung bzw. aufgebaute Fiktion, die er gegeben hat, zu Ende (vgl. auch keine / eine (+Adj./tragende) Rolle spielen). Es ist davon auszugehen, dass die Rolle hier die gesellschaftliche Relevanz einer Person beschreibt und daher das Ende des Rollen-Spiels auch das Ende der Funktion einer Person für jemanden thematisiert [JR]. Ähnlich argumentiert auch Grimm, der das Ende eines Funktionsaufbaus ins Zentrum rückt: "er hat seine rolle ausgespielt, seine rolle ist ausgespielt, besonders im sinne "er ist abgethan, er kann keinen eindruck mehr machen, nicht mehr blenden"" [DWB: Rolle]. In verkürzter Form existiert die Variante etwas/jemand hat ausgespielt. Dieser Phraseologismus wird auch von Jürgen Ehrenmüller (vgl. 2012, 320) im Rahmen der Spielerischen WortSchätze behandelt. Er stellt in einer anderen Deutung fest, dass "wer das Spielen beendet hat", nicht mehr "Teil der Sphäre des Spiels", und deshalb "jemand nicht mehr im Bereich des Wohlwollens eines anderen" sei (ebd.). - Entstehungszeit: - Gebräuchlichkeit: - Faux Amis: - Fremdsprachen:

 

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Rolle: keine / eine (+Adj./tragende) Rolle spielen

 

Umschreibung: für eine Person oder Sache (nicht) wichtig sein [DUZ: eine Rolle spielen]

Historische Analyse: Spielt jemand am Theater wörtlich eine Rolle, verkörpert er eine Gestalt und ist daher im Zuge der Aufführung wichtig. Im übertragenen Sinn wird allerdings nicht der Wirkungskreis verändert. Der ausschließlich den Wirkungskreis verändernde Phraseologismus eine Rolle spielen würde "nicht man selber sein" bedeuten . Hier wird bei der Übertragung der Aspekt des Unverzichtbaren betont, indem der Aktant der Verbalverbindung eine Rolle spielen semantisch als wichtig festgelegt ist. Durch die Verankerung dieser Bedeutung auf valenzgrammatischer Ebene können auch Abstracta als Agens auftreten, siehe den "weltanschaulichen Hintergrund" oder die "Höhe des Sieges" bei den Belegstellen. Das Spiel mit der Dichotomie zwischen sich selbst und einer gespielten Rolle ist nicht Teil der übertragenen Bedeutung [JR]. - Entstehungszeit: - Gebräuchlichkeit: - Faux Amis: - Fremdsprachen: engl. to play a role [LEO]

 

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Rolle: Rollenspiel

 

Umschreibung: spielerisch nachgeahmtes Rollenverhalten [DUW: Rollenspiel]; Nachahmung der Handlungsweisen anderer Personen [JR]

Historische Analyse: In seiner wörtlichen Bedeutung ist das Spiel mit Rollen eine Paraphrase des Schauspiels selbst; im übertragenen Fall ist jedoch der soziologische Rollenbegriff anzuwenden. In einem Rollenspiel wird daher versucht, die Handlungsweisen anderer Personen nachzuahmen, es handelt sich um eine Art Schauspiel – nicht mit fiktiven, sondern anderen, realen Rollen [JR]. - Entstehungszeit: - Gebräuchlichkeit: - Faux Amis: - Fremdsprachen: engl. role-playing; frz. jeu de rôle; span. juego de rol [LEO]  

 

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Rolle: sich in die Rolle / Welt eines anderen hineinversetzen

 

Umschreibung: einfühlend sein [ROR: 5043]

Historische Analyse: Die Identifikation mit einer Rolle im Theater aus Sicht des Publikums ist wesentlicher Teil des Aufführungserlebnisses. Der Zuschauer versucht, die Handlungsgründe einer dargestellten Rolle zu verstehen und denkt – wozu er oft auch durch das Stück aufgefordert wird – über den Charakter einer Figur nach. Übertragen führt man sich die Aufgaben jeder beliebigen Person vor Augen [JR].

 

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Rolle: sich in einer Rolle gefallen

 

Umschreibung: mit sich selbst in seinen Funktionen und Aufgaben zufrieden sein [JR]

Historische Analyse: Die im soziologischen Sinn von jemandem ausgefüllte Rolle nimmt im übertragenen Sinn Bezug auf Darsteller, die meinen, dass die von ihnen präsentierte Rolle zu ihnen passe [JR].

 

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Projektleitung

Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr.

Wernfried HOFMEISTER



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